Die Wildschweine haben sich in der Nordostschweiz rasant vermehrt. Dies führt zu grossen Schäden in der Landwirtschaft. Bauern fordern die Behöden auf, das Schwarzwild intensiver zu bejagen.
Für die Bauern im Weinland und im Bezirk Bülach ist die Lage zum Verzweifeln. Trotz Umzäunung dringen die Wildschweine in ihre Felder ein und richten grosse Schäden an.
Durchbrechen Elektrozaun
„Wildschweine dringen in unser Weizenfeld ein, obwohl wir die ganze Parzelle mit einem Elektrozaun gesichert haben“, erklärt der Landwirt und Kantonsrat Michael Welz aus Oberembrach in der Samstagsausgabe des „Zürcher Unterländers“ die missliche Lage. Sobald das Leittier den Zaun durchbricht, folgen auch die anderen Mitglieder der Rotte, fährt er fort.
Das Schwarzwild bedient sich aber nicht im Weizen, sondern verwüstet auch Mais- und Rapsfelder und sogar Rinderweiden, wie Bauer und Jäger René Spinner ausführt. Und die Schäden fallen massiv stärker aus als in den vergangenen Jahren, berichten die Bauern der Region.
Zweimal statt nur einmal trächtig pro Jahr
Gründe für die „invasive“ Vermehrung der Wildschweine gibt es mehrere. So fanden die Tiere vergangenen Herbst ein üppiges Futterangebot, zudem sagt den Vierbeinern der Lebensraum mit den vielen Wäldern zu. Das führt auch dazu, dass immer wie mehr Schweine aus dem Norden in das Unterland strömen. Der Rhein ist für die Tiere kein Hindernis, welches sie nicht bewältigen könnten. Wildschweine sind gute Schwimmer.
Der wohl wichtigste Grund für das starke Ausbreiten ist aber der verkürzte Geburtenzyklus. So gebären die Weibchen immer noch Junge, obwohl dies normalerweise zwischen Februar und Mai geschieht. Die Weibchen haben zweimal statt nur einmal jährlich Frischlinge. Zudem sind die Weibchen bereits im ersten Lebensjahr geschlechtsreif. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) haben sich die Bestände seit dem Jahr 2000 schweizweit verdoppelt. Experten gehen davon aus, dass im Gebiet Bülach/Weinland zwischen 700 und 1000 Wildschweine umhertummeln.
Mehr Abschüsse gefordert
Die Bauern fordern nun ein stärkere Bejagung der Bestände. Zumal auch die Gefahr besteht, dass durch die höhere Anzahl Tiere die Gefahr des Ausbruches der klassischen Schweinepest steigt. Doch die intelligenten Tiere, welche sehr gut hören und riechen, sind schwierig abzuschiessen. So sagte Urs Philipp vom Zürcher Fischerei- und Jagdverwaltung gegenüber „20 Minuten“, dass der Zeitaufwand für den Abschuss eines Wildschweins zwischen 60 und 80 Stunden betrage.
Um noch mehr Schäden zu verhindern, werden die Weibchen während der Fruchtzeit auf freiem Feld erlegt. Jäger Reinhard Widmer erklärte gegenüber dem „Zürcher Unterländer“, dass die Weibchen diese Stelle meiden würden. Doch diese suchen nur während des Tages Schutz im Wald, in der Nacht würden sie wieder in die Mais- und Weizenfelder zurückkehren.
Auch im Thurgau grosses Problem
Wildschweine verursachen auch grössere Schäden im Thurgau. Landwirt Urban Dörig aus Diessenhofen TG schätzt diesen gegenüber „20 Minuten“ auf über 10’000 Franken, trotz Elektrozaun. Auch für Bauer Stefan Keller aus Frauenfeld ist die Sachlage klar. Er fordert mehr Jäger. „Die Tiere, die Schäden anrichten, sollten sofort erschossen werden“, stellt er klar. Dies sei die wirksamste Methode, die Tiere von den Feldern fernzuhalten.


