«Plastik vom Acker» liefert in Zukunft eine neue Bioraffinerie der Universität Hohenheim, die am vergangene Woche eingeweiht worden ist.
Gemeinsam mit ihrem Team hat Prof. Andrea Kruse auf der Versuchsstation „Unterer Lindenhof“ ein Bioraffinerie-Technikum errichtet, das erstmals in einem kontinuierlichen Prozess aus Chinaschilf ein Ausgangsprodukt für Biokunststoffe herstellen wird, später auch aus Biomaterialien wie Grasabschnitten, Chicoréewurzeln oder Altbackwaren.
Nach Angaben der Universität arbeitet die Wissenschaftlerin seit Jahren daran, aus Biomasse sogenannte Plattformchemikalien der Bioökonomie zu erzeugen. Das wichtigste sei Hydroxymethylfurfural (HMF), eine Substanz, aus der beispielsweise Getränkeflaschen, Lebensmittelverpackungen, Fasern für Autositze, Nylon für Strümpfe, Sportbekleidung und Autoteile hergestellt werden könnten. Die nährstoffreiche Lösung, die bei der Produktion in der Bioraffinerie als Reststoff anfalle, könne über eine Biogasanlage auf das Feld zurückgeführt werden.
„Bei dem Verfahren durchlaufen wir verschiedene Schritte“, erläuterte Kruse bei der Einweihung. Gestartet werde mit der Umwandlung von Lignocellulose aus dem Chinaschilf in Zucker, und zwar mit Wasser und Säure. In einem nächsten Schritt werde dieser Zucker zu HMF, das anschliessend aus der wässrigen Lösung abgetrennt werde. Nachdem diese Schritte im Labor gut funktioniert hätten, sei man jetzt zum technischen Massstab übergegangen, hob die Wissenschaftlerin hervor.
Nicht nur am Anfang der Verfahrenskette, sondern auch bei den Endprodukten seien modulare Erweiterungen geplant. Bei der Vorbehandlung des Chinasschilfs entstehe nämlich nicht nur Zucker, sondern auch Lignin, aus dem man wiederum Furfural und Phenole gewinnen könne. Dies seien die Ausgangsstoffe für Kunstharz, aus dem biogene Spanplatten und Sperrholz entstehen könnten.


