Die Landwirte in Polen planen offenbar eine Ausweitung ihrer Protestmassnahmen. Mitte Januar hatte die westpommersche Fachabteilung «Landwirtschaft» der polnischen Gewerkschaft «Solidarność» regional Traktorendemos, Strassensperren und Aufmärsche organisiert, um auf die prekäre wirtschaftliche Lage der Bauern aufmerksam zu machen.
Im Anschluss zeigten sich die Gewerkschaftler jedoch unzufrieden mit den Reaktionen der Regierung in Warschau und kündigten weitere Demonstrationen an.
Demos ins Grossstädten
Kritisiert wird insbesondere, dass Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk es bisher abgelehnt hat, mit den Bauern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Nach den bisherigen Protesten mit einigen hundert Schleppern in den ländlichen Regionen Westpommerns, Oppelns und anderer Landesteile soll nun die Gangart verschärft werden.
Ab dem 5. Februar werden laut den Veranstaltern mindesten 3’000 Landwirte mit 1’000 Traktoren auf die Strasse gehen. Die Kundgebungen sollen dabei in die Grossstädte verlagert werden, um den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen. Weitere Eskalationsstufen sollen sich schon in der Vorbereitung befinden.
Schere zwischen Kosten und Erlösen
Anlass für die Proteste sind «Solidarność» zufolge die sich rapide verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen in der Agrarwirtschaft. Ursache dafür seien die anhaltende Corona-Pandemie, Tierseuchen und wiederkehrende Dürren, aber auch die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Kosten und Erlösen. Die Gewerkschaft schätzt die Lage in der Landwirtschaft inzwischen als so schlecht ein, dass nur ein sofortiger politischer Eingriff den Sektor stabilisieren kann. Ansonsten drohten strukturelle Brüche in dieser essentiell wichtigen Branche.
Protestiert wird aktuell auch in anderen Regionen des Nachbarlandes, hier allerdings gegen die polnischen Töchter der Firmen Nordzucker und Südzucker. Die Rübenbauern sind unzufrieden mit den Lieferbedingungen
und Preisen, die nicht mehr im Einklang mit den explodierenden Produktionskosten stünden. Medienberichten zufolge wird von den beiden Unternehmen unter anderem ein Mindestpreis von 35,00 Euro (36,30 Fr.) für die Tonne Zuckerrüben, bessere Konditionen in der Abwicklung und transparente Anbauverträge verlangt.