Am Sonntag wird über die Trinkwasser- und Pestizidinitiative abgestimmt. Für die Schweizer Landwirtschaft sind dies beiden wichtigsten Abstimmungen seit 25 Jahren. Wir haben Euch die wichtigsten Argumenten für und gegen die Agrarinitiativen aufgelistet. Auf schweizerbauer.ch halten wir Sie über den Abstimmungsausgang auf dem Laufenden.
Pro-Argumente:
«Bio-Bauern zeigen, dass es geht»
Gleich zu Beginn der SRF-Sendung «Arena» zur Pestizidinitiative sagte Grünen-Nationalrätin Regula Rytz (BE), es seien schon Tausende von Bauern, die auf dem richtigen Weg seien. Sie meinte damit die über 7000 Bio-Bauern, die ohne synthetische Pestizide produzieren. Obwohl Bio Suisse die Trinkwasser-Initiative ablehnte, traten einige Produzenten für 2× Ja ein. Etwa Stephan Jaun oder Roland Lenz.
«Eine Million Leute trinken Gift-Wasser»
«Über eine Million Schweizer konsumieren Trinkwasser, das mit Pestizidrückständen über dem Grenzwert belastet ist.» Das heisst es auf der TWI-Website. Laut dem Bundesamt für Umwelt überschritten zahlreiche Wasserfassungen den Grenzwert von 0,1 µg/l Wasser (Stand: 6.2.2020) bei Chlorothalonil-Metaboliten. Gemäss dem Schaffhauser Kantonschemiker Kurt Seiler seien so eine Million Leute betroffen.
«Pestizide sind überall / Cocktail-Effekt»
Das Babybild auf den Plakaten für ein Ja zur Pestizidinitiative polarisierte und sprach die Leute emotional an. Die Botschaft war klar: Pestizide sind überall, sogar in den Säuglingen. Gleichzeitig häuften sich Medienartikel, die Studien zitierten, die an allen möglichen Orten Pestizide fanden. Beide Ja-Lager warnten vor einer gegenseitigen Beeinflussung von Wirkstoffen, die sich im Wasser angesammelt hätten: dem Cocktail-Effekt.
Contra-Argumente
«Steigende Lebensmittelimporte»
Der Schweizer Bauernverband (SBV) rechnete mit mind. 30 Prozent weniger einheimischen Lebensmitteln bei einer Annahme der Trinkwasserinitiative. Stattdessen kämen die Produkte aus dem Ausland. Gewarnt wurde entsprechend auch vor der Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland. Auf den Plakaten der IG BauernUnternehmen und der 2×-Nein-Kampagne um den SBV prangte dieses Argument an vorderster Front.
«Nur betriebseigenes Futter geht nicht»
Im Initiativtext zur TWI steht, dass künftig nur Direktzahlungen erhalten soll, wer einen Tierbestand hat, der mit dem auf dem Betrieb produzierten Futter ernähren werden kann Obwohl die Initianten zurückruderten und sich auf Importfutter beschränkten, mobilisierte dies Geflügel- oder Schweineproduzenten und Bergbauern für den Abstimmungskampf. Sie hatten den Initiativtext auf ihrer Seite.
«Lebensmittelpreise steigen»
«Regionale Lebensmittel massiv verteuern» war das Hauptargument der 2×-Nein-Kampagne der IG Zukunft Pflanzenschutz. Darin vertreten waren die Gemüse-, Obst- und Weinproduzenten sowie Gärtner und Verarbeiter. Schützenhilfe erhielten sie auch finanziell vom Wirtschaftsverband Economiesuisse. Durch höhere Preise wurde mehr Einkaufstourismus befürchtet, was die Gegenseite teils sogar bestätigte.
Zwei Volksinitiativen
Die Pestizid-Initiative fordert ein Verbot synthetischer Pflanzenschutzmittel in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege. Verboten werden soll auch der Import von Lebensmitteln, die mit synthetischen Pflanzenschutzmittel hergestellt wurden oder die solche enthalten.
Die Trinkwasser-Initiative verlangt, dass nur noch Bauern Direktzahlungen erhalten, die auf Pflanzenschutzmittel, vorbeugend oder systematisch verabreichte Antibiotika und zugekauftes Futter verzichten. Auch die landwirtschaftliche Forschung, Beratung und Ausbildung soll nur unter diesen Bedingungen Geld vom Bund erhalten.