Ein Überblick über Namen und Positionen:
SIE SIND IM SPIEL
PIRMIN BISCHOF: Der Solothurner Ständerat Pirmin Bischof politisiert seit 2007 unter der Bundeshauskuppel, von 2007 bis 2011 als Nationalrat und seither als Ständerat. Handicap des Rechtsanwaltes könnte sein Alter sein, er ist bereits 65 Jahre alt. Er arbeitet in gleich vier Kommissionen mit und befasst sich mit Themen aus Wirtschaft, Gesundheit, Umwelt- und Energiepolitik sowie mit Aussenpolitik. Vor der Wahl Amherds hatte er mit Rücksicht auf seine Familie auf eine Bundesratskandidatur verzichtet.
MARTIN CANDINAS: Der 44-jährige Bündner Nationalrat Martin Candinas wollte sich bisher noch nicht zu einer Kandidatur äussern. «Heute stellt sich nicht die Frage, wer ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin wird. Heute muss man die enorme Arbeit von Bundesrätin Viola Amherd würdigen», sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nach der Rücktrittsankündigung von Amherd. Candinas ist seit 2011 Nationalrat. 2022/2023 war er Nationalratspräsident und damit formal der höchste Schweizer. Von 2012 bis 2021 war er Mitglied des Präsidiums der damaligen CVP Schweiz. Der ausgebildete Sozialversicherungsfachmann sitzt in der Sicherheitspolitischen Kommission und der Kommission für Verkehr- und Fernmeldewesen.
STEFAN ENGLER : Der Bündner Ständerat Stefan Engler ist seit 2011 Ständerat und derzeit erster Vizepräsident der kleinen Kammer - im kommenden Jahr wird er voraussichtlich Ständeratspräsident. Er befasst sich schwerpunktmässig mit Themen aus den Bereichen Umwelt, Energie, Raumplanung und Verkehr und ist zudem Mitglied der Staatspolitischen Kommission. Er kann als ehemaliger Regierungsrat seines Kantons Exekutiverfahrung vorweisen. Engler ist 64 Jahre alt.
ANDREA GMÜR-SCHÖNENBERGER : Die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger präsidiert die Sicherheitspolitische Kommission der kleinen Kammer. «Bietet sich die Gelegenheit, überlegt man sich das», liess sie sich in der «Schweiz am Wochenende» zitieren. Dass sie als mögliche Kandidatin genannt werde, freue und ehre sie. Ihr seien die Dossiers der abtretenden Verteidigungsministerin ebenso bekannt wie die Menschen im Verteidigungsdepartement. Neben der Sicherheitspolitischen Kommission arbeitet sie auch in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen mit. Gmür-Schönenberger ist 60 Jahre alt und ausgebildete Gymnasiallehrerin.
ELISABETH SCHNEIDER-SCHNEITER: Elisabeth Schneider-Schneider, Nationalrätin aus dem Kanton Basel-Landschaft, will noch abwarten mit einem Entscheid, wie sie der «Schweiz am Wochenende» sagte. Sie wolle wissen, wer ins Rennen steige. Spitzenjobs in der Mitte-Partei dürften indes nicht nur von Männern besetzt werden. Die 60-jährige Juristin ist seit 2010 Nationalrätin und ist Mitglied der Aussenpolitischen Kommission.
PHILIPP KUTTER: Der Zürcher Nationalrat Philipp Kutter hat Interesse an einer Kandidatur signalisiert. Zurzeit prüft der 49-Jährige, ob er trotz Tetraplegie als Nachfolger von Amherd antreten kann, wie die «Sonntagszeitung» schrieb. «Ich überlege mir grundsätzlich, für das Amt als Bundesrat zu kandidieren», sagte Kutter demnach. Für ihn wäre ein Bundesrat im Rollstuhl ein starkes Zeichen für die Inklusion. Kutter ist seit 2018 Nationalrat und setzt laut seiner Webseite die politischen Schwerpunkte bei Bildung, Wirtschaft und Klima. Er ist zudem Stadtpräsident von Wädenswil ZH und ehemaliges Mitglied des Zürcher Kantonsparlaments. Er hat ein Studium in Geschichte, Medienwissenschaften und Politologie absolviert und führt mit seiner Frau eine Kommunikationsagentur.
HEIDI Z'GRAGGEN: Die Urner Ständerätin Heidi Z'graggen, die 2018 mit Viola Amherd auf dem Bundesratsticket stand und bei der Wahl unterlag, wird von den Mitte-Frauen als mögliche Kandidatin ins Spiel gebracht. Z'graggen ist ausgebildete Lehrerin und Politikwissenschaftlerin und seit 2019 Ständerätin. Die 58-Jährige arbeitet unter anderem in der Staatspolitischen Kommission und in der Rechtskommission mit. Von 2004 bis 2020 war sie Urner Regierungsrätin.
SIE HABEN ABGESAGT
PHILIPP MATTHIAS BREGY: Für den Oberwalliser Nationalrat und Fraktionschef der Mitte-Partei, Philipp Matthias Bregy, kommt eine Kandidatur als Bundesrat «derzeit nicht infrage». Für ihn geht derzeit die Familie vor: Die Chance Bundesrat zu werden, könne wieder kommen, schrieb er auf X. «Die Chance, die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen, kommt sicher nie mehr.» Der 46-jährige Rechtsanwalt aus Naters VS ist derzeit Mitglied der Wirtschafts- und der Rechtskommission, hat sich aber in früheren Jahren auch mit Verkehrspolitik befasst.
ISABELLE CHASSOT: Die Freiburger Ständerätin Isabelle Chassot trat jüngst als Präsidentin der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Credit Suisse ins Rampenlicht und verschaffte sich nationale Bekanntheit. Die 59-Jährige kennt das Regieren aus ihrem Heimatkanton und hat viel Erfahrung auf Bundesebene. Bundesrätin möchte sie aber nicht werden, wie sie nach Amherds Rücktritt im Westschweizer Fernsehen RTS sagte. Chassot will sich laut eigener Aussage nach dem Ende der PUK-Arbeit auf die politische Tätigkeit im Ständerat konzentrieren.
GERHARD PFISTER: Der im Sommer abtretende Mitte-Präsident Gerhard Pfister will nicht Bundesrat werden. Er habe beschlossen, nicht für die Nachfolge von Amherd zu kandidieren, wie er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen sagte. Er habe sich natürlich gefragt, ob er das Amt ausführen könnte «Und bei aller Bescheidenheit: Ich würde mir das Amt zutrauen», sagte er. Aber er habe sich auch gefragt, ob das Amt zu ihm passe. Und da sei er zum Schluss gekommen: nein. Wer ihn näher kenne wisse, dass er kein glücklicher Bundesrat wäre. Er liebe den Diskurs, er debattiere und streite gerne. «Dazu brauche ich eine gewisse persönliche Freiheit», sagte Pfister. Als Parteipräsident habe er die, als Bundesrat «sicher nicht mehr».
BENEDIKT WÜRTH: Der St. Galler Mitte-Ständerat Benedikt Würth hat sich gegen eine mögliche Bundesratskandidatur ausgesprochen. «Bundesrat zu werden, steht nicht mehr in meiner Lebensplanung», schrieb er in einer Mitteilung. Das Thema Bundesrat sei für ihn abgehakt. Er fühle sich in seinen heutigen politischen und beruflichen Aufgaben ausserordentlich wohl und werde diese mit hohem Engagement weiterführen. Der 56-jährige Rechtsanwalt und frühere St. Galler Regierungsrat war von den Medien als Anwärter für einen Bundesratssitz gehandelt worden, obwohl er wie Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) aus dem Kanton St. Gallen stammt.