Die langjährige Aargauer Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel tritt vorzeitig aus dem Parlament zurück. Die 65-jährige Aargauerin machte sich vor allem als Gesundheits- und Sozialpolitikerin einen Namen. Neu in den Nationalrat kommt der Weinbauingenieur Andreas Meier. Er führt in Würenlingen einen Weinbaubetrieb.
Humbel bestätigte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine Meldung von CH Media. Sie werde per 26. Februar 2023 aus dem Nationalrat zurücktreten, sagte sie. Ihr letzter ordentlicher Sitzungstag der Wintersession werde am kommenden Freitag sein.
Druck innerhalb der Kantonalpartei
Humbel hatte bereits im Sommer angekündigt, sie werde im Oktober 2023 nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Sie war im September 2003 als Vertreterin der damaligen CVP in den Nationalrat nachgerückt. Zuvor war sie 22 Jahre lang Mitglied des Aargauer Kantonsparlaments gewesen. 2014 hatte Humbel ohne Erfolg für einen Sitz im Ständerat kandidiert.
Die Juristin und frühere Orientierungslauf-Spitzensportlerin aus Birmenstorf bestätigte auch, es habe innerhalb ihrer Kantonalpartei «einen gewissen Druck» gegeben, dass sie «Platz mache». Es ging darum, dass sie aus taktischen Gründen vorzeitig zurücktreten sollte – um ihrem Nachfolger bessere Wahlchancen zu ermöglichen.
Im Sommer aus Kantonsrat ausgetreten
Für sie nachrücken soll der Winzer Andreas Meier. Dieser landete bei den Nationalratswahlen 2019 auf dem ersten Ersatzplatz der Mitte-Liste, hinter den gewählten Humbel und Marianne Binder (64). Meier trat bereits vor den Sommerferien aus dem Kantonsparlament zurück. Der 60-Jährige aus Klingnau und Mitglied des Vorstands der Kantonalpartei wies in seinem Rücktrittsschreiben darauf hin, er könne in den Nationalrat nachrücken. Die Partei selbst hatte nur Meiers Rücktritt aus der Kantonalpartei vermeldet.
Meier ist Inhaber des Weinguts Sternen in Würenlingen AG. «Ich setze mich für das produzierende Gewerbe, für KMU und für einen offenen Markt ein», sagte er im Juni 2019 zur «Aargauer Zeitung». Er will nicht zu viel Aufgaben dem Staat überlassen. «Mehr Aufgaben für den Staat bedeuten immer auch mehr Ausgaben für uns», sagte er weiter. Er setze sich Beruf wie in der Politik für vernünftige Lösungen ein.
«Klassischer Bürgerlicher»
Er sei ein klassischer Bürgerlicher und politisiere ganz im Sinne der CVP. Er verbinde wirtschaftliche Freiheit mit sozialer Verantwortung und ökologischer Nachhaltigkeit. «Das vertrete ich zu 100 Prozent», so Meier. Als Biowinzer habe er ein Flair für Natur und Landschaft, führte er weiter aus.
Der Wein- und Obstbauingenieur HTL sagte anlässlich der Nationalratswahlen 2019 auf der Website des Aargauer Bauernverbandes: «Die Landwirtschaft braucht Produktepreise, die den schweizerischen Verhältnissen angemessen sind. Ihre Dienste an der Öffentlichkeit müssen abgegolten werden. An Sachlichkeit in der Debatte gewohnt will ich mitwirken, eine bürgerliche Mitte zu stärken - für Eigenverantwortung, Bildung und Forschung.»
Die Mitte hatte bei den letzten Wahlen 2019 einen zweiten Sitz im Nationalrat erobert. Den Sitz gewann Parteipräsidentin Marianne Binder.