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BLW will Werbung für Billig-Fleisch verbieten

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Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) denkt darüber nach, Werbung für Fleisch-Aktionen zu verbieten. Rabatte für Fleisch seien einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich, zitiert die «NZZ am Sonntag» den BLW-Vizedirektor Adrian Aebi.

 

Aktionen für Fleisch werden vom Detailhandel im TV, Zeitungen oder Internet mit viel Geld beworben: «Rindswestern-Steak zum Top-Preis von 1,85 statt 3,75 Fr./kg» bei der Migros, «Schweizer Pouletbrüstli für 1,49 Fr. statt 2,33 Fr./kg» bei Lidl oder der «Schweinehals zum Toppreis von 9.90 für 800 g» bei Denner sind da nur einige Beispiele. Fleischaktionen dienen dazu, Kunden in die Läden zu locken.

 

Doch damit soll bald Schluss. «Rabatte für Fleisch sind oft reine Frequenzbringer. Das entspricht nicht der Wertigkeit von Fleisch und ist einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich», sagte Adrian Aebi, Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft, gegenüber der «NZZ am Sonntag».

 

Klöckner möchte Werbeverbot für Fleisch

 

Das Bundesamt orientiert sich an Deutschland. Agrarministerin Julia Klöckner ist die Werbung für Billigfleisch ein Dorn im Auge. Dies habe zu einem Wettlauf um das günstigste Angebot bis hin zum unethisch niedrigen Preis geführt, erklärte sie vergangenes Jahr. Sie wolle sich deshalb für ein Verbot von Werbung mit Fleischpreisen einsetzen.

 

Es sei fatal, wenn gerade Fleisch als Ramschware über die Theke gehe, argumentierte Klöckner im Januar 2021 gegenüber dem «Tagesspiegel am Sonntag». Dafür hätten Tiere gelebt und seien geschlachtet worden. Opfer der ruinösen Preisschlacht seien häufig die Landwirte, so die Agrarministerin weiter.

 

Bund könnte zwei Ziele erreichen

 

In der Schweiz sind die Pläne noch nicht so weit fortgeschritten. Mit der Sistierung der Agrarpolitik 2022+ hat der Ständerat den Bund verpflichtet, bis 2022 einen Bericht zu verfassen, wie die Agrarpolitik in eine ganzheitliche Politik für «gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» erweitert werden kann. Gemäss der «NZZ am Sonntag» will das BLW auch den Fleischkonsum in den Bericht integrieren.

 

Dieser soll sinken. Laut dem Umweltbericht des Bundesrates von 2018 ist der Fleisch- und Fischkonsum für mehr als 6 Prozent der Umweltbelastung der Schweiz verantwortlich. Der Fleischkonsum liegt bei rund 780 Gramm Fleisch pro Woche und Person. Empfohlen gemäss Lebensmittelpyramide wäre weniger als ein Drittel davon. Mit einer Reduktion des Konsums könnte der Bund zwei Ziele im Bereich Gesundheit und Klima erreichen.

 

Die Pläne der Verwaltung kommen nicht überall gut an.
Proviande

 

«Ein Skandal»

 

Die Idee kommt der Verwaltung stösst nicht auf Begeisterung. Nationalrat Mike Egger (SVP/SG), der bei der Migros-Tochter Micarna beschäftigt ist, zeigt sich verärgert. Es sei ein Skandal, ein solches Verbot nur schon in Erwägung zu ziehen, sagte er zur Zeitung. Man versuche, ein gesundes Lebensmittel zu verunglimpfen. Die Branchenorganisation Fleisch, Proviande, kann den Plänen wenig abgewinnen. Es sei nicht Sache des Staates, hier einzugreifen.

 

Im «Blick» wurde das mögliche Verbot ebenfalls thematisiert. Dort kommt Wagyu-Züchter Peter Hunkeler zu Wort. Er ist klar gegen das Verbot. Das sei ein «äs blöds Gstürm». «Wir sind mündige Bürger», sagt der Landwirt aus dem luzernischen Götzental zur Zeitung. «Beim Fleisch sei es wie beim Nikotin». «Man kann die Werbung verbieten, aber es wird trotzdem konsumiert», hält er fest. Das Produkt sei ein Genussmittel.

 

Baumann zufrieden

 

Erfreut über die Pläne der Verwaltung ist hingegen Bio-Landwirt und Nationalrat Kilian Baumann (Grüne/BE). Er forderte bereits im vergangenen Jahr den Bund dazu auf, den Konsum zu senken. Er stellte seinen 10-Punkte-Plan vor. Punkt 9 nimmt den Fleischkonsum ins Visier. «Die Fleischproduktion trägt einen erheblichen Teil zur Klimaerwärmung bei. Wir müssen deshalb unbedingt runter mit dem Konsum», sagte Baumann gegenüber dem «Blick».

 

Den Ansatz mit der Werbung unterstützt er. «Man hat beim Tabak und Alkohol gesehen, dass Werbeeinschränkungen wirken», so Baumann zur «NZZ am Sonntag». Auch der WWF ist mit der Stossrichtung zufrieden. «Es ist sinnvoll, wenn solche Konsumanreize gestrichen werden», sagte Eva Wyss vom WWF. Die Umweltorganisation möchte aber einen Schritt weitergehen. «Aus Umweltsicht sollte Fleischkonsum gar nicht mehr beworben werden», fordert Wyss.

 

Die Detailhändler geben sich zurückhaltend. Die Migros will sich dazu nicht äussern. Coop sagt zur «NZZ am Sonntag», dass sich Aktionen an Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden orientiere.

Kommentare (8)

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  • ueli keller | 27.08.2021
    Da Essen lebenswichtig ist ( Lebensmittel) dürfte damit überhaupt keine Werbung gemacht werden . Wird Werbung gemacht ,werden , dann wie wir die Akademikerhorden kostengerecht ausbilden !
  • B.A.U.E.R | 17.08.2021
    6% der Umweltbelastung... wenn man alle Prozente die irgendwo un den Medien herumgeistern zusammenzählt, dann hat ein Ganzes nicht 100%, sondern sicher 250%...
  • Andreas Messerli | 17.08.2021
    Andreas Messerli
    langsam hängt es mir zum Halse raus mit diesem Umweltbelastung Theater. 6 Prozent bei uns in der Kleinen
    Schweiz und rund um uns herum wird die Umwelt versaut aber wir haben ja einen Schutzschild über uns da kommt
    nichts Rein. Zum Fleisch es gibt doch bei uns in der Schweiz immer noch Leute die froh sind wenn sie ein günstiges Stückfleisch kaufen können ,nicht Jeder hat solche Gagen wie die Leute die mit solchen (unsinn)die Konsumenten
    Strafen. Christian G sagt es.
  • Christian G. | 17.08.2021
    Besser als die Werbung zu verbieten wäre es den Bauern einen Kostendeckenden Erlös für ihre Produkte zu garantieren. So könnten sich die Grossverteiler es sich nicht mehr leisten Fleisch zu billigstpreisen anzubieten und allen wäre recht getan! Auch Kontingente sind eine sehr gute Lösung um "Foodwaste" zu verhindern und damit CO2 einzusparen. Es kann nicht sein, dass man Getreide, Fleisch, Gemüse vernichten muss weil es zu viele billig Importe gibt und Überschüsse Produziert werden!
  • Beat Furrer | 17.08.2021
    Es würde jedem gut tun, dazu die Überlegungen von Ludwig von Mises einzubeziehen. Jede Regulation beinhaltet mehr Bürokratie. Und er sagt, dass es nur die freie Wirtschaft oder den Sozialismus (totalitär) gibt. Das BLW hat sich mit diesen Fragen nicht grundlegend auseinandergesetzt oder - sie missachten unsere Bundesverfassung. Denn die Bundesverfassung kann nur mit einem freien Wirtschaftssystem aufrechterhalten werden. Nicht mit Vorschriften und Regulierungen und Verboten.
  • Analyst | 17.08.2021
    Eigentlich richtig. Aber wenn schon, dann für alles Essen keine Werbung mehr. Dafür braucht es keine Werbung, denn essen muss jeder, nur haben es noch nicht alle bemerkt.
    Dass Bundesangestellte hier nur das Fleisch im Fokus haben zeigt, dass die linksgrüne Verseuchung auch dort angekommen ist.
  • Konsument | 16.08.2021
    Schön, wenn sich der Bund auch noch einmischt, was ich essen darf.
    • Lukas Siegenthaler | 17.08.2021
      Inwiefern betrifft ein Werbeverbot Ihre Essensgewohnheiten?

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