Was wir täglich essen, wird immer mehr zum Politikum. Für die Linken ist der Eingriff vonnöten, um das Klima und die Gesundheit zu schützen. Für die Bürgerlichen ist ein Eingriff in die Wahlfreiheit eine Bevormundung.
Ernährungssystem umbauen
In Bundesbern jedenfalls arbeiten seit 2021 mehrere Ämter daran, die «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» zusammenzustellen. Gemäss einem Artikel der «NZZ am Sonntag» umfasst diese 50 Massnahmen. Das Ziel: Der Bund will das Ernährungssystem und die landwirtschaftliche Produktion «klimaneutral» umbauen.
Das hat Folgen für die Landwirtschaftsbetriebe wie auch für die Konsumenten. Der Vorschlag, bei dem das Bundesamt für Landwirtschaft (BWL), das Bundesamt für Umwelt (Bafu) und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BVET) mitgearbeitet haben, soll im September veröffentlicht werden. Und der Inhalt dürfte für heftige Diskussionen sorgen.
Mehr pflanzlich, weniger tierisch
So soll der Treibhausgasausstoss gegenüber 2020 um nicht weniger als zwei Drittel reduziert werden. Das hat deutliche Auswirkungen auf die Ernährung. Bis 2030 soll sich beispielsweise mindestens ein Drittel der Schweizer Bevölkerung gemäss der Lebensmittelpyramide ernähren. Die Zeitung zitiert aus der Klimastrategie folgende Aussage: «Im Vergleich zu den heutigen Ernährungsgewohnheiten (. . .) zeichnet sich eine solche Ernährung insbesondere aus durch einen höheren Anteil von pflanzlichen Produkten und einen reduzierten Konsum von Fleisch».
Umweltschützer und Grüne-Politiker werten dies als Erfolg. So sagt Nationalrat und Bio-Landwirt Kilian Baumann (Grüne/BE) zur «NZZ am Sonntag» , dass man den Cervelat nicht verbieten wolle. Die Senkung des Fleischkonsums gehe in die richtige Richtung. Und mit Anreizen schaffe man eine Umstellung der Essgewohnheiten. Auch Marcel Liner von Pro Natura gewinnt der Strategie positives ab. Der Fleischkonsum sei zu hoch und schade der Umwelt.
Der Nutztierbestand soll gemäss der Strategie sinken.
Melior
«Bevormundung inakzeptabel»
Ganz und gar nicht begeistert von der Strategie ist Martin Rufer. Der Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV). Eine Lenkung und Umerziehung durch den Staat sei nicht akzeptabel. In einer liberalen Gesellschaft soll die Bevölkerung essen dürfen, was sie wolle. Eine kritische Grundhaltung gegenüber dem Fleischkonsum sei in der Strategie spürbar.
Auch Nationalrat Mike Egger (SVP/SG) hält nicht viel von der Strategie. ««Für mich ist eine rote Linie überschritten, wenn der Staat versucht, auf dem Teller und im Einkaufskorb durchzuregieren», macht er gegenüber der «NZZ am Sonntag» deutlich. Die Strategie sei eine Bevormundung, so der Fleischfachmann, der für die Micarna arbeitet, weiter.
Der Planet brennt - Der Bund erarbeitet eine Klimaschutzstrategie - @pronaturach und die @KleinbauernVKMB unterstützten die Strategie - SVP und Bauernverband wehren sich dagegen. Heute in der @NZZaS: https://t.co/dvbjKu6zrOpic.twitter.com/gRXEdp92VT
— Kilian Baumann (@Kilian_Baumann) August 20, 2023
Direktzahlungen umlenken
Um seine Ziele zu erreichen, will der Bund bei den Direktzahlungen ansetzen. «Mit einer Anpassung der bestehenden Beiträge und Zulagen kann der Wandel der Landwirtschaft hin zu einer vermehrten Produktion von Nahrungsmitteln zur direkten menschlichen Ernährung gefördert werden», heisst es in der Strategie. Statt Futterweizen sollen also mehr Brotgetreide, Gemüse oder Hülsenfrüchte angebaut werden. Der Umbau soll bei der Agrarpolitik 2030 umgesetzt werden.
Liner von Pro Natura kritisiert, dass auf den besten Böden Futter für Nutztiere produziert würde. Und hier will die Strategie des Bundes ansetzen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Ackerfähige Flächen soll überwiegend für die direkte menschliche Ernährung genutzt werden, also das Prinzip «Lebensmittel statt Tierfutter». Dagegen will sich Egger wehren. Dies sei ein Versuch, die Tierbestände indirekt zu reduzieren. Es gebe ein regelrechtes Fleisch-Bashing in Bern.
In einer früheren Version der Strategie war noch von einem Absenkpfad «Futtermais» die Rede.
Marco Huber
Absenkpfad Futtermais
Auch Rufer geht das eindeutig zu weit. «Es gibt in der Klimastrategie die generelle Grundhaltung, dass die Nutztierhaltung schlecht ist», sagt der SBV-Direktor zur «NZZ am Sonntag». Man werde sich gegen eine Schwächung der tierischen Produktion entschieden wehren. Einiges konnte der Bauernverband verhindern. In früheren Versionen der Strategie war noch von einem Absenkpfad «Futtermais» oder ein «Klimabonus» bei den Direktzahlungen die Rede. Dies Passagen sind nun gestrichen.
Tieferer Zoll für Bio-Lebensmittel
Teil der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» sind Importzölle. Der Bund will prüfen, ob umweltfreundlichere Produkte bevorzugt werden sollen. Laut der Klimastrategie ist der Import von klima- und umweltschädlichen Produkten zu billig. Das hiesse: Höherer Zoll für die Spargel aus Peru, ein tieferer Ansatz für das Bio-Rüebli aus Italien.
Kilian Baumann begrüsst diesen Ansatz. Dies sei ein gewaltiger Hebel. «Mit diesem Umbau des Zollsystems könnte man den Konsum in der Schweiz tatsächlich viel nachhaltiger machen», sagt er zur Zeitung. Martin Rufer hingegen winkt ab. «Ein solcher Umbau gefährdet die einheimische Produktion», sagt er zur «NZZ am Sonntag».
Wenn ich als Landwirt auf Pflanzliche Produkte umstellen soll so müssen die Finanziellen Anreize massiv steigen! Beim Getreide jeglicher Art muss der Produzentenpreis um das doppelte oder teilweise sogar um das 3 fache steigen! Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit aus der Nutztierhaltung auszusteigen! Die Nutztierhaltung sichert den Betrieben die Existenz.
Wenn wird die Schweitzer Bürger Mahl Schlewer alles gfalem lasen????????
Wir brauchen keine sozialistische Diktatur!
Wir sind eine grossfamilie und wir essen sehr gern und viel Fleisch.
Im schnitt im Tag bis 2kg und sind zu 6.
Und nicht nur eigenes produziertes. Von allem was Schwein Rind Poulet Fisch......
Es ist richtig, wenn der Staat, wenn er schon Milliarden für Direktzahlungen ausgibt, da Gegensteuer gibt.