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«Ich gehe davon aus, dass die Preise steigen»

Martin Rufer ist Direktor des Schweizer Bauernverbands (SBV). Er hat am Montag eine von 65’000 Menschen unterschriebene Petition an den Detailhandel übergeben und nimmt Stellung zu den Forderungen.

ats |

 

«Schweizer Bauer»: Was will die Petition?

Martin Rufer: Die Petition richtet sich mit Forderungen an die Marktpartner und an die Politik. Von den Marktpartnern wollen wir endlich höhere, kostendeckende Produzentenpreise. Von der Politik fordern wir den Verzicht auf Sparübungen sowie eine Reduktion der Administration und der Bürokratie.

Wieso haben Sie die Petition Coop und Migros übergeben?

Weil diese beiden die grössten Detailhändler in der Schweiz sind. Aber wir haben die Petition auch Aldi und Lidl übergeben. Die Bauernbetriebe sind letztes Jahr durch die Teuerung auf 300 Millionen Franken Mehrkosten sitzen geblieben. Dieses Geld müssen wir auf dem Markt holen. Dort liegt der grosse Hebel. Deshalb sind die grossen Detailhändler der Schweiz wichtig.

In der Petition werden um 5 bis 10% höhere Produzentenpreise für 2024 gefordert. Weshalb sollten die Detailhändler darauf eingehen, wenn sie die Produkte trotzdem erhalten?

Alle haben ein Interesse daran, dass wir in der Schweiz auch langfristig Lebensmittel produzieren. Die Marktpartner und die Konsumentinnen und Konsumenten wollen eine inländische Produktion, dafür braucht es aber kostendeckende Preise.

Wie haben die Detailhändler reagiert?

Schon im Vorfeld haben wir immer wieder auf die Problematik mit den Produzentenpreisen aufmerksam gemacht und sensibilisiert darauf, dass wirklich etwas geschehen muss. Sie haben uns signalisiert, dass sie offen sind für Preisverhandlungen in den Branchenorganisationen.

Was für Chancen rechnen Sie sich aus?

Ich gehe davon aus und erwarte auch, dass es zu einer Erhöhung der Preise kommen wird.

Und in was für einem Zeitrahmen?

Die Verhandlungen der verschiedenen Branchenorganisationen sind teilweise schon am Laufen, zum Beispiel bei den Kartoffelproduzenten. Die Milchbranche wird im März mit den Abnehmern verhandeln.

 

 

Was tun Sie, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen? Wenn die Forderungen ignoriert werden, ist die Petition wirkungslos. Was dann?

Das haben wir noch nicht festgelegt. Wir legen nun alles Gewicht darauf, dass auf unsere Forderungen eingegangen wird. Wir werden den Prozess eng begleiten. In den nächsten Wochen nehmen wir alle Fachorganisationen, die in den verschiedenen Branchenorganisationen bei den Preisverhandlungen dabei sind, periodisch zusammen und koordinieren das weitere Vorgehen. Das hat es so noch nie gegeben.

Die Petition fordert, dass keine Umweltleistungen ohne Entschädigung getätigt werden sollen. Betrifft das Coop und Migros auch?

Nein, hier ist die Politik der Adressat. Es kann nicht sein, dass die Auflagen stetig steigen und dass dadurch für die Betriebe immer mehr Kosten oder Einbussen bei den Ernten entstehen und dass die Entschädigungen aber im besten Fall gleich hoch bleiben.

Können Sie dafür ein Beispiel nennen?

Zum Beispiel die 3,5% BFF auf der Ackerfläche und das Programm Bodenbedeckung. Hier wird von den Betrieben gefordert, dass sie Massnahmen umsetzen, für die niemand zahlt. Es kommt lediglich zu einer Umlagerung der Gelder, das Gesamtbudget bleibt gleich.

Wurde die Petition nicht nur gemacht, um die Mitglieder zu beruhigen und mögliche Proteste abzuwenden?

Nein. Durch die Bewegungen bekommen wir den nötigen Rückenwind, um die Forderungen durchzusetzen. Wir möchten die Energie nutzen und kanalisieren, um etwas zu erreichen!

Was kann der einzelne Landwirt tun?

Als Einzelner ist es sehr schwierig, etwas bewegen zu können. Aber wir können die Aktivität, die Energie und den Elan von zahlreichen Einzelpersonen nutzen. Es ist die Aufgabe des Schweizer Bauernverbands, in den Branchen- und Marktorganisationen jetzt aktiv etwas zu bewegen und zu verändern.

Wie reagiert der SBV, wenn Gruppierungen auf die Strasse gehen?

Sie sind ja bereits auf die Strasse gegangen, zum Beispiel in Genf und in Basel. Ich habe Verständnis dafür, und friedliche Aktionen sind gut. Sie zeigen, dass Handlungsbedarf besteht und helfen zu sensibilisieren. Wichtig ist dabei, sich an den rechtlichen Rahmen zu halten. Wir wollen die Sympathie der Bevölkerung, die wir in der Schweiz haben, nicht aufs Spiel setzen.

Beenden Sie die Sätze …

Die Petition ist … ein sehr starkes Zeichen gegenüber den Marktpartnern und der Politik, dass es endlich Änderungen braucht.

Bauernproteste sind … Ausdruck der Unzufriedenheit und der Rückenwind, der hilft, um die Forderungen umzusetzen.

Landwirtschaft ist … der zentralste Wirtschaftszweig in der Schweiz, weil er Lebensmittel produziert.

 

Kommentare (4)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • emil | 15.02.2024

    Lieber M. Rufer


    Sie verwechseln die steigenden PREISE mit BEZAHLUNG des Administration und Bürokratie sämtliche landw. Anführer und Gebieter. Oder vielleicht meinen Sie die Betriebsmittel etc. die steigen garantiert !!!

  • Aargauer Bauer | 15.02.2024
    Go for it!!! Die Zeiten haben sich geändert. Man schaue sich nur mal die Ereignisse der letzten zwei Jahre an. Ein Krieg steht vor der Haustür, Krise reiht sich an Krise...Entweder jetzt vernünftig sein und uns Bauern erst nehmen, oder es wird später richtig übel. Ich glaube aber an die Vernunft.
  • Sepp | 15.02.2024
    Immer wieder Zuckerbrötchen und danach die Peitsche.
  • KnechtRuprecht | 14.02.2024
    Sieht bildlich so aus, dass Herr Irmiger auf den Stockzähnen grinst...
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