Der Abstimmungskampf kommt in die intensive Phase. Die Interessengruppen positionieren sich. Der Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft hat seine Mitglieder zur Vorlage befragt.
«Resultat nicht überraschend»
Das Resultat fällt deutlich aus: 68 Prozent der Demeter-Landwirte befürworten die Biodiversitätsinitiative. 16 Prozent der Mitglieder lehnen die Initiative ab, weitere 16 Prozent sprechen sich für eine Stimmfreigabe aus. Im Februar 2024 wurden insgesamt 500 Aktiv- und Passiv-Mitglieder befragt.
«Dieses klare Verdikt freut mich sehr und kommt alles andere als überraschend. Eines der Grundprinzipien unserer Wirtschaftsweise lautet: Vielfalt statt Einfalt. Je grösser die Artenvielfalt auf unseren Höfen ist, desto stabiler wird das gesamte System», sagt Alfred Schädeli, Präsident des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft.
Biologisch-dynamische und biologische Betriebe würden die Biodiversität nicht nur auf den ausgewiesenen Ökoflächen, sondern auch auf den Produktionsflächen fördern, heisst es in der Mitteilung. «Die Pflanzenvielfalt ist höher als auf konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen. Und es sind deutlich mehr Insekten, Spinnen und Bodenpilze zu finden», heisst es weiter.
«Im eigenen Interesse der Bauern»
Trotz grosser Anstrengungen der Landwirtschaft seit Einführung des Direktzahlungssystems vor 30 Jahren sei die Biodiversität rückläufig. «Sie ist eine essenzielle Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion. Sie stellt unverzichtbare Ökosystemleistungen zur Verfügung», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Förderung der Biodiversität sei deshalb im ureigenen Interesse der Schweizer Landwirtschaft.
Einige Landwirte äusserten aber auch Bedenken. Kritisiert wird der von der Initiative geforderte Schutz des baukulturellen Erbes, der geschichtlichen Stätten und der Kulturdenkmäler. Die ohnehin schon komplexe und zeitaufwendige Bewilligungspraxis für Bauprojekte in der Landwirtschaftszone könnten so zusätzlich erschwert werden. Dies bringe der Biodiversität keinerlei Gewinn, kritisieren einige Landwirte.
Biodiversitätsinitiative
Die Initiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitätsinitiative)» wurde Anfang September 2020 vom Trägerverein «Ja zu mehr Natur, Landschaft und Baukultur» eingereicht. Der Trägerverein wäre bereit gewesen, sein Begehren zurückzuziehen, hätte das Parlament den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrates angenommen. Dieser hätte unter anderem 17 statt wie derzeit 13,4 Prozent der Fläche für Tiere und Pflanzen zur Verfügung stellen wollen. Auch hätten Städte und Gemeinden mehr für den Schutz der Artenvielfalt unternehmen müssen.
Die Initiative will Bund und Kantone verpflichten, die Artenvielfalt, die Landschaft und das baukulturelle Erbe besser zu schützen. Sie fordert für den Erhalt der Biodiversität mehr Flächen und mehr Gelder der öffentlichen Hand. Zahlengrössen nennt sie dabei nicht. Die Organisation Pro Natura, die im Ja-Komitee mitmacht, hat als Schutzziel 30 Prozent der Fläche genannt. Schutzgebiete von gesamtschweizerischer Bedeutung müsste der Bund festlegen und kantonale Schutzgebiete die Kantone. Ausserdem verlangt die Initiative, die Natur, vielfältige Landschaften und schöne Ortsbilder auch ausserhalb von Schutzgebieten zu schonen.