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Gemäss US-Forscher Hanqin Tian sind die meisten Lachgasemissionen in den USA, China und Indien auf synthetische Düngemittel zurückzuführen.
Steigende Lachgas-Emissionen gefährden die Klimaziele des Pariser Abkommens. Das zeigt eine Studie im Fachmagazin «Nature» mit Beteiligung der Universität Bern. Die Wissenschaftler ermittelten systematisch und umfassend die natürlichen und vom Menschen verursachten Emissionsquellen.
Lachgas, chemisch Distickstoffmonoxid (N2O), wirkt als Treibhausgas rund 300-mal stärker als Kohlendioxid (CO2). Es stellt von allen durch den Menschen freigesetzten Gasen die grösste Bedrohung für die Ozonschicht dar. Einmal ausgestossen, verbleibt Lachgas über hundert Jahre in der Atmosphäre.
«Quellen schwierig zu reduzieren»
Das internationale Forschungsteam berichtet, dass die N2O-Emissionen schneller zunehmen als in jedem vom Weltklimarat (IPCC) entwickelten Szenario. Zwischen dem vorindustriellen Niveau im Jahr 1750 und 2018 stieg der Gehalt in der Atmosphäre um 20 Prozent – von 270 ppb (Teilchen pro Milliarde) auf 331 ppb.
«Der Anstieg von Lachgas trägt bis jetzt rund 7 Prozent zur globalen, menschgemachten Erwärmung bei. Sorge bereitet, dass sich dieser Beitrag vergrössert, da die Quellen schwierig zu reduzieren sind», sagte der Mitautor Fortunat Joos, Professor für Klimaphysik an der Uni Bern, gemäss deren Mitteilung vom Mittwoch.
Düngemittel kurbeln Emissionen hoch
Die dominierende Triebkraft für den Anstieg des atmosphärischen Lachgases komme aus der Landwirtschaft, folgerte der Erstautor, Hanqin Tian von der US-Universität in Auburn. «Und die wachsende Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln für Tiere wird die globalen Lachgasemissionen weiter erhöhen.»
Für die meisten Lachgasemissionen waren Ost- und Südasien, Afrika und Südamerika verantwortlich. Während die Emissionsquellen in China, Indien und den USA vor allem auf synthetische Düngemittel zurückzuführen sind, liegt der Haupttreiber in Afrika und Südamerika im Ausbringen von Gülle und Mist als Dünger.
Gute Nachrichten für Europa
Immerhin: In Europa gingen die Lachgasemissionen in den letzten zwei Jahrzehnten zurück. Dies führen die Autoren unter anderem auf den effizienteren Einsatz von Düngemitteln, die Entfernung von N2O aus Rauchgasen in der chemischen Industrie und die Einführung des Emissionshandelsystems zurück.
Die Schweiz reduzierte die Lachgasemissionen zwischen 1990 bis 2010 um gut 10 Prozent, zwischen 2010 und 2020 blieben sie etwa stabil. Hierzulande ist die Landwirtschaft für rund zwei Drittel der Lachgasemissionen verantwortlich. Der Anteil von N2O an den gesamten Schweizer Treibhausgasemissionen betrug 2018 gut sechs Prozent.