Lanciert wurde die Initiative von der Umweltaktivistin Franziska Herren und sechs weiteren Personen. Herren hatte bereits die Trinkwasserinitiative vors Stimmvolk gebracht. Das Begehren wurde aber mit 60 Prozent versenkt.
Ziel: 108'000 Unterschriften
Die Ernährungsinitiative wurde im Juni 2023 lanciert. Nun sind die 100'000 Unterschriften gemäss den Initianten bereits beisammen, wie TX-Medien berichten. Franziska Herren vom Verein «Sauberes Wasser für alle» bestätigte am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen entsprechenden Bericht. Man sammle nun noch bis Ende Juli weiter. Im August planten die Initiantinnen und Initianten, 106’000 bis 108’000 beglaubigte Unterschriften bei der Bundeskanzlei einzureichen. Zum Sammeln von Unterschriften hätten die Initianten noch bis Mitte Dezember 2024 Zeit.
Laut dem Volksbegehren soll der Bund künftig einen Selbstversorgungsgrad von mindestens 70 Prozent bei Nahrungsmitteln Anstreben. Dazu sind nach Ansicht der Initianten zusätzliche Anstrengungen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität nötig.
Linsen statt Futterweizen
Die Initiative knüpfe an die Forderungen der Trinkwasserinitiative an und lege den Fokus auf die Ernährungssicherheit, sagten die Initianten bei der Lancierung im Juni 2023. Die Klimakrise zeige, dass auch im Wasserschloss Europas Trinkwasser und Wasser für die Lebensmittelproduktion schnell zur Mangelware werden könne. «Bis heute wurde die Land- und Ernährungswirtschaft nicht auf die Produktionsunsicherheiten vorbereitet, die der Klimawandel mit sich bringt», so die Initianten.
Die Initiative will den Netto-Selbstversorgungsgrad erhöhen. Dieser liege bei knapp 50 Prozent, die Schweiz sei mehr als 50% vom Ausland abhängig. Um die Auslandsabhängigkeit zu reduzieren, legt die Initiative den Fokus insbesondere auf die 60% der inländischen Ackerflächen. Statt Futtermittel wie Mais, Gerste oder Futterweizen für die tierische Produktion sollen mehr Hülsenfrüchte, Getreide, Kartoffeln für die menschliche Ernährung angebaut werden. «So kann pro Hektare mehr als das Zehnfache an Kalorien für die direkte menschliche Ernährung produziert und ein Netto-Selbstversorgungsgrad von 70% angestrebt werden», heisst es im Argumentarium.
Die tierische Produktion will die Initiative im Hügel- und Berggebiet nicht tangieren. «Im Gegensatz zu den Ackerflächen eignen sich die vielen Wiesen und Weiden der Schweiz für eine graslandbasierte Fleisch- und Milchproduktion», so die Initianten.
Zu viel Gülle
Im Visier haben die Initianten den Nutztierbestand, insbesondere Schweine und das Geflügel. Im Argumentarium heisst es unter anderem, dass die 16 Millionen Nutztiere zur Hälfte mit Importfutter ernährt würden. Die Initianten sprechen von 1,2 Millionen Tonnen jährlich. «Die Folge ist zu viel Gülle und Ammoniak, welche unsere Böden, Wälder und Gewässer überdüngen, die Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit zerstören sowie unser Trinkwasser mit Nitrat belasten», schreiben die Initianten. Der Baldegger-, der Hallwiler-, der Sempacher-, der Greifensee und neu der Zugersee müssten daher künstlich mit Sauerstoff versorgt werden. Die Parallelen zur Trinkwasserinitiative sind auch hier zu finden.
In der Schweiz wird zu viel gegüllt, kritisieren die Initianten.
zvg
In der Schweiz führe das Importfutter zu enormen Überschüssen an Gülle und Mist. «Was aber hier an Dünger zu viel ist, fehlt auf den Ackerflächen im Ausland und muss dort durch Kunstdünger ersetzt werden», kritisieren die Initianten. So sollen die vom Bundesamt für Landwirtschaft im Jahr 2008 definierten Höchstwerte für Stickstoffverbindungen und Phosphor nicht mehr nicht mehr überschritten werden dürfen. Gemäss Initianten werden entweiche durch die Landwirtschaft jährlich 42’000 Tonnen Stickstoff in die Luft. «Das sind 70 Prozent mehr als der Höchstwert von 25’000 Tonnen der Landwirtschaft vorgibt», heisst es im Argumentarium.
Saatgut-Produktion fördern
Die Initiative will die zudem die Saat- und Pflanzgutproduktion stärken. Das Saatgut werde grösstenteils importiert. Es besteh immer mehr aus nicht nachbaufähigen Hybridsorten. Die Initiative verlangt die Förderung von natürlichem, samenfestem Saat- und Pflanzgut. «Samenfest ist eine Pflanzensorte dann, wenn aus ihrem Saatgut Pflanzen wachsen, die dieselben Eigenschaften und dieselbe Gestalt haben wie die Elternpflanzen», heisst es im Argumentarium.
Solches Saatgut sei samenfest, sortenrein und nachbaufähig, d.h. es kann natürlich vermehrt werden, sei es durch die Bäuerinnen und Bauern selber oder durch Saat- und Pflanzguthersteller.
10 Jahre Übergangsfrist
«Der von der Initiative angestossene Wandel öffnet neue Türen, verlangt aber auch ein Umdenken und Veränderungen», schreiben die Initianten. Die nötigen Anpassungen der landwirtschaftlichen Produktion soll für die Bäuerinnen und Bauern sozialverträglich ausgestaltet werden und vom Bund finanziell unterstützt werden. Die Übergangsfrist beträgt 10 Jahre.
Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel im Visier
Im Visier sind auch Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel. Die Initianten wollen eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, «die auf die Produktionsgrundlagen Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität fokussiert und damit die Artenvielfalt fördert.» Das heisst konkret: «Eine solche Produktion ersetzt den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger und sichert so sauberes Trinkwasser und gleichzeitig stabilere und höhere Erträge. Zusätzlich braucht es die längst überfällige koordinierte Planung der Trinkwasserversorgung.»
Konkret will die Initiative, dass die Höchstwerte für Stickstoffverbindungen und Phosphat, die in den Umweltzielen von 2008 vorgegeben sind, nicht mehr überschritten werden. «Zum anderen braucht es eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, die auf die Produktionsgrundlagen Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität fokussiert», heisst es weiter. Die Initiative verlangt weiter, dass die Direktzahlungen, die Förderung von Forschung, Beratung und Ausbildung sowie andere staatliche Anreize den Wandel hin zu einer «nachhaltigen Lebensmittelproduktion» und einer vermehrt pflanzlichen Ernährungsweise unterstützen.
Mehr Eiweisspflanzen
Das Initiativkomitee spricht von einer grossen Chance für die Schweizer Landwirtschaft. Die Initiative eröffne die Tür zum «boomenden nachhaltigen Wachstumsmarkt von pflanzlichen Lebensmitteln und Fleischersatzprodukten.» Es gäbe genügend Kunden. 63% der Schweizer Bevölkerung würden heute bereits der Umwelt, dem Tierschutz und ihrer Gesundheit zuliebe bewusst weniger tierische Lebensmittel konsumieren. Die Tendenz sei steigend.
Dass sich die Branche nicht auf Richtpreise für Eiweisspflanzen zur menschlichen Ernährung einigen konnte, passt nicht zu diesem Argument. Von Seiten Abnehmern ist man nicht bereit, einen Preis zu bezahlen, die den Landwirten eine kostendeckende Produktion erlaubt.
Mehr Direktzahlungen für pflanzliche Produktion
Die Initianten stören sich auch an der Ausgestaltung der Direktzahlungen. Von den 2,8 Milliarden Franken jährlich würden nur 0,5 Milliarden oder 18 Prozent in die Produktion von pflanzlichen Produkten fliessen. «Produktion und Konsum von tierischen Lebensmitteln werden also staatlich stark gelenkt und unterstützt, während die Produktion pflanzlicher Lebensmittel vernachlässigt wird», kritisieren sie. Bei der Absatzförderung würden nur 10 Prozent (4 Millionen) zu pflanzlichen Lebensmitteln fliessen.
Um die Ernährungssicherheit, die landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen und eine gesunde Umwelt zu gewährleisten, müssen Direktzahlungen sowie andere finanzielle staatliche Anreize die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln und deren Konsum fördern statt wie heute die übermässige Produktion und den übermässigen Konsum von tierischen Lebensmitteln», fordern die Initianten.
Ohne Psm keine Saatgutproduktion. Das ist ein Unding und kann nur von Leuten geplant werden, die schlichtweg und in keinster Weise eine Ahnung haben wie das produziert wird.
https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/newsroom/2023/06-08_afo_gewaesser.html
Es ist schon bedenklich, wenn im Initiativ Text nicht die offiziellen Zahlen verwendet werden. Also von Agroscope scheinen diese nicht zu stammen.
Im Weiteren werden sich Frau und Herr Schweizer kaum vorschreiben lassen was sie auf dem Teller haben dürfen.