Die Grünen haben bei den Wahlen 2019 mächtig zugelegt. Mit dem Zuwachs im Parlament stiegen auch die Ambitionen. Die Partei forderte für sich einen Sitz im Bundesrat. Das blieb bis heute Wunschdenken.
Doch nun erlebt der Wunsch wieder Aufschwung, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, sagt gegenüber der Zeitung: «Die Grünen müssen eine spannende Alternative bieten, und zwar nicht den Linken, sondern uns Bürgerlichen. Wenn da moderate Leute drauf sind, wird es interessant.»
Unzufrieden mit SP-Kandidaten
Der Flirt mit den Grünen dürfte auf die Unzufriedenheit mit den derzeitigen Kandidaten der SP zurückzuführen sein. Bisher haben Ständerat Daniel Jositsch (ZH), die Nationalräte Matthias Aebischer (BE) und Jon Pult (GR) sowie der Basler Regierungsrat Beat Jans ihre Kandidatur bekanntgegeben. Vor allem Letzterer, er gilt als Kronfavorit, ist für die Bauernvertretet ein rotes Tuch. «Jans war in seiner Zeit als Nationalrat Wortführer der SP für eine ökologischere Landwirtschaft und Ritters Gegenspieler in der Wirtschaftskommission», schreibt die «NZZ am Sonntag».
Bei den Grünen sind die Vorbereitungen für die Bundesratswahl voll im Gang. Die Fraktionsmitglieder wurden für eine Kandidatur angefragt. «Wir werden Anspruch auf einen Bundesratssitz erheben, ausser wir fallen bei den Wahlen weit unter zehn Prozent», sagte Fraktionschefin Aline Trede zur Zeitung. Und sie erfreut über eine mögliche Unterstützung durch die Bauernvertreter: «Wir arbeiten oft und eng mit den Bauern zusammen. Wir hoffen darum, dass die Bauernfraktion eine Kandidatin oder einen Kandidaten von uns unterstützt.»
Ständerat Mathias Zopfi (Grüne(GL)
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Zopfi und Andrey
Als wählbare Kandidaten für den Bauernverband gelten beispielweise Nationalrätin Franziska Ryser (SG). Trede räumt einen Deutschschweizer Mann die grössten Chancen ein. Die «NZZ am Sonntag» nennt deshalb auch Ständerat Mathias Zopfi (GL). Dieser geniesse viele Sympathien bei den Glarner Bauern. Genannt wird auch der Freiburger Bauernsohn und Nationalrat Gerhard Andrey.
Bei der SP gibt man sich nicht beunruhigt. Die Partei wäre überrascht, würden sich die Bauern abwenden. «Von einer sozialen Politik profitieren insbesondere Bauernfamilien, die oft mit tiefen Einkommen klarkommen müssen», sagte die Co-Chefin der SP-Fraktion, Samira Marti, zu «NZZ am Sonntag».
Nationalrat Gerhard Andrey (Grüne/FR)
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Ob es überhaupt so weit kommt, dass der Bauernverband eine Kandidatur der Grünen unterstützt, wird sich am 22. Oktober entscheiden. «Die werden zeigen, ob sich ein Bundesratssitz für die Grünen rechtfertigen lässt», sagt Ritter. Gemäss den Umfragen gelten die Grünen als Wahlverliererin. Zudem: Alleine mit der Unterstützung der Bauern dürfte das Unterfangen der Grünen chancenlos sein.
Da hat sich doch einmal ein gewisser Herr Jans öffentlich darüber augregt, dass ihm für die Arbeit seiner Lehrmeisterin Naturallohn verrechnet worden sei. Der Lehrmeister hätte danach einen neuen Traktor gekauft.
Das gäbe wahrlich neue Landesväter.