Etwas mehr als 1000 Bäuerinnen und Bauern sind dem Aufruf der Organisationen Dialog und Weckruf gefolgt. «Das ist die Basis, die sich hier eingefunden hat. Es muss etwas gehen», sagte Mitorganisator Urs Haslebacher. Er wies auf die schwierige politische Lage hin. Die Schweiz importiere fast 60 Prozent der Nahrungsmittel.
«Der Schuh drückt»
«Wir haben keine Verträge mit dem Ausland. Sind wir sicher, dass bei einer Krise und geschlossenen Grenzen diese 60 Prozent noch eingeführt werden können», fragte er sich. Bei der Energie und der Armee habe es die Politik verstanden, die Versorgung zu verbessern. «Aber was nützt uns ein Schutzschirm, wenn wir nichts zu essen haben», so Haslebacher weiter.
«Der Schuh drückt. Und das wollen wir heute zeigen. Wir wollen unsere Forderungen (siehe Kasten) auf eine friedliche, aber klare Art den Bundesbehörden übermitteln», sagte Landwirt Felix Neuenschwander. Es fehle an jeglicher Unterstützung für eine produzierende Landwirtschaft, kritisierten die Landwirte.
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Die Forderungen der Gruppe «Dialog»
Die Bewegung hat im vergangenen Frühling folgende vier Kernforderungen an die Verwaltung, die Politik, Gesellschaft und die Marktakteure:
- Stabilität und Planungssicherheit (Politik, Verwaltung)
- Gerechte und angemessene Entschädigung der Produkte (Handel)
- Verringerung des administrativen Aufwandes (Verwaltung)
- Wertschätzung der Arbeit und der Produkte (Gesellschaft)
«Mit dem Rücken zur Wand»
Auch die Interessengemeinschaft (IG) Bauernunternehmen sieht die produzierende Landwirtschaft in Gefahr. «Sie steht mit dem Rücken zur Wand», schreibt die IG in einer Mitteilung. Die Landwirtinnen und Landwirte verfügten über die Kompetenz, hochwertige lokale Lebensmittel zu produzieren. Und sie würden den ökologischen Fussabdruck in sämtlichen relevanten Kulturen auf ein absolutes Minimum senken.
Die Bevölkerung stehe hinter den Bauern. Bei der Verwaltung ist aus der Sicht der IG nicht so. Diese würde weiter fachfremde Einschränkungen und Hürden einbauen. Das birgt aus der Sicht der IG eine grosse Gefahr. «Viele junge, tatkräftige Bäuerinnen und Bauern werden ihren Melkstuhl an den Nagel hängen. Der Systemwechsel muss deshalb jetzt passieren», schreibt die Organisation.
Um eine «minimale Ernährungssicherheit» zu erhalten, fordert die IG Bauernunternehmen von der Verwaltung folgende Massnahmen:
- Im Visionspapier AP 30+ wird von den Bauern eine Effizienzsteigerung von 50% gefordert. Diese sollte auch innerhalb der Verwaltung vollzogen werden. «Das Gegenteil passiert, die Administration wird aufgebläht», kritisiert die IG.
- Produktionsmindernde Auflagen seien aufzuheben. «Nur so kann eine minimale Ernährungssicherheit gewährleistet werden», lautet eine Forderung.
- Nur noch Medikamente mit Absetzfristen und Pflanzenschutzmittel mit Wartefristen sollen aufgezeichnet werden.
- Die IG fordert eine gerechte Entschädigung. Statistisch habe zwar das Einkommen zugenommen. «Dies aber ist nur durch ein «Buebetrickli» gelungen. Neu werden auch Nebeneinkünfte dazugerechnet. Nominell aber ist das Einkommen rückläufig», hält die IG fest.