Am 22. September stimmen Volk und Stände über die Biodiversitätsinitiative ab. Das von Umwelt- und Landschaftsschutzorganisationen getragene Begehren verlangt von Bund und Kantonen, mehr für die Artenvielfalt zu tun.
Zusammenspiel
Der Schweizer Bauernverband (SBV) setzt sich zusammen mit anderen Organisationen für ein Nein ein. Gemäss dem Nein-Komitee würde die Biodiversitätsinitiative die Lebensmittelproduktion stark einschränken. 30 Prozent der Landesfläche würden praktisch unantastbar, befürchtet es. Diese Zahl werde zwar in der Initiative nicht genannt, sei als Zielgrösse der Initianten aber eindeutig. Die Landwirtschaft leiste bereits heute viel für die Biodiversität.
Reto Pfister erklärt die Vernetzung ökologischer Elemente auf seinem Betrieb.
Tobias Strahm
Um dies zu untermauern, lud der SBV am Donnerstag die Medien auf den Landwirtschaftsbetrieb von Reto Pfister im aargauischen Bözen ein. Der Verband wies auf das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Biodiversität hin. «Die Landwirtschaft braucht die Biodiversität, genauso wie die Biodiversität die Landwirtschaft braucht. Ohne sie wäre die Schweiz mit Wald bedeckt und damit viel eintöniger», stellte der SBV klar.
Biodiversität wird auf 20 Prozent der Fläche gefördert
Die Landwirtschaft habe bereits vor 30 Jahren damit begonnen, die Biodiversität gezielt zu fördern, so der Verband weiter. Mit der Einführung der Direktzahlungen würden extensive Wiesen, Hochstamm-Obstbäume, Blühstreifen, Brachen oder Ast- und Steinhaufen, die Kleintieren als Unterschlupf dienen, gefördert. «Ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche oder mehr als 190'000 Hektaren dienen heute der Förderung der Biodiversität. Dazu kommen mehr als 200'000 ha artenreiche Wiesen im Sömmerungsgebiet», sagte Diane Gossin, Fachverantwortliche für Biodiversität beim SBV.
Diane Gossin skizziert die aktuelle Situation der Biodiversität auf den Landwirtschaftsflächen.
Tobias Strahm
Im ökologischen Leistungsnachweis, der Voraussetzung für den Erhalt von Direktzahlungen ist, werden 7 Prozent pro Betrieb verlangt. «Die Bauernfamilien tun freiwillig viel mehr als vorgeschrieben ist», führte Gossin aus. Sie erwähnte auch die Sömmerungsflächen. Die Landwirtschaft würde sich dort um 450'000 ha naturnahen Grünlandflächen kümmern. Das entspreche 11.5% der Schweizer Landesfläche. «Dank der Bewirtschaftung dieser Alpweiden wird die Verbuschung verhindert. Fast die Hälfte des Sömmerungsgebiets gilt als artenreich», sagte Gossin.
Kantonales Programm erfolgreich
Am Medienanlass wurde anhand eines Beispiels aufgezeigt, wie Landwirtinnen und Landwirte freiwillig und über das gesetzliche Minimum hinaus die Biodiversität fördern. Der Kanton Aargau engagiert sich mit dem Programm Labiola seit 30 Jahren für die Artenvielfalt im Kulturland. Dazu schliesst er Bewirtschaftungsvereinbarungen mit Landwirten ab. «Inzwischen beteiligen sich zwei Drittel der Aargauer Landwirtschaftsbetriebe am Programm. Sie bewirtschaften rund 8600 Hektaren ökologisch hochwertige Biodiversitätsförderflächen», sagte der Labiola-Programmverantwortliche Markus Peter.
Markus Peter (rechts), Gruppenleiter von Labiola, erklärt das Habitat der Brutvögel auf dem Betrieb von Reto Pfister (Mitte).
Tobias Strahm
Labiola setzt auf Freiwilligkeit, qualifizierte Beratung und koordiniert die Umsetzung der verschiedenen ökologischen Ziele auf den einzelnen Betrieben. «Wir legen besonderen Wert darauf, dass auch die Betriebsabläufe, die zur Verfügung stehenden Arbeitskapazitäten und die Präferenzen der Betriebsleitenden berücksichtigt werden», so Peter. Das seien wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung. Bei einer Begehung würden die vorgesehenen Massnahmen direkt am Objekt erläutert, die Realisierbarkeit diskutiert und Anpassungen vorgenommen. «Der Landwirt oder die Landwirtin hat eine Ansprechperson für die Umsetzung der Ziele», führte Peter aus. Die Labiola-Vereinbarung enthält konkrete und parzellenspezifische Handlungsanweisungen. Das mache das Programm erfolgreich, machte Peter deutlich.
Mehr Qualität statt mehr Fläche
An der Medienkonferenz wurde auch die Qualität der Förderflächen thematisiert. Biologe Marcel Züger hat in einer vom SBV in Auftrag gegebenen Studie die Situation im Kulturland analysiert. Er stellte messbare Fortschritte fest. Der Artenschwund habe vor allem zwischen 1850 und 2000 stattgefunden, sagte der Biologe. Die Neuausrichtung der Agrarpolitik vor rund 30 Jahren habe den negativen Trend gebremst. Aussagen wie «die Schweiz befindet sich in einer Biodiversitätskrise» wies Züger zurück.
Biologe Marcel Züger erklärt seine Sicht auf die Biodiversität.
Tobias Strahm
Zwar seien einige Arten seltener geworden, andere hätten aber profitiert. Besonders deutlich sei die Zunahme bei den Amphibien und Libellen. Für diese Arten wurde neue Gewässer geschaffen, oft auch auf Agrarland. «Diese Erfolge werden in der öffentlichen Kommunikation aber meist nicht der Landwirtschaft zugeschrieben, weil es sich um Feuchtgebietsarten handelt», sagte Züger vor den Medienschaffenden. Bei den Vögeln haben laut dem Biologen die gefährdeten Arten gemäss Umweltziele Landwirtschaft zwischen 2008 und 2023 um 46% zugenommen.
Das will die Initiative
Die Initiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitätsinitiative)» wurde Anfang September 2020 vom Trägerverein «Ja zu mehr Natur, Landschaft und Baukultur» eingereicht. Der Trägerverein wäre bereit gewesen, sein Begehren zurückzuziehen, hätte das Parlament den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrates angenommen.
Die Initiative will Bund und Kantone verpflichten, die Artenvielfalt, die Landschaft und das baukulturelle Erbe besser zu schützen. Sie fordert für den Erhalt der Biodiversität mehr Flächen und mehr Gelder der öffentlichen Hand. Zahlengrössen nennt sie dabei nicht. Schutzgebiete von gesamtschweizerischer Bedeutung müsste der Bund festlegen und kantonale Schutzgebiete die Kantone. Ausserdem verlangt die Initiative, die Natur, vielfältige Landschaften und schöne Ortsbilder auch ausserhalb von Schutzgebieten zu schonen.
Züger führte aus, dass noch weiteres Potenzial bestehe. Dazu seien aber nicht neue Flächen vonnöten. «Zur Förderung der Biodiversität sollen die bestehenden Flächen qualitativ aufgewertet werden», forderte er. Dazu brauche es mehr Beratung. Die Biodiversitätsberater müssten sich mehr Praxiserfahrung aneignen. «Zusammen mit den Landwirten brauchen sie mehr Kompetenzen für Massnahmen, die ausserhalb der bisherigen Reglemente liegen», stellte er klar.
«Bauern nehmen Verantwortung ernst»
Dass es mehr Qualität auf den bestehenden Flächen braucht, thematisierte auch SBV-Präsident Markus Ritter. Die Biodiversität sei für die Landwirtschaft unverzichtbar, hob Ritter hervor. Sie erbringe zahlreiche Ökosystemleistungen wie beispielsweise die Bestäubung von Kulturpflanzen. «Wir Bauernfamilien sind uns der Bedeutung der Biodiversität bewusst und nehmen unsere Verantwortung ernst», sagte er.
«Die Biodiversitätsinitiative ist deshalb nicht zielführend und insofern unnötig, weil die gesetzlichen Grundlagen zur weiteren Förderung der biologischen Vielfalt bereits da sind», sagte Markus Ritter.
Tobias Strahm
Auch Ritter wies darauf hin, dass ein Fünftel der Landwirtschaftsfläche zur Förderung der Vielfalt diene. Aber auch die Ernährung der Bevölkerung habe einen hohen Stellenwert. «Wir müssen die Themen Biodiversität und Ernährungssicherheit ganzheitlich und gleichwertig anschauen. Dabei gilt es, die bereits knappen Flächen für die Lebensmittelproduktion zu sichern», stellte er klar.
Produktive Flächen weltweit knapp
Ritter erinnerte daran, dass die Schweiz bereits die Hälfte der benötigten Nahrungsmittel importiert. «Mit jedem Kilo, das wir mehr importieren, beanspruchen wir irgendwo im Ausland zusätzliche Flächen. Das verschlechtert unseren ökologischen Fussabdruck», so der Nationalrat (Mitte/SG). Und auch im Ausland seien produktiven Flächen nicht im Überfluss vorhanden. «Bereits heute ist das nutzbare Land knapp und Landgrabbing – also der Landkauf in fruchtbaren, aber armen Ländern – an der Tagesordnung», warnte er.
Dank den Massnahmen in der Landwirtschaft habe die Schweiz bei der Biodiversität die Trendwende geschafft. «Wir haben grosse Flächen in der Schweiz, die wir noch verbessern können, um noch mehr positive Effekte zu erzielen», fügte er an.
Lug und Betrug.
Kein Lug und kein Betrug; Einfach genau lesen! 19% der LN (dort sind die Sömmerungsflächen nicht dabei) sind heute ökologische Ausgleichsflächen, gesetzlich gefordert für den Erhalt der DZ sind 7%. Die Sömmerungsflächen in den Alpgebieten zählen nicht zur LN; sie werden aber in der Regel nur über Beweidung genutzt und nicht zusätzlich gedüngt; die Sömmerungsflächen sind in der Regel sehr artenreich; nur um die Alpgebäude herum sind oft Fettwiesen und Trittschäden unvermeidbar. Somit kommen die Sömmerungsflächen zu den 19% der LN obendrauf dazu!
Das Mantra von schwindender Biodiversität in der CH, von den Mainstreammedien tausendfach nicht hinterfragend wiederholt, stimmt nur für das verbetonierte Siedlungsgebiet im Mittelland, das hat der renommierte ETH-Biologe Marcel Züger sehr gut nachgewiesen. Jede Hektare LN, welche in der CH zusätzlich der landw. Produktion entzogen wird, sei dies durch Verbetonierung oder durch Ökologisierung, bedeutet zusätzlichen Import von Nahrungsmitteln aus dem Ausland und beansprucht dort zusätzliche Flächen und generiert dort Umweltauswirkungen. Global betrachtet bringt das von den Grünen und Roten avisierte Ökoland Schweiz somit die Biodiversität keinen Schritt weiter. Es erhöht einzig und allein die Auslandabhängigkeit der Schweiz und bedroht die inländische Lebensmittelproduktion und Verarbeitung. Das ist ganz im Interesse dieser international vernetzten politischen Akteure, der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in der CH dient denen nur als Vorwand. Zudem sind diese Kreise froh, wenn es möglichst vielen Landwirten in der CH verleidet, ihr Land noch landwirtschaftlich zu nutzen, so kommen sie zu günstigerem und mehr Bauland. Wäre es den Linken und Roten ernst mit dem Schutz der Umwelt, würden sie endlich griffige Gesetze und Massnahmen gegen FoodWaste und gegen die unsinnige ungebremste Herumreiserei und den überbordenden Wegwerfkonsum einführen, das würde der Umwelt viel mehr Nutzen bringen als immer mehr Flächen in der CH zu ökologisieren und dann Lebensmittel aus nicht kontrollierbarer Produktion aus dem Ausland zu importieren.