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Nährstoffverlust: Parlament will tieferes Ziel

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Das Parlament will mit Rücksicht auf Viehhalter das Ziel bei den Nährstoffverlusten aus der Landwirtschaft tiefer setzen, als es der Bundesrat in einer Verordnung vorsieht. Der Nationalrat hat als Zweitrat eine Motion von Johanna Gapany (FDP/FR) angenommen.

 

Die noch nicht in Kraft getretene Verordnungspaket entstand aufgrund der parlamentarischen Initiative 19.475 («Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren»). Dieses sieht vor, dass die Stickstoff- und Phosphor-Verluste in der Landwirtschaft bis 2030 um je mindestens 20 Prozent zurückgehen.  Ausgangsbasis sind gemäss der für Anfang 2023 geplanten Verordnungsänderung die Mittelwerte der Jahre 2014 bis 2016. Dies Ziele muss der Bundesrat nun noch einmal überdenken.

 

Das Verordnungspaket hatte die Landesregierung im April 2022 präsentiert. Es tritt grösstenteils Anfang 2023 in Kraft. In der parlamentarischen Debatte wurde aber eine Reduktion um 20% explizit abgelehnt und das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, gemeinsam mit der Branche ein realistisches Reduktionsziel festzulegen.

 

Nicht Viehbestand reduzieren

 

Ständerätin Johanna Gapany reichte im Juni 2022 die Motion «Ziel zur Verringerung von Nährstoffverlusten senken» ein. Diese fordert den Bundesrat auf,  dieses Ziel angesichts der voraussehbaren Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion in der Schweiz und speziell auf die Tierproduktion zu senken. «Laut Bericht über die Ergebnisse der Vernehmlassung zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket ist die häufigste Forderung -10 Prozent für Nitrat und -20 Prozent für Phosphor gewesen. Zudem lässt sich das Ziel von -20 Prozent Stickstoff mit den vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen nicht erreichen», begründete die Freiburgerin ihren Vorstoss. 

 

Das Reduktionsziel beim Stickstoff würde eine Reduktion des Tierbestandes in der Landwirtschaft erfordern und mehr Einfuhren erfordern, sagte Gapany. «Bei einer Reduktion um 20 Prozent würde dies eine geschätzte Reduktion des Rinderbestands um etwa 14 Prozent bedeuten. Und wenn man der Empfehlung des Schweizerischen Städteverbands folgt, um 40 Prozent zu reduzieren, würde dies eine Reduktion des Rinderbestands um etwas weniger als 30 Prozent bedeuten», fuhr sie fort. Dies entspreche nicht dem, was das Parlament mit seinen Beschlüssen zur parlamentarischen Initiative wollte. Darum müsse das Ziel, die Nährstoffverluste zu verringern, insbesondere für Stickstoff gesenkt werden.

 

Knapp Entscheidung

 

Das sah auch der Ständerat so. In der Herbstsession sagte er mit 25 zu 18 Stimmen Ja zum Vorstoss. Nun ist auch der Nationalrat dem Vorstoss gefolgt. Der Entscheid fiel mit 93 zu 90 Stimmen bei 7 Enthaltungen äusserst knapp aus. Mit dem Ja beider Räte ist nun der Bundesrat am Zug.

 

Kommissionsprecher Marcel Dettling sagte, dass die Wirtschaftskommission des Nationalrats ein Reduktionsziel bevorzuge, das besser erreichbar sei. Zudem sei in der Kommission auch kritisiert worden, dass der Bundesrat selbst nicht ausweisen konnte, wie eine Reduktion von 20 Prozent erreicht werden solle. «Im Parlament wurde im letzten Jahr erwähnt, dass die Reduktion um 20 Prozent nur mit einem massiven Abbau der Tierbestände zu erreichen wäre», sagte Dettling (SVP/SZ) weiter. In der Kommission seien diese Befürchtungen bestätigt worden. Es könne nicht angehen, die Produktion in der Schweiz herunterzufahren und stattdessen auf Importe zu setzen.

 

Nationalrätin Kathrin Bertschy (GLP/BE) führte im Namen der Minderheit aus, dass die Stickstoffverluste um mindestens 30’000 Tonnen reduziert werden müssten (-30 Prozent), um die Tragfähigkeit der Ökosysteme sicherzustellen. Sie setzte sich für die Beibehaltung des Ziel von -20 Prozent ein. «Diese 20 Prozent müssen sie nicht alleine erbringen. 11 Prozent werden bereits durch Massnahmen wie dem Schleppschlauch oder der angepassten Fütterung reduziert. Die Branche muss noch 9 Prozent beitragen, und das kann nun mal nur sie», sagte die Bernerin. Die Stickstoffemissionen würden die Gesundheit der Menschen belasten und verursachten durch die Luftverschmutzung medizinische Kosten. 

Kommentare (6)

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  • Beat Furrer | 15.12.2022
    Wohin eine extreme Politik der Nährstoffreduktion führt, sieht man in Sri Lanka (Land ging wegen des Verbotes der grünen Regierung, Dünger und Pestizide zu importieren, bankrott). Oder man sieht es auch in den Niederlanden (wo diese Politik die Bauern enteignen will). Oder in Deutschland, wo die Politik in sozialistischer Manier den Bauern vorschreibt, wo sie wie viel zu düngen haben (meist unter Bedarf).
    Für die Linken ist das ein Paradies. Für die normalen Bürger wird das bald unbezahlbar!
    • eBauer | 18.12.2022
      ES geht darum, Nährstoffverluste zu reduzieren. DAs kann ja nicht falsch sein.
      • Beat Furrer | 18.12.2022
        Klar, rein aus wirtschaftlichen Gründen versucht schon jeder Landwirt möglichst wenig Nährstoffe zu verschwenden. Dann kommet noch dazu, dass jeder Landwirt ein grosse Interesse hat, eine intakte Umwelt zu erhalten. Und als drittes wird auch jedes Umweltvergehen (z.B. Gülle im Bach) extrem streng geahndet und bestraft.
        Warum braucht es dann noch mehr einschränkende, wirtschafts- und menschenfeindliche Gesetze und Verordnungen.
        Wer hinter die Kulissen blickt, weiss warum: Programm Sozialismus!
  • Beat Furrer | 15.12.2022
    Warum kommt mir bei den Gesetzesbefürworter immer wieder das Verdikt über die Pharisäer in den Sinn: "Sie binden aber schwere und schwer zu tragende Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen"?
    Diese wollen mit falscher Ideologie die Welt retten. Sie sind selbstgerecht u. fühlen sich erhaben. Jedoch wie bezüglich Klima u. Energiewende handelt es sich auch hier um Täuschung (Modelle, Unverhältnismässigkeit) und Irrweg.
  • Martin Bossard | 15.12.2022
    Die offizielle Landwirtschaft sollte bitte die Tragweite der Stickstoffbelastung zur Kenntnis nehmen und handeln statt blockieren. Die Akademie der Naturwissenschaften hat 2020 berechnet: "Die Emissionen von Ammoniak, Stickoxiden, Lachgas und Nitrat führen in der Schweiz zu externen Kosten im Bereich von 860 bis 4300 Millionen CHF pro Jahr. (...) Die Emissionen der Landwirtschaft tragen zu diesen Kosten 60 – 70 Prozent bzw. 516 bis 2580 Mio. CHF pro Jahr bei."
    • Beat Furrer | 16.12.2022
      Herr Bossard, wie wurden diese Kosten berechnet / geschätzt? Durch (realistische?) Annahmen und Modelle?
      Spätestens seit Corona (Task Force) und auch seit wir den IPCC (Klima) kennen, wissen wir, dass Forschungsergebnisse und Kostenprognosen politischen Zwecken dienen. D.h. diese Studien sind alles andere als sakrosankt, als das sie von den Linken (die ja auch Staats-, Regulierungs-, Verbots-, und Panikbefürworter sind) dargestellt werden.

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