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Zyklisch denken statt linear

Mechanisierung, lineares Denken und Kontrolle: Diese Faktoren führten laut Religionswissenschafterin Ursula Seghezzi zu Ausbeutung und Herrschaftssystemen. Um die Spirale der Ausbeutung zu verlassen, hat sie ein Modell entwickelt, das sich an den Zyklen der Natur orientiert. «Es geht nicht darum, neue Technologien zu entwickeln, sondern die Manier der Herrschaft zu überwinden», sagt sie im Agrarpolitik-Podcast.

Edith Nüssli, lid |

«Wir haben keine Übung mehr mit Wandel umzugehen, weil wir uns im Laufe der Geschichte von den Zyklen der Natur entfernt haben», erklärt Religionswissenschafterin Ursula Seghezzi im Agrarpolitik-Podcast.

Die Mechanisierung habe dazu geführt, dass wir linear statt zyklisch dächten und Kontrolle bedeutend geworden sei. «Kontrollieren macht statisch», stellt sie fest. «Wandel heisst, die Kontrolle abzugeben.» Das verunsichere. Deshalb würden viele Menschen Veränderungen nicht mögen.

Jahreszeiten als Kompass

Um Wandel zu begleiten, orientiert sich Ursula Seghezzi an den Jahreszeiten. Der Sommer steht für Alltag, für unbeschwertes Leben. Der Herbst bringe klare Luft, was für ehrliches Hinschauen stehe. Nach der Tag-Nacht-Gleiche fange das Bisherige an sich zu entziehen. Sie nennt diese Zeit das «ungemütliche Achtel». «Die Frage ist, ob wir mit Offenheit oder mit Angst reagieren», sagt sie.

Man könne Veränderungen eine Zeit lang ignorieren oder gleich etwas Neues machen, also schnell in den Frühling springen. «Das bedeutet in der Regel, neue Technologien einzusetzen, die neue Probleme generieren», findet sie. Als Beispiele nennt Ursula Seghezzi Windräder und Photovoltaik. «Dadurch ändert sich die Herangehensweise nicht», stellt sie fest, «wir bleiben in der Spirale der Ausbeutung.»

Zur Person

Ursula Seghezzi ist Religionswissenschaftlerin sowie Gründerin und Mitinhaberin des UMA-Instituts, das Menschen und Organisationen renaturieren will.

Das Tor der Ratlosigkeit durchschreiten

Wenn sie Veränderungsprozesse begleitet, lädt sie dazu sein, in den Winter hinabzusteigen. Oft lässt sie ein Tor der Ratlosigkeit bauen und durch dieses hindurchgehen. «Den offenen Raum hinter diesem Tor zu erleben, hat etwas unglaublich Befreiendes und setzt ganz viel Kreativität frei», beobachtet die Ethnologin. «Wenn es ungemütlich wird, kommen unsere verdrängten Schattenseiten an Licht», erklärt sie.

Je grösser diese seien, desto grösser die Gefahr, in Bestehendem Halt zu suchen. «Erschrecken, wie unfair und asozial wird sind, ist der Anfang von Veränderung», sagt Ursula Seghezzi. Im Schreck stecken bleiben, mache jedoch aktivistisch oder lähme. «Um voranzukommen, braucht es die Sehnsucht, wie es sein könnte», erklärt sie.

Manier der Herrschaft aufgeben

«Wandel ist immer herausfordernd», weiss Ursula Seghezzi. Frühere Gesellschaften hätten im Wandel die Ahnen befragt sowie Bräuche und Rituale vollzogen. «Um gute Lösungen für alle zu finden, haben sie viel Kompetenz in der geistigen Welt verortet», resümiert die Religionswissenschafterin. Später habe sich ein hierarchisches Weltbild entwickelt.

«Herrschaft muss immer wissend sein und Herrscher wollen immer Herrscher bleiben», erklärt sie. Deshalb werde das System statisch und die Menschen mit der Zeit nicht mehr transformationsgeübt. «Es geht nicht darum, neue Technologien zu entwickeln, sondern diese Manier der Herrschaft zu überwinden», ist ihre Schlussfolgerung.

Landkarte statt Lösungen

In zyklischem Denken gilt: «Keine Jahreszeit ist besser als die andere.» Für Veränderung braucht es alle. Die Politik soll, so Ursula Seghezzi, die Akteure befähigen und ihnen einen Rahmen geben, um zu handeln.

Mit dem UMA-Institut bietet sie keine Lösungen an, sondern will Akteurinnen und Akteure sowie Politikerinnen und Politiker eine Landkarte in die Hand geben, in der Hoffnung, dass etwas herauskommt, das sie noch nicht kennen.

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