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«Psychischer Druck wegen Wolf ist enorm»

 

Am Donnerstag debattiert der Ständerat über mehrere Vorstösse, die die Regulierung der Wölfe und der Rudel vereinfachen wollen. In einem offenen Brief bittet der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) den Ständerat, bei den Beratungen die psychologischen Belastungen, die die Wölfe auf die Bauernfamilien ausüben, zu berücksichtigen.

 

Behandelt wird unter anderem die parlamentarische Initiative «Wachsende Wolfsbestände geraten ausser Kontrolle und gefährden ohne die Möglichkeit zur Regulierung die Landwirtschaft».  Diese strebt eine Änderung des Bundesgesetzes über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel an. Der Vorstoss stammt von der Umweltkommission des Ständerats.

 

Analog der Zuständigkeitsordnung für das geschützte Steinwild soll präventiv die Regulierung von Wolfsbeständen durch die Wildhut ermöglicht werden. Als zusätzliche Massnahme zum zumutbaren Herdenschutz soll die Regulierung von Wolfsbeständen zulässig sein, wo aufgrund der hohen Wolfsdichte die Landwirtschaft gefährdet ist. In diesen Gebieten soll zudem die Entfernung von Wolfsrudeln, oder Teile davon, ermöglicht werden.

 

Ausserdem sollen Wölfe, die auffallen, weil sie Siedlungen und Menschen bedrohlich nahekommen oder den Herdenschutz umgehen, erlegt werden dürfen.

 

Die Motion von Ständerat Marco Chiesa (SVP/TI) will den Schutz des Wolfes verringern und den Kantonen ermöglichen, die Tötung von Wölfen, die eine potenzielle Gefahr für die Tierzucht darstellen, leichter und unmittelbarer anzuordnen. Ständerätin Johanna Gapany (FDP/FR) will mit ihrer Motion den Bundesrat beauftragen, dass ab der Alpsaison 2021 alle Aufwände und Ertragsausfälle, welche durch eine vorzeitige Abalpung wegen Grossraubtieren entstehen, entschädigt werden. Zudem soll die Unterbestossung in diesen Fällen nicht zu einer Kürzung von Sömmerungsbeiträgen führen. Die Motion von Nationalrat Fabio Regazzi (Mitte/TI) schliesslich fordert, dass die von geschützten Wildtieren verursachten Schäden vom Bund vollständig abgegolten werden. Zudem sollen Massnahmen getroffen werden, um das Abgeltungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Der Nationalrat hat die Motion bereits angenommen.

 

In einem offenen Brief wendet sich der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) an die Ständerätinnen und Ständeräte. Damit will der Verband auf die psychischen Belastungen der Älpler- und Berglerfamilien aufmerksam machen, die die grosse Wolfpopulation verursacht. Der SBLV fordert die Parlamentarier auf, auch diesen Aspekt bei den Beratungen zu berücksichtigen.

 

Offener Brief

 

«In den bisherigen politischen Überlegungen wurden die Elemente der Biodiversität im Zusammenhang mit der Anwesenheit des Wolfs sehr stark gewichtet. Wir stellen das nicht grundsätzlich in Frage. Aber nun sind die negativen Folgen für die Bauernfamilien und ihre Nutztiere unerträglich geworden. Auch stossen die empfohlenen Schutzmassnahmen an ihre Grenzen und der Wolf scheint über weitaus mehr Ressourcen und Anpassungsfähigkeit zu verfügen als erwartet.

 

Die folgenden Punkte müssen nun bei den Überlegungen und bei der Festlegung der zu treffenden Entscheidungen berücksichtigt werden.

 

Der erste Punkt ist die scheinbare Nichtberücksichtigung von Tierschutzüberlegungen, zu denen auch der Schutz vor Leiden, Angst und Stress gehört. Dem Druck des Wolfes ausgesetzt zu sein, einem Angriff eines einzelnen Individuums oder eines Rudels, Verletzungen und Todeskampf sind für die Opfer, auch Tiere, ein tiefes oder sogar bleibendes Trauma. In einer Zeit, in der das Wohlbefinden von Tieren hochaktuell ist, wäre es gut, dies auch hier zu berücksichtigen. Wenn eine Herde Nacht für Nacht von Wölfen belauert oder gar von ihnen angegriffen wird, reagiert sie nicht mehr normal und stellt dann eine Gefahr für ihre Betreuer und für Wanderer und Spaziergänger dar. Auch dieses Element muss berücksichtigt werden.

 

Wir möchten hingegen einen noch zu wenig beachteten Aspekt ansprechen, nämlich die psychologischen Auswirkungen dieser Situation auf die Familien, auf die Betroffenen, insbesondere aber auch auf die Frauen und Kinder der genannten Familien. Wir fordern, dass auch das psychische Leid, das durch die Anwesenheit des Wolfes und den Druck, der durch die Anzahl der Tiere entsteht – neben den verursachten Schäden und den toten Nutztieren – thematisiert wird. Denn vom seelischen Leid der Älpler- und Berglerfamilien, sowie der Tierhalterfamilien hört man kaum etwas, obwohl sie in dieser Thematik eine zentrale Rolle spielen.

 

Der psychische Druck, dem diese Familien Tag und Nacht ausgesetzt sind, ist enorm. Sie wachen nachts beim kleinsten Geräusch auf.Abgelegen lebende Familien haben Angst um ihre Kinder, wenn sie draussen spielen oder zur Schule gehen. Kinder wachsen mit dieser Angst auf. Sie schlafen nicht mehr, weil sie Angst um ihre Tiere haben oder weil sie die blutigenBilder der Schafe, die sie selbst gefunden haben, nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Eine solche psychische Belastung sollte weder auf den Erwachsenen lasten, geschweige denn auf den Kindern, schon gar nicht in einer modernen Welt wie der unseren.

 

Der Eindruck, dass diese schwierige Situation nicht in ihrer ganzen Dimension wahrgenommen wird, und die Tatsache, dass sie sich mit den Schwierigkeiten allein gelassen und nicht ernst genommen fühlen, belastet die betroffenen Familien noch zusätzlich. Die Situation ist so schlimm, dass beispielsweise die landwirtschaftlichen Organisationen im Kanton Tessin, eine Zusammenarbeit mit dem kantonalen Careteam oder die Einrichtung eines psychologischen Betreuungsdienstes gefordert haben.

 

Schliesslich wird es sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, Personal zu finden, das bereit ist, sich angesichts der Bedingungen für die Bewachung der Herden auf der Alp zu engagieren. Dies trägt zusätzlich zur Belastung der Bauernfamilien bei, die diese Aufgaben selbst übernehmen müssen.

 

Infolgedessen werden die Alpen weniger gut bewirtschaftet und gepflegt, was einerseits zu einem Verschwinden, der für das Wirtschaftsleben der Bergregionen notwendigen Alpwirtschaft und andererseits zu einer mangelnden Instandhaltung der betroffenen Gebiete führt. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf den Tourismus und die Biodiversität der Alpweiden. Gleiche Überlegungen und Sorgen können auch für einige, der von dem Problem betroffenen, Flachlandregionen gelten.»

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