Schneider rückt für den zurückgetretenen Bastien Girod nach. Die Zürcherin war bereits von 2019 bis 2023 Nationalrätin, verpasste aber im Herbst 2023 die Wiederwahl sehr knapp. Es fehlten ihr 671 Stimmen. In ihrer ersten Amtsdauer lancierte sie mehrere Vorstösse für mehr Tierschutz und zum Thema Landwirtschaft. So hat sie unter anderem Vorstösse zum Milchmarkt, zum Schweinemarkt, zur Direktvermarktung oder zur Landtechnik eingereicht.
«Gut informiert»
Die Rückkehr von Meret Schneider wird auch von Bauernvertretern erfreut zur Kenntnis genommen. Der Zürcher Nationalrat Martin Haab (SVP) spricht Schneider viel Fachkenntnis zu. «Meret hat immer gewusst, wovon sie spricht. Sie war gut informiert, was bei den wenigsten Grünen der Fall war», sagt Haab zu «Blick». Zwar seien sie bei der Massentierhaltungsinitiative politische Gegner gewesen. Das Wohl der Tiere sei für sie Ein und Alles. «Das respektiere ich», so Haab weiter. Sie sei im Parlament eine Brückenbauern gewesen. Und sie setze sich für ihre Mitmenschen ein.
Ich freue mich total über die freundlichen Worte meiner Ratskollegen, das berührt mich irgendwie total❤️. Auf weitere gute Zusammenarbeit, ich freu mich sooo!https://t.co/nN4ZuSMza4
— Meret Schneider (@Schneimere) November 30, 2024
Auch der Aargauer Nationalrat Alois Huber (SVP) freut sich die Rückkehr. «Dass Meret Schneider den Sitz für Girot einnimmt, finde ich noch schön», sagt er zu «Blick». Sie sei eine fanatische Tierfreundin, so Huber. Aber menschlich habe die Zusammenarbeit immer gut funktioniert.
«Wir haben das Heu oft auf der gleichen Bühne»
In einem Interview in der jüngsten Ausgabe der «Sonntagszeitung» erklärte Meret Schneider, weshalb sie einen guten Draht zu den Bauern hat: «Man muss Interesse zeigen und auch mal mithelfen beim Heuen, Blackenstechen und Käsemachen. Wenn man miteinander ins Gespräch kommt, merkt man: Wir haben das Heu oft auf der gleichen Bühne.» Sie freut sich besonders, wenn ihre Vorstösse von den Bauern mitgetragen werden.
Sie will sich auch vermehrt gegen Importfleisch zur Wehr setzen. «Wir importieren extrem viel Pouletfleisch, auch aus Käfighaltung in Ungarn und Slowenien. Sogar aus Brasilien, einem Land, das keinen Tierschutz kennt», sagte Schneider der «Sonntagszeitung». Wenn die Konsumenten wüssten, wie die Tiere gehalten werden, würde der Konsum sinken. Und sie regt sich auch über die Migros auf. Zuerst habe sie nur Fleisch importiert, das die Tierstandards der Schweiz erfülle. «Heute will die Migros mit günstigem Importfleisch mit den Discountern konkurrieren», hält sie fest. Die Bevölkerung müsse lernen, das Fleisch mehr wertzuschätzen und auf Qualität und Tierhaltung zu achten. «So unterstützen wir auch unsere Bauern», sagte sie zur «Sonntagszeitung». Jeden Tag Fleisch zu essen, sei nicht mehr zeitgemäss, führte sie weiter aus.
Mehr Transparenz bei Produzentenpreisen
Ende August hat sie gegenüber den Tamedia-Zeitungen bereits erklärt, für welche Themen sie sich einsetzen will. Einen Fokus legt sie auf mehr Transparenz bei Produzentenpreisen. «Bäuerinnen und Bauern, die tierfreundlich und ressourcenschonend wirtschaften, müssen für diese Mehrleistungen auch fair entschädigt werden», sagte sie zu den Tamedia-Zeitungen.
Man dürfe sie nicht preislich unter Druck setzen. «Da sind auch Grossverteiler in der Pflicht: Mehr Tierwohl bewerben, aber nicht dafür zahlen, funktioniert nicht», stellte sie klar.
Die Rückkehr von Frau Meret Schneider in den Nationalrat bietet eine interessante Perspektive für die Landwirtschaft. Ihre Bereitschaft, sich aktiv auf Bauernhöfen einzubringen und die praktische Arbeit kennenzulernen, verdient Respekt. Solche Erfahrungen sind essenziell, um die tatsächlichen Herausforderungen der landwirtschaftlichen Produktion am Standort Schweiz zu verstehen – vom Milchmarkt über den Schweinemarkt bis hin zu den Anforderungen der Direktvermarktung und der Landtechnik.
Gleichzeitig bleibt ihre Parteizugehörigkeit ein kritischer Punkt. Die Grünen stehen oft für Positionen, die in der Praxis zusätzlichen Druck auf die produktive Landwirtschaft ausüben können, sei es durch Regulierungen oder durch unrealistische Erwartungen an Produktionsmethoden. Dennoch zeigt Frau Schneider, dass sie bereit ist, Brücken zu bauen und das Gespräch mit den Bauern zu suchen – ein Ansatz, der in der Politik nicht selbstverständlich ist.
Die Zukunft der Landwirtschaft in der Schweiz hängt stark von der Zusammenarbeit zwischen Politik und Praxis ab. Wenn Frau Schneider es schafft, sich für die Interessen der produktiven Bauern einzusetzen und den Standort Schweiz als wichtigen Produzenten hochwertiger Lebensmittel zu stärken, dann ist es letztlich ihre Tatkraft, die zählt, und nicht die Parteizugehörigkeit. Politische Entscheidungen müssen sich an der Realität orientieren – und genau dafür könnte ihre praxisnahe Herangehensweise ein entscheidender Vorteil sein.