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SP setzt Beat Jans und Jon Pult aufs Ticket für Bundesratswahl

Nachdem der Point de Presse verschoben verschoben wurde, gab es jetzt den spannenden Moment, an dem die SP das Rätsel um die Nachfolge von BR Berset löste.

sda |

Die SP schickt den Baselstädter Regierungspräsidenten Beat Jans und den Bündner Nationalrat Jon Pult in die Bundesratswahlen am 13. Dezember. Die Fraktion schlägt sie als mögliche Nachfolger von Bundesrat Alain Berset vor, wie die Partei am Samstag mitteilte.

Die SP hat nach Ansicht des Partei-Co-Präsidiums zwei «hervorragende, kompetente und engagierte» Parteimitglieder für die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset nominiert.

Es sei ein fairer und interessanter Wahlkampf gewesen, sagte Co-Präsidentin Mattea Meyer am Samstag vor den Medien. Sie bedankte sich auch bei den unterlegenen vier Kandidaturen. Die nächsten Jahr würden herausfordernd angesichts einer FDP und SVP-Mehrheit im Bundesrat, die auch willens sei, ihre Macht auszuspielen.

Deshalb brauche es neben Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eine starke Stimme im Bundesrat, um die soziale Schweiz voranzubringen. Sowohl Pult als auch Jans könnten diese Stimme sein, sagte Meyer.

Für die Bestimmung von Beat Jans und Jon Pult als offizielle SP-Bundesratskandidaten waren 18 Wahlgänge nötig. Das sagte SP-Fraktionspräsidentin Samira Marti bei der Präsentation der beiden am Samstag vor den Medien in Bern.

Auf die Frage, wieso die Bekanntgabe der Nominationen rund zweieinhalb Stunden länger dauerte als geplant, sagte Marti, es sei von Beginn an klar gewesen, dass nicht schon nach dem ersten oder zweiten Wahlgang ein Entscheid vorliege. Sechs Kandidierende zu haben, habe den Prozess verlängert. Marti gab als weiteren Grund für die Verzögerung auch ein neues, internes Wahlreglement an.

Beat Jans

Seit rund drei Jahren ist Beat Jans (SP) Regierungspräsident von Basel-Stadt. Nun könnte der ehemalige Nationalrat und Vizepräsident der SP Schweiz seine Politkarriere mit einem Sitz in der Landesregierung krönen.

Beat Jans ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der lokalen und nationalen Politik. Bei den Nationalratswahlen 2015 und 2019 erhielt er jeweils die meisten Stimmen. Und 2020 schaffte er als Neuling im ersten Wahlgang den Sprung in die baselstädtische Regierung. Als Jans› Markenzeichen gelten seine Begeisterungsfähigkeit, Eloquenz und Volksnähe.

Jans wuchs in Riehen BS als Kind einer Arbeiterfamilie in einem Wohnblock auf. Er absolvierte eine Lehre als Landwirt und bildete sich sich zum Agrotechniker weiter, bevor er an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studierte.

Erst mit 34 Jahren trat er der Basler SP bei. Schon zwei Jahre später übernahm er das Präsidium der Kantonalpartei. Unter seiner Führung gewann die SP einen dritten Sitz in der Regierung. Gewählt wurde die damals in Basel noch wenig bekannte heutige Ständerätin Eva Herzog. Zusammen mit dem Grünen Bündnis stellte die Linke die Mehrheit in der siebenköpfigen Exekutive – es war der Beginn der fast 16-jährigen Ära des rot-grünen Basel.

Im Grossen Rat gewann die SP als stärkste Fraktion zudem sieben Sitze. Der Erfolg war auch darauf zurückzuführen, dass Jans Migrantinnen und Migranten in die Partei integriert hat – so auch den im Oktober abgewählten Nationalrat Mustafa Atici. Zudem hatte der heute 59-Jährige schon vor 20 Jahren gesagt, dass es unbedingt mehr Frauen in der Regierung brauche.

Niederlage gegen Roger NordmannAb 2001 politisierte Jans zehn Jahre im Basler Grossen Rat, wo er für seine leidenschaftlichen, manchmal auch als etwas verbissen empfundenen Voten bekannt war. 2010 rückte er für den zurückgetretenen Ruedi Rechsteiner in den Nationalrat nach und machte sich rasch schweizweit einen Namen als Umwelt- und Energiepolitiker. Neben seiner politischen Tätigkeit arbeitete Jans für die Naturschutzorganisation Pro Natura und das Basler Beratungsunternehmen Ecos.

2015 musste der Vater zweier Töchter und bis dahin erfolgsverwöhnte Politiker eine Niederlage einstecken. An seiner Stelle wählte die SP in Bundesbern Roger Nordmann zum Fraktionspräsidenten. Doch Jans fand eine neue Aufgabe: Er wurde 2016 Vizepräsident der SP Schweiz.

Zudem liebäugelte er mit einer Ständeratskandidatur. Zu einem parteiinternen Duell gegen Eva Herzog kam es jedoch nicht: Jans zog seine Bewerbung zurück. Dies mit der Begründung, dass im Ständerat eine starke Untervertretung der Frauen drohe.

Bauernstand gegen Jans

Nach seiner Wiederwahl als Nationalrat kandidierte Jans 2020 für den Basler Regierungsrat – und wurde gleich im ersten Wahlgang gewählt. Als die grüne Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann bei den Wahlen schlecht abschnitt und nicht mehr antrat, bewarb er sich spontan auch für das Regierungspräsidium – obwohl er eigentlich lieber Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt geworden wäre.

Seine Exekutiverfahrung macht Jans bei den Bundesratswahlen für manche Beobachter zum Favoriten – und auch die Tatsache, dass Basel-Stadt seit 50 Jahren nicht mehr im Bundesrat vertreten war. Dass er seit Ende 2020 nicht mehr Teil des Bundesparlaments ist, könnte für Jans aber aber zum Nachteil werden.

Auch hat der linke Landwirtschaftsspezialist die Bauernlobby gegen sich, die gestärkt aus den Wahlen im Oktober hervorging. Als Nationalrat hatte Jans unter anderem für die Abschaffung der Tierbeiträge gekämpft.

Jon Pult

Mit der Nomination des 39-jährigen Nationalrats Jon Pult hat sich die SP für den mit Abstand jüngsten männlichen Partei-Kandidaten für die Nachfolge von Bundesrat Berset entschieden. Der politische Frühstarter gilt als begnadeter Rhetoriker und eines der grössten Politiktalente der Sozialdemokraten – Attribute, die ihn seine bereits 20-jährige Politiklaufbahn lang begleiten.

Pult wurde im Unterengadin als schweizerisch-italienischer Doppelbürger geboren. Mit 19 Jahren stieg er in die Politik ein, als er 2004 ins Churer Stadtparlament gewählt wurde.

Danach ging es in zügigem Tempo die politische Sprossenleiter hinauf: Mit 24 wurde Pult Präsident der SP Graubünden, mit 26 Bündner Grossrat, mit 29 Präsident der Alpen-Initiative, mit 35 Nationalrat und mit 36 Vizepräsident der SP Schweiz.

Spätestens als er im Grossen Rat ankam, fiel in Graubünden Pults politisches Geschick und seine treffsichere Rhetorik auf. Der junge Parlamentarier argumentierte und taktierte wie ein Routinier, ohne dabei altklug oder als Möchtegern zu wirken. Bald hiess im Bündnerland: «Der wird mal Bundesrat.»

Bündner Olympia-Pläne gebodigt

Seinen wohl grössten Erfolg im Heimatkanton feierte Pult 2017, als SP und Grüne unter seiner Führung kantonale Pläne für Olympische Winterspiele an der Urne versenkten – gegen das beträchtliche Engagement der anderen Parteien und aller Wirtschaftsverbände.

Nationale Bekanntheit erreichte der studierte Historiker als Präsident der Alpeninitiative, die sich für den Gütertransport per Bahn einsetzt. Der Sprung in den Nationalrat gelang Pult 2019 gleichwohl erst im dritten Anlauf, als der von Silva Semadeni gehaltene – damals nur eine – Bündner SP-Sitz frei wurde.

In Bundesbern fielen einmal mehr Pult politisches Talent und rhetorisches Geschick auf. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zum Vizepräsidenten. In der Grossen Kammer präsidiert er mittlerweile die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF-N).

Nicht so links wie wahrgenommen

Pult habe die Kommission «angenehm geführt» und dabei seine Dossiersicherheit unter Beweis gestellt, erklärte Christian Wasserfallen, FDP-Nationalrat und ebenfalls in der KVF, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er erlebe Pult als sehr talentierten Politiker, «der inhaltlich wie sprachlich seine klar linken Positionen vertreten kann.»

Auf seiner Homepage gibt sich Pult denn auch klassenkämpferisch: «Es ist Zeit, gegen diejenigen anzutreten, die für sich und ihre Freunde Extrawürste fordern und gleichzeitig auf Menschen herumtrampeln, die sich kaum wehren können», schreibt er dort.

Doch ganz so links, wie vielfach wahrgenommen, steht Pult nicht. Gemäss der unabhängigen Online-Wahlhilfe Smartvote politisiert er innerhalb der SP-Fraktion genau in deren Zentrum. «Er brennt für seine Anliegen: Die Menschen, eine gerechte Gesellschaft, ein gutes Zusammenleben», sagte die Bündner Nationalrätin Sandra Locher Benguerel unlängst über ihren politischen Weggefährten.

Als grösste aktuelle Herausforderungen bezeichnete Pult bei der Bekanntgabe seiner Bundesratsambition die Reform des Gesundheitswesens sowie die Klima- und die Europapolitik. Für das Erreichen der Klimaziele fordert er eine «Politik der ausgestreckten Hand» statt eine «des erhobenen Zeigefingers».

Überhaupt betont Pult immer wieder die Wichtigkeit des Zusammengehens. Als er in den Kindergarten gekommen sei, habe er Rätoromanisch und Italienisch gesprochen, aber kein Wort Deutsch, schreibt er auf seiner Website. Diese Erfahrung habe ihn geprägt: «Miteinander reden heisst zuhören, verstehen – und selber verständlich sein. So baut man Brücken zueinander.»

Mittlerweile bezeichnet Pult auch Deutsch als eine seiner drei Hauptsprachen. Zudem spricht er fliessend Französisch – und hat damit alle vier Landessprachen im Köcher.

Zusammenhalt der Schweiz stärken

Als Bundesrat wolle er den Zusammenhalt der Schweiz stärken, sagte Pult bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur. Diesen brauche es, damit das Land in seiner Vielfalt funktioniere.

Es gehe ihm um den Zusammenhalt zwischen den Sprachregionen, aber auch zwischen Stadt und Land und zwischen unterschiedlichen Lebensrealitäten. Seine Zeit in Zürich als Student und später als Kommunikationsberater habe ihn ebenso geprägt wie der Kulturraum der Alpen. Heute lebe er mit seiner Frau zwischen Chur und Bern.

Als Bundesrat würde der Sozialdemokrat seinen italienischen Pass behalten, den er neben dem schweizerischen hat. «Ich bleibe Doppelbürger und würde mich als Bundesrat zu 100 Prozent für die Schweiz engagieren», erklärte er bei der Kandidaturbekanntgabe.

Bereits geäussert hat sich der Bundesratsaspirant zur schweizerischen Neutralität, als er sich dafür aussprach, Drittstaaten die Weitergabe von Schweizer Waffen an die Ukraine zu erlauben. In einem Gastbeitrag für die Tageszeitung «Südostschweiz» schrieb er letzten Sommer: «Wir müssen unsere Neutralität richtig auslegen, damit sie dem Völkerrecht dient und nicht den Aggressor schont.»

Kommentare (3)

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  • Kopfschüttler | 26.11.2023
    Genau. Hoffentlich diesmal erfolglos! Nicht wie bei Baume-Schneider, wo auch die Bauern den Ausschlag gaben. Weil sie ein paar Schafe hat, wurde sie gewählt. Und jetzt haben wir die schwächste und unberechnebartste Bundesrätin und können uns jeden Tag abwechselnd schämen oder ärgern. Die Bauern werden Jans nicht wollen, weil er sich einmal (zurecht) kritisch gegen die kranke Agrarpolitik geäussert hat. Schade.
    • Einmal? | 26.11.2023
      Dieser Kommentar wurde von der Redaktion entfernt.
  • Das braucht | 26.11.2023
    nur einen Wahlgang. Die Bauern entscheiden den Match.
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