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Wenn die Tierärzte ausgehen

In der Schweiz gibt es immer mehr Haustiere und immer weniger Veterinärmediziner. Das Problem spitzt sich besonders in Berg- und Randregionen zu. Mögliche Lösungen werden diskutiert, eine Verbesserung ist aber noch fern.

In der Schweiz fehlen die Tierärzte, und viele Praxen haben Mühe, offene Stellen zu besetzen oder eine Nachfolgerin zu finden. Aus Sicht der GST (Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte) ist ein wichtiger Aspekt dabei, dass hierzulande der Bedarf an tiermedizinischer Versorgung zunimmt, da es in der Schweiz immer mehr Haustiere gibt.

Problem hat sich abgezeichnet

Demgegenüber steht ein Mangel an Fachkräften, weil die Babyboomer-Generation in Pension geht und viele der jüngeren Tierärzte Teilzeit arbeiten. Aufgrund des Fachkräftemangels sind auch immer weniger Tierärztinnen im Bereich der Nutztiermedizin tätig. Ein Problem, das sich seit längerem abgezeichnet habe, heisst es auf Anfrage beim Schweizer Bauernverband (SBV). Und weiter: «Wir haben auf diesen Engpass bereits vor zehn Jahren hingewiesen.»

Der Mangel sei aber nicht überall gleich gross. «In sogenannt viehdichten Regionen gibt es gemäss unserer Einschätzung immer noch genügend Tierärztinnen und Tierärzte auch für die Landwirtschaft. In gewissen Bergregionen hingegen sieht die Sache anders aus», so der SBV. Dass bei den Nutztieren vor allem die medizinische Versorgung in Berg- und Randregionen eine Herausforderung darstellt, zeigt auch eine Studie aus dem Jahr 2018.

Rahmenbedingungen verbessern

Lösungsansätze im Kampf gegen den Tierärztemangel sieht der Bauernverband darin, die vorhandenen Tierärzte zu entlasten und den Beruf der Nutztierärztin attraktiver zu gestalten: «Das braucht auch einen Wandel in der Kultur. Einpersonenpraxen sind nicht mehr zeitgemäss, insbesondere wenn auch noch Notfalldienst zu leisten ist.»

Ins gleiche Horn stösst die GST: «Die Attraktivität der Berufsausübung in den peripheren Regionen wird – neben den Bedingungen am Arbeitsplatz selbst – vor allem auch durch lokale Gegebenheiten wie einfache Niederlassung, ÖV-, Kultur- und Wohnungsangebot, Kitas, Arbeitsmöglichkeiten für Lebenspartner und Lebenspartnerinnen sowie Schulen gefördert.» Dies zu implementieren, erfordere eine staatlich getragene Förderung.

Studienplätze für Agronomen?

Ende Februar hat die GST zusammen mit vier weiteren Verbänden der Medizinalberufe einen Weckruf auf dem Bundesplatz zum Fachkräftemangel organisiert und einen gemeinsamen Forderungskatalog präsentiert. Ebenso wurde die Politik aktiv. Der Berner SVP-Grossrat Samuel Krähenbühl hat im November 2024 einen Vorstoss im Grossen Rat eingereicht zur schlechten Versorgungslage bei den Grosstierärzten. Das mit dem Ziel, die Zulassungsbedingungen für das Studium der Veterinärmedizin zu verbessern, das in der Schweiz an den Universitäten in Bern und Zürich möglich ist.

So soll ein Teil der Studienplätze für Kandidatinnen reserviert werden, die sich über einen alternativen Bildungsweg für das Studium vorqualifiziert haben. «Hier ist an eine Vorbildung im Bereich Agronomie zu denken, namentlich an einen Bachelor-Studienabschluss in Agrarwissenschaften an einer Fachhochschule», heisst es im Vorstoss. Zu diesem Vorschlag sagt die Gesellschaft der Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte: «Unser Hauptanliegen ist die Erhöhung der Anzahl diplomierter Tierärztinnen und Tierärzte, die in der Schweiz gemäss dem Bedürfnis der tierärztlichen Praxis ausgebildet werden.»

Statistik

Laut der GST (Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte) arbeiten heute 60 Prozent der klinisch tätigen Tierärzte in der Kleintiermedizin, 27  Prozent in der Nutztiermedizin und 10 Prozent in der Pferdemedizin. Die restlichen 3 Prozent haben eine andere Haupttätigkeit. Der Blick auf die Statistik zeigt weiter, dass seit 2018 jedes Jahr mehr ausländische Diplome anerkannt werden, als eidgenössische Diplome hinzukommen. Trotz Fachkräften aus dem Ausland bleibt der hiesige Mangel also bestehen. bki

Wichtig sei, dass bei einer Erhöhung der Anzahl Studienplätze die Qualität der Ausbildung erhalten bleibe, und dazu müsse die Politik Hand bieten, indem sie den Ausbau der Ressourcen und der Infrastruktur ermögliche. «Ein Kontingent von Studienplätzen für Studierende mit einer landwirtschaftlichen Vorbildung kann ein Lösungsansatz sein. Ob eine substanzielle Anzahl Absolventinnen und Absolventen mit einem Bachelorabschluss ein veterinärmedizinisches Studium in Angriff nehmen würde, wäre zu klären», so die GST. 

Kommentare (3)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Burgli | 01.05.2025
    Für die überbordenede Bürokratie und Arbeitsbelastung in unserem Lande zahlt auch diese Branche hier einen hohen Blutzoll mit den Folgen die wir jetzt haben. Dies sehen wir auch in unserer Branche der Landwirtschaft. So wird es schwer sein junge Leute für solch schöne Berufe zu motivieren.
  • Ketzer | 26.04.2025
    Absolut verständlich.
    Wer setzt sich schon freiwillig den Schikanen der Veterinärämter aus.
  • Jonas Hartmann | 25.04.2025
    Ein Teil des Problems ist, dass es in der Tiermedizin keine Entsprechung zur humanmedizischen Fachperson Gesundheit (FAGE) oder Pflegefachfrau gibt. Da wehrt sich die GST vehement dagegen (nehmen den Tierärzten einen Teil des Lohnes weg). Dabei wären solche gut ausgebildeten Fachkräfte eine Entlastung. Bei irgendwelchen Bagatelleingriffen (z.B. Durchfallproblemen bei Kälbern und Schweinen, Schwergeburten, usw.) wo Standardbehandlungen üblich sind, müsste nicht unbedingt ein Tierarzt auf den Hof kommen.
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