In den Achtzigerjahren zählte die Schweiz noch fünf Grossbanken. Nach etlichen Übernahmen und Fusionen reduzierte sich die Zahl ab 1997 auf zwei. Und seit heute bleibt noch eine übrig. Ein Blick zurück.
1990: Bank Leu
Als Erste verschwand 1990 die Bank Leu AG. Die ursprünglich staatliche Bank wurde 1755 gegründet mit dem Zweck, die auswärtige Kapitalanlage für grosse staatliche und private Vermögen durchzuführen. Nach Rückschlägen und einer Phase von Übernahmeangeboten Ende der 1980er Jahre, unter anderem vom Investor Martin Ebner, wurde die älteste Grossbank der Schweiz 1990 von der CS Holding erworben, also der heutigen Credit Suisse.
Ab 1998 konzentrierte sich die Bank Leu noch als rechtlich selbstständige Privatbank innerhalb der CS Group auf das Anlagegeschäft für Privatkunden. 2007 fusionierte die Bank Leu mit anderen Tochterunternehmen der CS Group zur Privatkundenbank Clariden Leu, die 2012 in der Credit Suisse aufging.
1993: Schweizerische Volksbank
Die Schweizerische Volksbank (SVB) wurde 1869 von Vertretern aus Arbeiter-, Beamten- und Gewerbekreisen unter dem Namen «Volksbank in Bern» gegründet. Bis 1930 avancierte sie zur zweitgrössten Bank der Schweiz. Anfang der 1980er Jahre geriet sie durch hohe Verluste bei Silbertermingeschäften in die Schlagzeilen.
Der an der Substanz zehrende Wertberichtigungsbedarf, der sich für die SVB aus der Immobilienkrise seit Beginn der 1990er Jahre ergab, führte 1993 zur Übernahme der Bank durch die damalige CS Holding (heute Credit Suisse). Es entstand die zweitgrösste Schweizer Bank.
«Weitere Zusammenschlüsse unter den Grossbanken sind wenig wahrscheinlich», sagte der damalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Markus Lusser, als am 6. Januar 1993 die Übernahme der Volksbank bekanntgegeben wurde. Das erwies sich in der Rückschau als Irrtum.
1997: Fusion Bankgesellschaft / Bankverein
1997 gaben die Schweizerische Bankgesellschaft (SGB) und der Schweizerische Bankverein (SBV) ihre Fusion zur heutigen UBS bekannt. Mit diesem Zusammenschluss wurde die damals zweitgrösste Bank der Welt geschaffen.
Die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) entstand 1912 aus dem Zusammenschluss der Bank in Winterthur und der Toggenburger Bank. Nach dem ersten Weltkrieg expandierte sie als Universalbank durch zahlreiche Übernahmen und Eröffnungen von Filialen in die ganze Schweiz.
Der Schweizerische Bankverein (SBV) wiederum wurde 1854 gegründet. Sechs Privatbankiers in Basel gründeten unter dem Namen «Bank-Verein» ein Konsortium, um Industrie- und Eisenbahnprojekte zu finanzieren. Vor ihrer Fusion war die SBV die drittgrösste Bank in der Schweiz.
2023: Credit Suisse (ehemalige Schweizerische Kreditanstalt SKA)
Am 16. Juli 1856 nahm die von Alfred Escher gegründete Schweizerische Kreditanstalt (SKA), Vorgängerin der Credit Suisse, ihre Geschäftstätigkeit auf. Sie pflegte besonders die Kreditvergabe an kommerzielle Kunden sowie das Emissionsgeschäft. Dabei erlangte sie insbesondere für die Eisenbahnfinanzierung erhebliche Bedeutung. Der 1977 aufgedeckte Chiasso-Skandal führte kurzzeitig zu einem Verlust an Vertrauen in das Unternehmen und markierte zugleich den strategischen Übergang zum international ausgerichteten Finanzkonzern – der nun am Ende ist.
Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)