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Bauern sind bereit, doch die Industrie will ihn nicht

Eigentlich würden die IP-Suisse-Bauern gern mehr Zuckerrüben anbauen, aber die Nachfrage der Lebensmittelindustrie nach IP-Suisse-Zucker ist eher bescheiden. Nur ein grosses Schweizer Unternehmen setzt auf IP-Suisse-Zucker. 

Cyril Nietlispach |

Gemäss Agristat, dem statistischen Dienst des Schweizer Bauernverbandes, wurden im Rekordjahr 2014 in der Schweiz auf 21’040 Hektaren Zuckerrüben angebaut. Danach ging die Anbaufläche kontinuierlich zurück, mit dem Tiefpunkt 2022: Da wurden nur noch 15’647 Hektaren angebaut. Dieser Negativtrend konnte nur dank einem Hilfspaket des Bundes gestoppt werden.

2022 wurde der Einzelkulturbeitrag auf 2’100 Franken je Hektare Zuckerrüben festgelegt, ebenso ein Zusatz-Einzelkulturbeitrag von 200 Franken pro Hektare für Zuckerrüben, die nach den Anforderungen der biologischen oder integrierten Produktion angebaut werden. Zudem können sich Produzenten für die neu entwickelten Produktionssystembeiträge (PSB) wie den Verzicht auf Herbizide (250 Fr./ha) oder den gänzlichen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (800 Fr./ha) anmelden.

Biologische und integrierte Produktion werden gefördert

Mit den PSB des Bundes sollen in erster Linie die biologische und die integrierte Produktionsweise gefördert werden. Bei beiden Programmen, sowohl Bio Suisse wie auch IP-Suisse, ist die Förderung der Biodiversität sehr wichtig und wird mit verschiedenen Massnahmen gestärkt. Bekannt ist beispielsweise das Punktesystem von IP-Suisse, das zusammen mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach entwickelt wurde und Anreize schafft, etwa blütenreiche Wiesen, Blühstreifen und auch Buntbrachen anzulegen.

Die Anbaufläche von IP-Suisse- Zuckerrüben, die ohne Einsatz von Insektiziden und Fungiziden und mit beschränkter Verwendung von Herbiziden produziert werden, stieg in der Folge innerhalb weniger Jahre von ein paar Hundert Hektaren auf über 4’000 Hektaren. Die Anbaufläche von Biozuckerrüben, die 2022 noch 204 Hektaren betrug, wurde 2025 auf über 400 Hektaren verdoppelt. Total wurden 2025 gemäss Agristat auf einer Fläche von 17’396 Hektaren Zuckerrüben gepflanzt.

Selbstversorgung soll wieder auf über 50 Prozent steigen

Die Schweizer Zucker AG produzierte in der letzten Kampagne in den beiden Fabriken in Aarberg BE und Frauenfeld TG aus 1,5 Millionen Tonnen Zuckerrüben. 159’300 Tonnen konventionellen Zucker, 31’800 Tonnen IP-SuisseZucker und 10’600 Tonnen Biozucker; insgesamt knapp 20’000  Tonnen Schweizer Zucker, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit die beiden Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld gut ausgelastet sind und der Selbstversorgungsgrad beim Zucker in der Schweiz wieder auf über 50 Prozent steigt, braucht es mehr Zuckerrüben.

Mittelfristig sollen in der Schweiz wieder 20’000 Hektaren Zuckerrüben angebaut werden. Um die Anbaubereitschaft zu erhöhen, haben der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) und die Schweizer Zucker (SZU) AG ein neues Anreizsystem geschaffen: je grösser die gesamte Anbaufläche, desto besser ist der Preis pro Tonne Zuckerrüben. Mit dem Vermittlungsprogramm «Bring a friend» sollen Rübenpflanzer ihre Berufskollegen für den Rübenanbau motivieren.

Nur Ricola setzt auf IP-Suisse-Zucker

Ob IP-Suisse-Produzenten von diesem Anreizsystem profitieren werden, ist ungewiss. Sie können zwar ihre Zuckerrüben nach IP-Suisse-Anforderungen produzieren und sich auch für die Produktionssystembeiträge des Bundes anmelden, aber ihren Ertrag können sie nicht als IP-Suisse-Zucker vermarkten. Trotz Vorteilen für die Biodiversität harzt es mit dem Absatz des Zuckers. Zwar wird IP-Suisse-Zucker in Form von 1-Kilo-Packungen im Coop, in der Migros, der Landi und im Volg sowie als Zuckersticks im Denner vermarktet, wo sich das Käfer-Logo ausloben lässt. Aber normalerweise werden 80 Prozent des Zuckers in der Lebensmittelindustrie benötigt, nur 20 Prozent gehen in den Detailhandel.

Die Unternehmen der Lebensmittelindustrie halten sich beim Einsatz von IP-Suisse-Zucker vornehm zurück, obwohl der Preisaufschlag von weniger als 10 Prozent gegenüber dem konventionellen Zucker gering ist. Offenbar ist die Motivation, in der Werbung IP-Suisse-Zucker als Besonderheit eines Produktes hervorzuheben, noch nicht so verbreitet.

Der Bonbonhersteller Ricola setzt bei der Beschaffung von Zucker auf das IP-Suisse-Label. «Es gehört zu unserer Strategie, dass wir nur das produzieren, was sich am Markt verkaufen lässt», heisst es bei IP-Suisse. Derzeit werde mehr produziert, als sich verkaufen lasse. Die Bauern wären bereit, mehr Rüben nach IP-Suisse-Richtlinien zu produzieren. Das zeigt die Warteliste mit 200 Produzenten. Aber es brauche die Prämie von 60 Franken pro Tonne Zucker.

-> IP-Suisse verleiht Ricola die «Goldene Biene»

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