Mit Hilfe der In-ovo-Technologie soll das Geschlecht von Küken am11. und 12. Bruttag, also noch im Ei, und was noch wichtiger ist, vor Einsetzen des embryonalen Schmerzempfindens, bestimmt werden.
Zum Einsatz komme dabei eine intelligente Bildgebungstechnologie, die beschleunigte Magnetresonanztomographie (MRT) und Künstliche Intelligenz (KI) kombiniert, heisst es in einer Mitteilung. Dabei bleibt das Ei unbeschädigt. Die Eier mit weiblichen Embryos werden weiter bebrütet, bis sie dann am 21sten Tag weibliche Küken schlüpfen. Die Eier mit männlichen Embryonen werden entsorgt.
Bisher vergast
Die technischen Einrichtungen für ein Geschlechtsbestimmung im Ei werden bei beiden grossen Brütereien der Schweiz, der Animalco AG und der Prodavi SA, ab Anfang 2025 in Betrieb genommen. Bis Ende 2025 sollten die Prozesse eingespielt und «voll implementiert» sein.
Damit könne die Branche auf ein grosses gesellschaftliches Anliegen reagieren. Das Töten der männlichen Küken kurz nach dem Schlupf ist verpönt und hat der Eierindustrie jahrelang einen schlechten Ruf beschert.
Am ersten Januar 2020 wurde in einem ersten Schritt das Schreddern der Küken verboten. Doch damit wurde das eigentliche Problem nicht gelöst. Statt geschreddert wurden die Küken seitdem direkt nach dem Schlupf vergast.
Isidor Baumann, Präsident Aviforum, begrüsst die Medienschaffenden.
Cyril Nietlisbach
Bei Bio verboten
In der Bio-Landwirtschaft hat man sich bereits 2022 öffentlich dazu bekundet, dass ab 2026 keine Bio-Küken mehr getötet werden. Gleichzeitig wurde damals in einer Mitteilung von Bio Suisse bekannt gegeben, dass sich die Delegierten von Bio Suisse gegen die In-Ovo-Technologie ausgesprochen haben. Das heisst konkret, die Geschlechtsbestimmung im Ei ist bei Bio verboten.
Der Ausstieg aus dem Kükentöten erfolgt in der Bio-Landwirtschaft schrittweise und durch verschiedene Ansätze. Einerseits über die Haltung von Zweinutzungshühnern, andererseits über die Aufzucht der Bruderhähne der Legelinien.
Aktuell würden schon über die Hälfte der Brüder aufgezogen. Bis Ende 2025 werden es gemäss Bio-Richtlinien 100 Prozent sein.
Ganze Branche am Start
Ob In-Ovo-Technologie in der konventionellen Landwirtschaft oder der Weg über Zweinutzungsrassen und Bruderhahn-Aufzucht in der Bio-Landwirtschaft.
Die Schweiz macht es vor und ist das weltweit erste Land, in dem die gesamte Eierbranche eine eigenständige, flächendeckende und ausgereifte Lösung gegen das Kükentöten präsentieren kann, schreibt die Branchenorganisation Gallo Suisse in einer Mitteilung.
Man habe es geschafft, mit allen Akteuren der Wertschöpfungskette eine gemeinsame Lösung zum Ausstieg aus dem Kükentöten zu erarbeiten.
Eier leicht teurer
Die Akteure der ganzen Wertschöpfungskette hätten sich verpflichtet, ab 1. Januar 2025 die Kosten für den Ausstieg in die Preiskalkulationen aufzunehmen und über das Ei entsprechend zu vergüten. Die Gesamtkosten der Geschlechtsbestimmung im Ei werden transparent ausgewiesen und betragen 3 Franken pro weibliches Küken (exklusive Mehrwertsteuer), wie es weiter hiess.
Gemäss Gallo Suisse und weiteren Akteuren der Eierbranche ist davon auszugehen, dass die verkaufsfähigen Eier in der Direktvermarktung je nach Kategorie um bis zu 1,5 Rappen teurer werden. Bei der Verkaufspreisgestaltung bleibe wie in der Vergangenheit jeder «unabhängig und frei».
Daniel Würgler, Präsident Gallo Suisse, informiert über die In-ovo-Technologie.
Cyril Nietlisbach