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Gehen die Proteste im Herbst weiter?

Schweizweit haben über die vergangenen Tage Bauernproteste stattgefunden. Nun wollen die Organisatoren bis Herbst die Entwicklung analysieren. Sollte sie nicht in ihrem Sinne ausfallen, kündigen sie weitere Aktionen an.

Jonas Ingold, lid/blu |

«Wir hatten immer klare Botschaften», erklärte der Co-Organisator der Bauernproteste in Bern Felix Neuenschwander vor der Mitgliederversammlung des Berner Bauernverbandes. Diese Botschaften heissen Planungssicherheit, angemessene Produzentenpreise, Wertschätzung gegenüber der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern sowie eine Reduktion des administrativen Aufwands.

Die Protestaktionen seien für die Landwirtinnen und Landwirte sehr wichtig und sauber organisiert gewesen, so Neuenschwander. Und das ohne die Bevölkerung zu beeinträchtigen – denn diese habe man an der Urne jeweils im Rücken gehabt.

Medieninteresse kam mit den Traktoren

Auch Co-Organisator Urs Haslebacher zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Protestaktionen. Es sei sehr eindrücklich gewesen, wie es auf einmal zu Medienpräsenz gekommen sei, als die Traktoren aufgefahren seien. Diese Präsenz sei beim Einreichen der Petition mit 65'000 Unterschriften noch nicht vorhanden gewesen.

«In den Medien konnten wir dann effektiv zeigen, wo unsere Probleme liegen», so Haslebacher. Es sei wichtig, dass endlich die grösseren Zusammenhänge gesehen würden. So gebe es in der Landwirtschaft zahlreiche ungeklärte Zielkonflikte. Wenn man nur eines der Probleme anschaue statt den Zielkonflikt, könne auch der bestausgebildete Bauer dieses nicht lösen.

Grossverteiler im Fokus

Ein besonderes Anliegen sind Haslebacher und Neuenschwander die Produzentenpreise. «Wenn etwa Migros und Coop nicht mit uns sprechen, sind wir nicht auf Augenhöhe. Dann fühlen wir uns nicht ernst genommen», erklärt er. Diesbezüglich erwarte er auch, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten stärker einsetzten.

Ohnehin hätten diese grossen Einfluss: «Mit dem Kaufentscheid legen sie fest, wie produziert werden soll. Wenn alle nur Bio kaufen, produzieren alle Landwirte nur Bio.» Der Schweineproduzent kennt aber die andere Seite: «Wenn wir Tierwohlställe bauen und 60% der Produktion in der Schweiz unter die Tierwohlprogramme BTS und RAUS fallen, aber davon nur 40% auch so verkauft werden können und die Nachfrage gar rückläufig ist, müssen wir uns sagen: Das kann es doch nicht sein.»

Die Forderungen der Gruppe «Dialog»

Die Bewegung hat folgende vier Kernforderungen an die Verwaltung, die Politik, Gesellschaft und die Marktakteure:

  • Stabilität und Planungssicherheit (Politik, Verwaltung)
  • Gerechte und angemessene Entschädigung der Produkte (Handel)
  • Verringerung des administrativen Aufwandes (Verwaltung)
  • Wertschätzung der Arbeit und der Produkte (Gesellschaft)

Anliegen der Basis in die Politik tragen

Der Berner Bauernverband (BEBV) hat zwar die Protestaktionen nicht mitorganisiert, steht aber mit den Forderungen im Einklang. BEBV-Präsident Jürg Iseli: «Wir unterstützen die Forderungen voll und ganz.»

Landwirt und Nationalrat Ernst Wandfluh (SVP) sprach die enge Zusammenarbeit mit den Verbänden an, die sehr gut laufe. «Es ist aber auch wichtig, was die Basis sagt. Und die hat friedlich auf die Missstände aufmerksam gemacht.» Diese klaren Forderungen könne man in die Politik hineintragen, so Wandfluh. Dass dies funktioniere, sehe man jeweils, wenn die Sparversuche des Bundes in der Landwirtschaft im Parlament rückgängig gemacht würden.

Druck soll steigen, wenn sich Situation nicht bessert

«Wenn die Situation im Herbst nicht besser wird, steigt der Druck klar und es werden Zeichen gesetzt», betonte Jürg Iseli. Die Basis erwarte eine Reaktion auf ihre Forderungen. Im Herbst werde man analysieren, wie es gelaufen sei.

In Zahlen bedeutet das 5 bis 10% höhere Produzentenpreise. Und neue, einfachere Wege bei der Umsetzung der Aufzeichnungspflicht bei Pflanzenschutzmitteln. Die geplante Plattform «Digiflux» des Bundesamtes für Landwirtschaft hält der BEBV für nicht haltbar. «Digiflux ist ein Moloch und aus Sicht der Praxis nicht umsetzbar. Es ist wie ein Versuch, mit einem Jumbojet auf einem Feldweg zu landen», wie es Markus Lüscher, Präsident der Fachkommission Pflanzenproduktion des Berner Bauernverbandes, ausdrückte.

Verbände müssen liefern

Und wenn nichts geschieht? Urs Haslebacher: «Wir sehen, wer sich bewegt und wer nicht. Wo wir sehen, dass sich wenig oder nichts tut, da werden wir aktiv werden.» Was genau die Bewegung plant, wurde noch nicht kommuniziert. Dies werde davon abhängen, wer sich wie bewege, sagte Haslebacher zur «Berner Zeitung». Wer nicht auf die Forderungen einsteige, müsse mit Behinderungen rechnen. Betroffen sein könnte Detailhändler wie Migros, Coop, Aldi und Lidl. Aber auch die Politik. 

In den kommenden Monaten stehen Preisverhandlungen bei den Kartoffeln und auch beim Getreide an. Die Bauernverbände und Produzentenverbände müssen die Forderungen, die sie selbst eingebracht haben (SBV: 5 bis 10 Prozent höhere Preise) oder die von ihren Mitgliedern stammen, bei den Verhandlungen in den Branchenorganisationen umsetzen. Sonst dürften auch die Verbände unter Druck geraten. 

Kommentare (7)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Kollege | 31.03.2024
    Leider merkt der Schweizer Bauer nicht, dass ein und derselbe Kommentator unter verschiedenen Namen seine falschen Behauptungen und Beleidigungen hier platziert.
    Eine Meldemöglichkeit würde solche unsachlichen Kommentare ein Ende bereiten.
    Wenn ein Forum dazu benutzt wird Lügen und Beleidigungen zu platzieren, wird es unglaubwürdig und damit überflüssig.
  • Biopuur | 29.03.2024
    Mit den Traktor-Kundgebungen hat man bislang vor allem die Konsumenten und Steuerzahler verärgert. Aber die Grossverteiler dürfte das herzlich wenig beeindruckt haben. Vielleicht bräuchte es am Ende etwas clevere Aktionen als diese Zur-Schaustellung der neuesten Traktoren, von deren Bilder höchstens wir Landwirte uns imponieren lassen.
  • W. Müller | 29.03.2024
    Als guter Konsument und guter Steuerzahler muss ich mir seit langem ernsthaft Gedanken machen was in der Landwirtschaft so alles schief läuft.
    Das ist die Wahrheit
    Mit Eurer hyperintensiven Bewirtschaftung der Äcker zerstört Ihr einzig die Umwelt. Ob der Selbstversorgungsgrad nun 45 oder Prozent beträgt, ist nebensächlich und an den Preisen wird sich auch nichts ändern. Macht besser etwas gescheites mit den Direktzahlungen, die Ihr von der Gesellschaft erhält und tragt Sorge zu Mutter Erde.
    80 % der Landwirtschaftsflächen sind zum Teil schon zerstört und für die kommenden LANDWIRTE mit Geld nicht mehr Brauchbar.
    Wollen wir DAS ????
  • Steuerzahler | 28.03.2024
    Gschider öppis leischte, anstatt mit subventionierte Traktöörli stüürbefreite Diesel verbrönne...
    • Hans | 28.03.2024
      Ein typischer Bünzli-Kommentar...Sie kennen wohl sicher alle Hintergründe und natürlich auch die Realitäten, haben Sie ja schliesslich im 20min oder blick.ch gelesen, gratuliere sie sind bestens informiert und wissen wirklich wie es in der agrarischen Welt zu und her geht.
      Und ja, nur dank dem steuerbefreiten Diesel ist es überhaupt möglich, ihnen so skandalös billiges Essen anzubieten.
    • Steuerzahler | 28.03.2024

      Hoi Hans


      Warum so aufgeregt? War mein Kommentar ein Treffer ins Schwarze? Hört auf zu träumen und der Wahrheit in die Augen zu schauen. Mit Eurer hyperintensiven Bewirtschaftung der Äcker zerstört Ihr einzig die Umwelt. Ob der Selbstversorgungsgrad nun 45 oder Prozent beträgt, ist nebensächlich und an den Preisen wird sich auch nichts ändern. Macht besser etwas gescheites mit den Direktzahlungen, die Ihr von der Gesellschaft erhält und tragt Sorge zu Mutter Erde. Im Gegensatz zu uns wird Sie sich von der Zerstörung erholen.

  • Konsument | 28.03.2024
    Bleibt wohl viel beim alten...
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