Vor allem im dicht genutzten Mittelland werde der Schutz des Grundwassers immer schwieriger, heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Infotag-Magazin. In dieser Region sei das Grundwasser vermehrt mit dem Nährstoff Nitrat und organischen Spurenstoffen wie Pflanzenschutzmitteln belastet. Diese Stoffe gelangen aus der Landwirtschaft, dem Siedlungsgebiet und anderen Quellen ins Grundwasser und in die Oberflächengewässer.
An 15 Prozent aller Messstellen in der Schweiz überschreiten die Nitratwerte im Grundwasser den Grenzwert von 25 Milligramm pro Liter. In Gebieten, die von Acker- und Gemüsebau geprägt sind, liegen die Konzentrationen sogar an knapp 50 Prozent der Messstellen über dem Grenzwert, wie die Eawag betonte. Um dieses Problem besser zu verstehen, haben orschende Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, um Nitrat-Hotspots präzise zu lokalisieren.
Neue Schadstoffe
Trotzdem ist die Qualität des Grundwassers bei einem Grossteil der 12'000 Grundwasserfassungen in der Schweiz aber so gut, dass es ohne aufwendige Aufbereitung als Trinkwasser genutzt werden kann, wie die Eawag schreibt. Das betonte auch die Eawag-Forscherin Juliane Hollender an einem Medienanlass zum Infotag. Ein umfassendes Monitoring und eine vorausschauende Registrierung von Chemikalien seien aber wichtig.
Hollender fahndet mit ihrem Forschungsteam mithilfe der hochauflösenden Massenspektrometrie nach unbekannten Mikroverunreinigungen im Grundwasser und untersucht, wie diese wirken und wie man sie entfernen kann. Zwischen 2000 bis 2020 habe sich die Menge der Chemikalien, die weltweit eingesetzt werden, verdoppelt, betonte die Forscherin. Immer wieder würden neue Schadstoffe entdeckt. Viele Substanzen menschlichen Ursprungs seien noch nicht identifiziert.
Schweiz wird Wasserschloss bleiben
Höhere Wassertemperaturen und längere Trockenperioden im Zuge des Klimawandels verschärfen die Situation laut der Eawag zusätzlich. «Die Schweiz wird auch im Zuge des Klimawandels mengenmässig überwiegend ein ‹Wasserschloss› bleiben – regional und saisonal betrachtet, könnten sich jedoch bedeutende Veränderungen ergeben», wurde der Eawag-Forscher Christian Moeck im Infotag-Magazin zitiert.
So wird erwartet, dass es im Sommer zu längeren Trockenperioden kommt, im Winter dafür zu mehr Niederschlag. «Wir müssen versuchen, das zusätzliche Wasser im Winter nicht einfach abfliessen zu lassen, sondern zurückzuhalten, damit es im Sommer genutzt werden kann, wenn ein Defizit vorherrscht», so der Forscher weiter.