Das junge Unternehmen Yasai produziert in Niederhasli ZH in der Industriezone seit mittlerweile einem Jahr Blattgemüse. Man findet sie im Coop und online. Ist die bodenund tageslichtlose Kultivierung die Zukunft?
Ohne Sonnenlicht, ohne Boden und ohne Regenwasser – sieht so die Zukunft des Kräuter- und Gemüsebaus
aus? Diese Frage stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) organisierten Weiterbildungsanlass zum Thema «Landwirtschaft 2050». Die noch junge Firma «Yasai» (japanisch für Gemüse) produziert Küchenkräuter wie Basilikum, Koriander und Pfefferminze hydroponisch (in Wasser und ohne Erde) in einer Industriehalle.
Die Kreislaufwirtschaft
Die «Vertikale Farm» nutzte bisher eine Bodenfläche mit 125 m2 und kommt auf eine Anbaufläche von 585 m2. Auf sechs Etagen fahren Gärtnereitische mit den unterschiedlichsten Kräutern über ein Schienensystem durch den Raum. Das künstliche Licht, die klimatischen Bedingungen und die Nährstoffzusammensetzung im Wasser können auf jeder Etage ans einzelne angebaute Kraut angepasst werden.
Nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft wird versucht, jede Ressource weiterzuverwenden. Der sogenannte Growfoam, ein Schaumstoff, in dem das Einzelpflänzchen heranwächst, zersetzt sich innerhalb von drei Monaten komplett. Nach der letzten Ernte einer Kultur bleiben Wurzeln übrig, die künftig als Nährboden für die Pilzproduktion zur Herstellung von Verpackungen dienen sollen. Ziel ist es, so gut wie keinen Abfall zu produzieren. Bisher landeten die Reste der Pflanzenproduktion in der Biogas- oder in der Kompostieranlage.
Keine Direktzahlungen
Aus der LED- Beleuchtung gewinnt Yasai Wärme zurück, die sie zur Beheizung der Räume verwendet. Jedoch ist das Angebot höher als der Bedarf. Über das Lüftungssystem werden ausserdem rund 2000 Liter verdunstetes Wasser aufgefangen und in den Bewässerungskreislauf zurückgeführt. Nur 1000 bis 1500 Liter Wasser müssen der Anlage pro Tag aus der Leitung zugeführt werden, erklärt Philipp Bosshard, Mitgründer von Yasai. Erneuerbaren Strom brauche es immer noch viel, gibt der Umweltingenieur offen zu.
Die Betreiber einer vertikalen Farm bekommen keine Direktzahlungen und schon gar nicht multipliziert mit sechs, aufgrund der sechs Anbau-Etagen. Auch der Bau einer Vertical Farm in ungenutzten Ökonomiegebäuden auf Schweizer Gemüsebetrieben, also in der Landwirtschaftszone, habe bisher nicht verwirklicht werden können, erklärt Bosshard. Die bestehende Anlage befindet sich in der Industriezone. Eine nächste XL-Anlage entsteht in Schlieren ZH und soll eine Wohnsiedlung mit Wärme versorgen.
Sieben Mal weniger Licht
Wenns um die Rentabilität der Vertical Farm geht, ist den Chefs von Yasai klar, dass es im kleinen Format nicht geht. Christoph Carlen, Mitglied der Geschäftsleitung von Agroscope, ist der Meinung, dass das System in dieser Form nur für Frischprodukte rentiert. Er erklärt, Licht sei Geld. Mit der Produktion von Blattgemüse bekomme man das am besten wieder zurück. Bei der Sortenwahl müsse man auf Schwachlichtsorten setzen.
Unter freiem Himmel gebe es schliesslich sieben Mal mehr Licht. Im Gegenzug kann in der Vertical Farm über 24 Stunden und während 365 Tagen pro Jahr produziert werden.
Schon heute findet man die Yasai-Produkte in zahlreichen Coop-Filialen, bei Jelmoli und beim Onlinehändler Farmy, zum Teil im eigenen Verpackungsdesign, zum Teil aber auch unter dem Namen Betty Bossi. Künftig will Yasai sein Sortiment durch Rucola, Baby-Leaf-Salate, Chilis und vermutlich durch die Setzlingproduktion von Cherry-Tomaten und von Erdbeeren erweitern. Das an der ETH Zürich entstandene Projekt wird wissenschaftlich auch von Agroscope und von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) begleitet.