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Das war Ritters grösste Herausforderung

 

Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands (SBV), zieht eine persönliche Bilanz über das Landwirtschaftsjahr 2022.

 

«Schweizer Bauer»: Was waren die wichtigsten Meilensteine im Jahr 2022?
Markus Ritter: Jedes Jahr bringt zahlreiche Meilensteine mit sich. Ich möchte drei herauspicken. Erstens die Abstimmung über die Massentierhaltung. Es hat mich sehr gefreut, dass wir diese so klar gewonnen haben. Für mich ist das ein grosser Vertrauensbeweis zugunsten der einheimischen Bauernfamilien und der Schweizer Tierhaltung. Der zweite Meilenstein ist die Berufsbildung. Dort hatten wir dieses Jahr mit den SwissSkills nationale Berufsmeisterschaften, bei denen ein Landwirt den ersten Platz über alle Berufe holte. Was für ein Erfolg! Und die Lernendenzahlen haben auch dieses Jahr wieder zugenommen. Die jungen Leute sehen also eine Zukunft in den landwirtschaftlichen Berufen. Das darf uns positiv stimmen. Ein grosser Meilenstein war auch die Bundesratswahl, obwohl die Schweizer Landwirtschaft nicht direkt beteiligt war. Mit der neuen personellen Zusammensetzung und der Departementsverteilung werden die Karten neu gemischt. Wir dürfen hoffen, dass die Angriffe gegen die Landwirtschaft abnehmen werden.

 

Was waren die grössten Herausforderungen für die Landwirte im Jahr 2022?
Die allergrösste Herausforderung in diesem, aber auch im kommenden Jahr ist die Weitergabe der gestiegenen Kosten und damit bessere Produzentenpreise. Einerseits, um die gestiegenen Preise für Vorleistungen wie Energie, Diesel, Dünger u. Ä. aufzufangen und andererseits aber auch, um die neuen Auflagen im Rahmen der parlamentarischen Initiative Absenkpfad finanzieren zu können. Diese führt zu Mehraufwänden und Mindererträgen. Nachdem die Grossverteiler an vorderster Front für die Massnahme geweibelt haben, stehen sie nun auch in der Pflicht, die bestellten Leistungen zu bezahlen. Die zweite grosse Herausforderung in diesem Jahr, die uns ebenfalls weiter beschäftigen wird, sind die Wetterextreme. Vor allem die Westschweiz hat in diesem Sommer unter grosser Trockenheit gelitten. Und zum Schluss möchte ich noch die Schweineproduktion erwähnen, die nach dem Absatzboom während Corona infolge eines zu hohen Angebots einen massiven Preisabsturz erlebte. Dieser schmerzt besonders, weil ja auch für diesen Sektor die Kosten stiegen.

 

Was waren für Sie persönlich die grössten Herausforderung?
Für meine Frau und mich stand dieses Jahr die Vorbereitung für die Übergabe unseres Betriebs an unsere beiden Söhne Adrian und Daniel an. Diese übernehmen ihn auf den 1. Januar 2023. Das ist ein grosser Schritt für uns, aber auch für die beiden Jungen. Nicht zuletzt, weil damit auch der Neubau des Milchviehstalls und damit hohe Investitionen und viel Verantwortung einhergehen. Auch die Arbeit im Parlament war dieses Jahr anspruchsvoll, weil viele Themen anstanden, die für die Bauernbetriebe von grosser Bedeutung sind.

 

Worauf sind Sie als Präsident in diesem Jahr besonders stolz?
Besonders stolz bin ich wahrscheinlich darauf, dass die Landwirtschaft dieses Jahr sehr geschlossen unterwegs war und sich kaum auseinanderdividieren liess. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, dann sind wir am erfolgreichsten. Das hat sich z.B. daran gezeigt, dass sich auch Betriebe, die von der Massentierhaltungsinitiative nicht oder kaum betroffen waren, dagegen engagiert haben. Diese Solidarität und Geschlossenheit müssen wir erhalten.

 

Wo sehen Sie die Chancen für 2023?
Die Chancen für nächstes Jahr, aber auch die weitere Zukunft sehe ich darin, dass das Thema Ernährung und Ernährungssicherheit wieder an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Menschen müssen mit immer weniger Ressourcen wie Boden ausreichend mit Essen versorgt werden. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat aufgezeigt, wie labil unsere globalen Systeme sind. In der Schweiz sind wir aktuell noch kaum betroffen, weil es uns wirtschaftlich so gut wie kaum jemandem sonst auf der Welt geht. Doch das Bewusstsein hat sich auch hier verändert.

 

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr, persönlich und für die Landwirtschaft?
Ich wünsche mir wieder mehr Wertschätzung für die enormen Leistungen der Bauernfamilien in diesem Land. Wenn es um die Landwirtschaft geht, ist das Glas fast immer halb leer, kaum einmal halb voll. Erfolge und Verbesserungen werden fast konsequent ignoriert. Kein Wunder, sind viele Bäuerinnen und Bauern in diesem Land frustriert. Warum sich anstrengen, wenn es sowieso nie gut genug ist, wenn es sowieso nicht reicht? Mehr Wertschätzung würde die Bereitschaft für weitere Verbesserungen stark fördern.

 

Was möchten Sie den Landwirten und Landwirtinnen für den Start ins neue Jahr mit auf den Weg geben?
Ich möchte die Bauernbetriebe dazu ermuntern, sich nicht allzu stark auf die Politik zu verlassen. Vielmehr sollten sie sich am Markt orientieren, sich bietende Chancen nutzen und gut anschauen, welche Bereiche des Betriebs Wertschöpfung bringen und welche weniger. Einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen, heisst ein Unternehmen zu führen. Und dafür muss man sich auch unternehmerisch verhalten.

 

Beenden Sie die Sätze …
Das Landwirtschaftsjahr 2022 war … durchzogen. In vielen Branchen waren die Erträge und die Preise besser als im Vorjahr, die gestiegenen Kosten frassen aber die Mehrerlöse auf. Deshalb müssen wir 2023 weitere Preiserhöhungen durchsetzen.

 

Landwirtschaft ist … der wichtigste Wirtschaftssektor überhaupt, wenn es hart auf hart kommt.

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