Vor einer Waldflächenstilllegung, wie sie in der EU-Biodiversitätsstrategie vorgesehen ist, hat Prof. Hubert Röder von der Fakultät für Wald und Forstwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) mit Verweis auf die Ergebnisse einer neuen Studie gewarnt. Die Holzvorräte seien in Deutschland und Österreich bereits auf sehr hohem Niveau. Anstatt immer grössere Vorräte aufzubauen, sollte mehr auf den Zuwachs gesetzt werden, und dieser sei in jüngeren Beständen höher als in überalterten.
«Jüngere, zuwachsstarke Wälder binden mehr CO2 als alte und tragen damit mehr zum Klimaschutz bei», stellte Röder bei der Veranstaltung «Klima, Feuer, Holz und Wald» des Österreichischen Biomasse-Verbandes in der Wiener Urania klar.
Vor allem Fichtenreinbestände auf ungeeigneten Standorten seien in den vergangenen Jahren stark durch die Auswirkungen des Klimawandels wie Trockenheit und Borkenkäferbefall geschädigt worden. Allein 2022 seien in Österreich 3,75 Mio Fm Borkenkäferholz angefallen.
Monokulturen umbauen
Der gesamte Schadholzanteil an der Holzernte habe inklusive Sturm- und Schneeschäden bei 37,5 % gelegen. «In stillgelegten Wäldern ist das Risiko für massive Schäden und Totalausfälle durch Windwurf, Borkenkäfer oder auch Waldbrände deutlich erhöht», erklärte Röder. Damit könnten diese von einer CO2-Senke zur CO2-Quelle werden und somit zur Klimaerhitzung beitragen.
Der Forstexperte rät daher zu einem «proaktiven Waldumbau», mit dem Monokulturen und erntereife Bestände in zuwachsstarke Wälder umgewandelt werden. «Durch einen schnellen Waldumbau können wir Sturm- und Käferkatastrophen in durch den Klimawandel besonders gefährdeten Beständen zuvorkommen. Damit vermeiden wir auch Kahlschläge auf den Schadflächen, die sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken. Wichtig ist rasches Handeln», betonte Röder.
Beste Vorgehensweise
Die Verjüngung und der Umbau von instabilen Nadelreinbeständen hin zu Mischbeständen sei die beste Lösung für Klimaschutz und Biodiversität, unterstrich der Forstwissenschaftler.
«Der proaktive Waldumbau erhöht die Artenvielfalt, die Stabilität und den Zuwachs der Wälder. Aufgrund der Substitutionseffekte von stofflich und energetisch genutzten Holzprodukten bietet er gleichzeitig das höchste CO2-Reduktionspotential», erläuterte Röder. Das mache ihn zur besten Vorgehensweise für den Klimaschutz. So könne der Wald nicht nur klimaneutral wirken, sondern sogar klimapositiv.
Vorratsgesetz für Pellets angemahnt
Der Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Franz Titschenbacher, wies darauf hin, dass in der Wärmeerzeugung Biomasse in Österreich derzeit mit einem Anteil von über 30 % hinter Erdgas der wichtigste Energieträger sei.
Um den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen verbindlich zu regeln, müsse das Erneuerbare-Wärme-Gesetz im Nationalrat dringend beschlossen werden, mahnte Titschenbacher. Aufgrund der stark steigenden Nachfrage nach Pellets brauche es außerdem ein Bevorratungsgesetz für Pellets analog zu fossilen Treibstoffen, damit Lieferengpässe und Preisschwankungen vermieden werden.