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Junglandwirte: Weshalb der Präsi aufhört

 

Daniel Hasler aus Walterswil BE ist als Präsident der Schweizer Junglandwirtekommission zurückgetreten. Er sagt, warum.

 

«Schweizer Bauer»: Seit November 2020 waren Sie Co-Präsident der Schweizer Junglandwirtekommission (Jula). Nun haben Sie das Amt abgegeben. Warum?
Daniel Hasler: Zum einen gibt es berufliche und private Veränderungen, sodass nicht mehr alles unter einen Hut passt. Meine Frau und ich sind kürzlich Eltern einer Tochter geworden und wollen das Familienleben teilen. Meine Frau wird ihre Arbeit als Heilpädagogin weiterführen. Zum anderen war ich schon sechs Jahre dabei und damit bereits das dienstälteste Mitglied der Jula.

 

Per Anfang Jahr haben Sie mit Ihrer Frau den elterlichen Hof in Walterswil BE übernommen. Ein selbstständiger Landwirt wäre doch ideal als Jula-Präsident.
Das stimmt. Es ist immer gut, wenn man die Landwirtschaft ganz direkt im eigenen Portemonnaie spürt. Bei mir ist es so, dass gewisse berufliche Umstände zum Zeitpunkt des Aufhörens noch etwas anders waren. Und wie gesagt, die familiäre Konstellation lässt dieses Amt nicht mehr zu.

 

Wer folgt auf Sie in der Jula?
Die Jula hat entschieden, dass Damien Rey aus Châtonnaye FR, der bisherige Co-Präsident, in Zukunft der alleinige Präsident ist. Aber es wird ein zweites Vizepräsidium geben, für welches Leana Waber aus Kiesen BE vorgeschlagen ist. Ursin Gustin bleibt Vizepräsident und hält den Jula-Sitz im Vorstand des Schweizer Bauernverbandes. Die Zeit mit zwei Präsidenten wurde sehr erfolgreich genutzt, um Junglandwirteorganisationen in beiden Sprachregionen intensiv unterstützen zu können.

 

Und im Vorstand des Vereins Agridea, in dem Sie sassen?
Auch dieses Amt gebe ich ab. Die Jula wird eine Person aus ihren Reihen als Ersatz vorschlagen. Die Kommission gewinnt ihre Stärke durch ihre Vernetzung. Auch mein Amt in der Berufsbildungskommission gebe ich ab.

 

Zum ersten Mal kamen Sie 2014 im «Schweizer Bauer» in der Zeitung, als Sie an den SwissSkills teilnahmen. Seither gaben Sie unzählige Male den Medien Auskunft. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Spontan sage ich als Erstes, dass viele Medienschaffende erstaunt, ja verdutzt waren, dass ich Landwirt bin, wenn Sie mich sahen und von meinen Hobbys hörten. Es ist so, dass man bei nicht landwirtschaftlichen Medien bei den Erklärungen ganz vorne beginnen muss, denn es besteht meistens nur wenig bis sehr wenig Vorwissen. Meine Erfahrung zeigt auch, dass man als Landwirt im Zweifelsfall besser Auskunft gibt als nichts sagt, denn sonst kann es geschehen, dass die Stimme der Landwirtschaft in den Berichten ganz fehlt. An dieser Stelle möchte ich insbesondere die Jungen in der Landwirtschaft ermuntern, mit den Medien zu reden, so können die jungen Berufsleute ihr Fachwissen einsetzen.

 

Daniel Hasler ist in den vergangenen Jahren oft an öffentlichen Anlässen aufgetreten.
sbv

 

2018 sagten Sie in einem Porträt in der NZZ, Sie wählten grünliberal. Gilt das noch?
Als junger Bauer las ich einige Aussagen von grünliberalen Parlamentsmitgliedern, die mir den Eindruck gaben, sie hätten das Problem erkannt. Doch als ich in dieser Partei selbst mitzuarbeiten begann, zeigte sich für mich immer deutlicher, dass die Partei die Probleme in der Landwirtschaft nicht lösen, sondern bewirtschaften will. Die Kritik an der Landwirtschaft soll Wählerstimmen bringen. Meine Auffassung heute ist, dass die Kombination von grün und liberal ein Konstrukt ist, das die Landwirtschaft in der Schweiz nicht voranbringen kann. Die grünliberale Gesetzgebung im Umweltbereich lässt den unternehmerischen Leuten in der Landwirtschaft kaum Freiraum. Wenn es nicht Privatpersonen sind, die ich gut kenne, wähle ich heute nicht mehr grünliberal.

 

Im selben Artikel sagten Sie, die Landwirtschaft sei gefordert, sich vermehrt auf Produkte konzentrieren, die am Markt ihren eigenen Schweizer Preis erzielten. Was lief da seither?
Die Schweizer Landwirtschaft macht in diesem Bereich enorm viel. Um nur die Labels Bio und IP-Suisse zu nennen und dann so viele Angebote in der Direktvermarktung. Ich habe als Unternehmer in der Direktvermarktung festgestellt, wie schwierig dieses Geschäft ist, weil die Abnehmer und die Konsumentinnen und Konsumenten nicht im gewünschten und erforderlichen Mass mitziehen. Ich frage mich manchmal, wer eigentlich auf dem Schlauch steht.

 

Können Sie das ausführen?
An Podien sagen Vertreter von Verarbeitung und Handel, wie sie auf Schweizer Produkte setzen und diese fördern wollen. Wenn man am Tag darauf Produkte abliefert, gelten die gleich strengen Normen wie eh und je, und die Schweizer Produkte aus besseren Herstellungsbedingungen werden gegenüber dem Import viel zu oft nicht bevorzugt. Wenn viele Leute nur fürs Wochenendessen regionale und saisonale Produkte kaufen, aber sich an den anderen sechs Tagen in der Woche überhaupt nicht um die Art und die Herkunft der Lebensmittel kümmern, kommen wir natürlich nicht voran. In meiner Direktvermarktung musste ich leider feststellen, dass sehr viele Menschen im Moment den Komfort in ihrem Alltag viel höher gewichten als die Herkunft der Lebensmittel.

 

Waren in den vergangene Jahren zusammen an der Spitze der Junglandwirtekommission (v.l.): Damien Rey und Daniel Hasler.
zvg

 

Was waren Ihre Höhepunkte als Jula-Präsident?
Bei einem Vierländertreffen der Junglandwirteorganisationen (CH, D, A, Südtirol) war meine Region die Gastregion. Da empfing uns der damalige Nationalratspräsident Andreas Aebi im Bundeshaus. Unsere Gäste staunten darüber, wie sich Bürger und Politiker auf Augenhöhe begegnen und wie Politiker aus «gegnerischen» Parteien auch im Beisein von anderen Personen sich ganz vernünftig austauschen. Das zweite Highlight war, dass die Jula an viele Türen klopfte und Einlass bekam. Mit der Fenaco etwa hatten wir einen sehr interessanten Austausch zur Digitalisierung. Das Bundesamt für Landwirtschaft lädt uns separat ein für Kommissionen und Stellungnahmen, nebst dem Schweizer Bauernverband. Das ist für mich ein riesiger Erfolg.

 

Sie waren in der Jula für die Digitalisierung zuständig. Wo steht die Schweizer Landwirtschaft diesbezüglich?
Was den administrativen Aufwand betrifft, so stehen fast alle bestehenden Datenplattformen vor dem Ende ihrer Betriebszeit und sollten erneuert werden. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat ein Projekt zur Homogenisierung der Daten lanciert, mit dem Ziel, dass die Daten ausgetauscht werden können. Dafür müsste das BLW, das zur Freude der Jula den Direktionsbereich Digitalisierung und Datenmanagement geschaffen hat, intern deutlich mehr Ressourcen einsetzen. Zur Digitalisierung auf den Betrieben sagte ein Junglandwirt an einer Jula-Veranstaltung einmal, dass die Automatisierung die Digitalisierung auf den Betrieb bringe. Solange auf den Betrieben noch der alte Fiat-Traktor und die alte Melkmaschine in Betrieb sind, entstehen keine Daten. Das ist auch kein Problem. Wichtig ist, dass bei den Betrieben, die bei der Melktechnik, beim Feldroboter etc. den Schritt machen, dafür gesorgt wird, dass die entstehenden Daten sicher und effizient weiterverarbeitet werden können

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