Der Schweizer Tierschutz kontrolliert neben dem Coop-Label Naturafarm auch die Qualitätsmarken IP-Suisse, Kagfreiland, Mutterkuh Schweiz und Terra Natura von Lidl. Ob und inwieweit sich der massive Abgang der Kontrolleure auf die Qualität der Kontrollen ausgewirkt habe, wollte die «SonntagsZeitung» in Erfahrung bringen.
9 von 20 Tierkontrolleure haben gekündigt
Beim Schweizer Tierschutz bröckle es gewaltig. So hätte die Präsidentin heftige Kritik einstecken müssen, ist in der «SonntagsZeitung» vom 16. Juli zu lesen. Für die Prüfung der Einhaltung der Label-Kriterien jedoch viel bedenklicher sind, beziehungsweise waren die zahlreichen Abgänge der Kontrolleure, die der Tierschutz zu verzeichnen hatte.
Die Situation bei den Kontrolleuren des Tierschutzes besorgt uns sehr.
Die «SonntagsZeitung» deckt nun auf, dass in den letzten anderthalb Jahre 9 von 20 Tierkontrolleure gekündigt hätten. Es handle sich dabei um hochqualifizierte Mitarbeitende, wie etwa Biologinnen oder Tierärzte. Ausserdem sei es eine Arbeit, bei der nicht nur viel Wissen und Erfahrung, sondern auch eine dicke Haut im Umgang mit uneinsichtigen Bauern notwendig sei. Personal zu finden, das solche Anforderungen mitbringt, sei schwierig.
Neben diesen Fachpersonen haben zusätzlich drei weitere Mitarbeitende des Kontrollbereichs den Verband verlassen. Als Kündigungsgrund sei immer der Vorgesetzte der Kontrolleure genannt worden, der auch Mitglied der dreiköpfigen Geschäftsleitung des Schweizer Tierschutzes war, schreibt die Zeitung. Dieser Vorgesetzte ist aber seit Juni längerfristig krankgeschrieben.
IP-SUISSE Labelbetriebe werden regelmässig von unabhängig akkreditierten Kontrollstellen kontrolliert, heisst es auf ipsuisse.ch
zvg
IP-Suisse zeigt sich besorgt
Bei Coop, die das Naturafarm-Label einsetzt, hat man trotz der vielen Abgänge noch keine Probleme festgestellt. Sämtliche Kontrollen seien wie vereinbart vorgenommen worden, hat die «SonntagsZeitung» von Coop in Erfahrung bringen können.
Anders tönt es bei IP-Suisse . «Die Situation bei den Kontrolleuren des Tierschutzes besorgt uns sehr», sagt Geschäftsführer Christoph Eggenschwiler. IP-Suisse fordere vom Tierschutz Schweiz trotz der widrigen Umstände, dass die Kontrollen weiterhin konsequent durchgeführt würden.
Unklar ist, wie viele Kontrollen ausgefallen seien. Eggenschwiler nennt gegenüber der Zeitung keine konkreten Zahlen. Er scheint jedoch einzugestehen, dass Kontrollen ausgefallen sind, gibt er doch zu verstehen, dass «nicht gemachte Kontrollen bis Ende 2023 nachgeholt werden müssten». Ein Zeitplan sei in Bearbeitung. Auch ein Wechsel zu einer anderen Kontrollinstanz sei für die IP-Suisse eine Option, erklärt Eggenschwiler weiter.
Alle Stellen wieder besetzt
Eigentlich hätte der Tierschutz dieses Jahr auch mit der Kontrolle der IP-Suisse Legehennen beginnen sollen. Beide Organisationen wollten sich zu diesem Thema jedoch nicht äussern.
Die Leitung des Schweizer Tierschutzes ist intern mittlerweile auf einige ungünstige Sachverhalte aufmerksam gemacht worden. Zusammen mit der neuen, interimistischen Leitung hat sich das Team der Kontrolleure neu organisiert. Auch werde es von einem externen Experten unterstützt, sagt der Schweizer Tierschutz der «SonntagsZeitung» . Entscheidend für die Tierschutzorganisation sei, dass die freien Stellen wieder haben besetzt werden können.