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«Weniger Cola und Eistee trinken»

 

Es ging durch alle Medien: In der Schweiz gehen die Fällmittel aus, die in den ARA unerlässlich sind. Joachim Klahre, der Anlagen in der ganzen Schweiz kontrolliert und Verantwortliche berät, erklärt, weshalb.

 

«Schweizer Bauer»: Was verbindet sie mit Kläranlagen?
Ich habe beruflich seit mehreren Jahrzehnten mit Kläranlagen zu tun und kontrolliere sie regelmässig. Ich schaue, was geht rein und was geht raus, und ich bespreche mit den Klärwärtern die Situation, wenn etwas nicht gut ist. Phosphor ist dabei auch öfter ein Thema.

 

Aktuell geht die Knappheit an Fällmitteln durch die Medien. Was sind Fällmittel eigentlich?

 

Es gibt Fällmittel, chemische Komplexe, die Metalle beinhalten wie z.B. Eisenchlorid, Aluminiumsulfat oder kombinierte Eisen-Aluminium-Verbindungen. Das sind strenggenommen die Fällmittel, und diese helfen dabei das Phosphor herauszuholen. Dann gibt es noch Flockungsmittel. Die sollte man nicht verwechseln, denn die werden eingesetzt für die Schlammbehandlung. Sie sorgen dafür, dass der Schlamm leichter entwässert werden kann, bevor er in die Verbrennung geht.

 

Warum ist es so wichtig den Stoff Phosphor rauszukriegen?

 

Phosphor ist ein Dünger in Gewässern. Früher, bevor Phosphor in den Waschmitteln verboten worden ist, gab es ein explosives Algenwachstum in den Gewässern. Diese Algen sind zuweilen abgestorben, und das hat dazu geführt, dass der ganze Sauerstoff in Gewässern aufgezehrt wurde und die Fische starben. Das wir heute so klare Badegewässer haben liegt einerseits daran, dass Phosphor in Waschmitteln verboten wurde und andererseits daran, dass die Kläranlagen Anstrengungen unternommen haben um den Stoff rauszufällen.

 

Klassische Fällmittel können ersetzt werden.
Joachim Klahre

 

Nun gibt es aber Probleme bei den Beständen an Fällmitteln in der Schweiz. Gibt es Alternativen, die zum Einsatz kommen können?

 

Das klassische Alternativmittel ist Eisenchlorid. Es ist chemisch recht aggressiv, aber ist vom Umweltaspekt gut verträglich. Das Chlorid ist wie beim Kochsalz eigentlich ein unproblematischer Stoff. Beim Aluminium gibt es schon einige Diskussionen im Zusammenhang mit gewissen Erkrankungen.  Eigentlich bleibt das Fällmittel im Schlamm, aber Spuren davon gelangen trotzdem in die Umwelt. Deshalb setzen viele jetzt das Eisenchlorid ein. Dann gibt es auch noch Kombinationsprodukte, die meistens aber auch Aluminium enthalten. Wenn es jetzt das eine Mittel nicht gibt versucht man auf etwas anderes umzusteigen, um weiterhin eine Fällwirkung erreichen zu können, denn die Reinigungsleistung muss eingehalten werden.

 

Das heisst, man muss sich auch in dieser Situation an die Grenzwerte halten?

 

Genau, die Kläranlagen Betreiber können sich nicht darauf ausruhen, sondern müssen das in den Griff kriegen, auch wenn sie das klassische Mittel nicht zur Verfügung haben.

 

Haben die Kläranlagen denn keinen Notvorrat?

 

In der Regel haben die Anlagen schon gewisse Reserven an Produkten, aber wem es halt jetzt ausgegangen ist, der hat ein Problem.

 

Dr. Joachim Klahre, Neuenburg
zvg

 

Können wir normale Bürgerinnen und Bürger die an die ARA angeschlossen sind etwas tun, um die Situation zu verbessern?

 

Ein Kompostklo im Garten wäre eine Hilfe. An der separaten Behandlung des Urins wird schon eine Weile herumgetüftelt, weil er das wertvolle Phosphor enthält. Allgemein die Wasserbelastung möglichst klein halten und weniger Cola und Eistee trinken, das wäre gut, denn da ist Phosphorsäure drin. Wenn man Reinigungsprodukte sparsam einsetzt, ist das immer besser. Kläranlagen haben auch Probleme mit Feuchttüchern, die mehr und mehr im Abwasser sind. Da könnten Privatpersonen etwas tun. Aber ich glaube, dass sich ansonsten nicht viel machen lässt.

 

Die Sorge vor einer Strommangellage ist auch in aller Munde. ARA sollen sehr grosse Stromverbraucher sein. Wird da ein nächstes Problem auf uns zukommen?

 

Wir hatten gerade ein Projekt zur energieautarken Kläranlage. Man kann den Prozess so anpassen, dass man möglichst viel Rohstoff vom Abwasser gewinnen kann, den man in der eigenen Kläranlage zu Biogas vergasen kann. Diese Energie kann man dann in der Kläranlage für Wärme einsetzen oder in einem Blockheizkraftwerk verstromen. Dann gibt es Kläranlagen die Solarpanels über den Becken installieren. So kann man es im Prinzip erreichen, das eine Kläranlage fast energieautark wird.

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