Zum 1. Oktober senkte das russische Landwirtschaftsministerium den Ausfuhrzoll pro Tonne Weizen von 655,60 Rbl (6,60 Franken) auf 617,7 Rbl (6,11 Franken).
Christian Vogel
Erstmals im seit Juli laufenden Wirtschaftsjahr hat das Moskauer Forschungszentrum für Agrarökonomie (Sovecon) seine Prognose für die russischen Weizenexporte gesenkt, wenn auch nur leicht. Während zuletzt für 2025/26 eine Ausfuhrmenge von 43,7 Mio. Tonnen prognostiziert wurde, sind es jetzt 43,4 Mio. Tonnen. «Frühere Aufwärtskorrekturen spiegelten verbesserte Ernteaussichten wider, aber die Nachfrage blieb schwach, und die Lieferungen zu Beginn der Saison waren gering», begründeten die Analysten ihren Schritt. Sovecon-Direktor Andrei Sizov führt den Rückgang der russischen Weizenexporte in erster Linie auf eine schwache Nachfrage ausländischer Käufer zurück. Diese erwarteten teilweise eine grosse Getreideernte auf der Südhalbkugel.
Höhere Schätzung für Gerste, stabile Maisprognose
Von Juli bis September 2025 hat Russland rund 11 Mio. Tonnen Weizen exportiert; das ist der niedrigste Wert für das Anfangsquartal einer Saison seit 2022/23. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank die Exportmenge um rund 29 %. Sovecon geht davon aus, dass die Weizenlieferungen im Zeitraum Juli bis Dezember 2025 etwa 23 Mio. Tonnen erreichen könnten. Die Gesamtmenge der Getreideexporte aus Russland dürfte in dem Halbjahreszeitraum hingegen die Marke von 30 Mio. Tonnen nicht überschreiten. Dieser Wert liegt unter der Prognose des Moskauer Landwirtschaftsministeriums, das mit einer Ausfuhrmenge von 33 Mio. Tonnen Getreide rechnet.
Die Schätzung der Gerstenexporte für die Gesamtsaison 2025/26 hat Sovecon um 200 000 Tonnen auf 3,4 Mio. Tonnen angehoben, während die Prognose für die Maisausfuhren bei 2,8 Mio. Tonnen belassen wurde. In Summe erwartet das Forschungszentrum 2025/26 Getreideexporte in Höhe von 52,5 Mio. Tonnen; im August hatte die Schätzung noch bei 52,3 Mio. Tonnen gelegen.
Weniger Einnahmen aus Exportzöllen
Unterdessen meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax, dass die staatlichen Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen auf Weizen, Gerste und Mais in diesem Jahr nur halb so hoch ausfallen dürften wie zunächst geplant. Im Gesetzentwurf über die Änderungen des Haushalts 2025 werden nun rund 76,4 Mrd. Rbl (756 Mio. Franken) erwartet; ursprünglich hatten die Etatplaner eine Summe von 138,8 Mrd. Rbl (1,34 Mrd. Franken) angesetzt. Im Jahr 2024 hatten die Zölle insgesamt 141,2 Mrd. Rbl (1,40 Mrd. Franken) in die staatlichen Kassen gespült.
Moskau rechnet jedoch weiter mit sprudelnden Einnahmen aus dem Exportzoll für Getreide. Für 2026 wird eine Summe von 135,8 Mrd. Rbl (1,34 Mrd. Franken) angenommen; 2027 sollen es 152,4 Mrd. Rbl (1,51 Mrd. Franken) sein, 2028 sogar 158,6 Mrd. Rbl (1,57 Mrd. Franken).
Die russische Regierung hatte am 2. Juni 2021 mit der Regulierung der Getreideexporte über variable Zölle begonnen, um einen Anstieg der Lebensmittelpreise im Inland zu dämpfen. Die Höhe der Zölle wird wöchentlich auf der Grundlage von Indikatoren berechnet, die auf den Preisen der Exportverträge basieren, die an der Moskauer Börse registriert sind. Der Zoll beträgt 70 % der Differenz zwischen dem Grundpreis und dem Richtpreis.
Gesenkte Ausfuhrzölle zum 1. Oktober
Zum 1. Oktober senkte das russische Landwirtschaftsministerium den Ausfuhrzoll pro Tonne Weizen von 655,60 Rbl (6,60 Franken) auf 617,7 Rbl (6,11 Franken).
Auch der Ausfuhrzoll auf Mais wurde nach unten korrigiert, und zwar pro Tonne von 743,1 Rbl (7,36 Franken) auf 716,9 Rbl (7,30 Franken). Ein Ausfuhrzoll auf Gerste wird derzeit nicht erhoben. Diese Werte gelten bis zum 7. Oktober.