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Wenn die Bauern fehlen – was Frankreich dagegen macht

Der hiesigen Landwirtschaft droht wegen der bald in Pension gehenden Babyboomer Personalmangel. In Frankreich musste bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren politisch gehandelt werden, um eine erste Welle von Pensionierungen zu antizipieren und entsprechende Strukturen zu entwickeln.

clu |

In Frankreich zeigt sich, wie stark die Landwirtschaft von demografischen Änderungen geprägt wird: «Von den 1960er-Jahren bis Ende der 1990er-Jahre wurden zahlreiche unproduktive Landwirte gezielt zum Ausscheiden bewegt und durch eine geringere, aber beträchtliche Zahl von Junglandwirten ersetzt», erklärt Christophe Perrot, Agrarökonom am Institut de l’Élevage im Gespräch mit Agir. Unterstützt wurden sie mit staatlichen Beihilfen für modernere Ställe.

Doch 1997 sei diese Politik abrupt beendet worden, insbesondere in der Milchproduktion, weil sie dem Finanzminister zu teuer erschien. «Heute sehen wir eine neue demografische Welle, die den Neuansiedlungen von vor 30 Jahren entspricht», so Perrot.

Beaufsichtigung der Tiere lässt sich kaum delegieren

Besonders schwierig ist die Lage in der Wiederkäuerhaltung. Melken, Füttern und die Beaufsichtigung der Tiere lassen sich kaum delegieren. Hierbei verweist der Agrarökonom auf die Zahlen: In Betrieben ohne Tiere stammen fast die Hälfte der Arbeitskräfte aus Angestellten, während Lohnunternehmen drei Viertel der Arbeiten übernehmen. In der Schweinezucht liegt der Angestelltenanteil bei 34 Prozent, in der Geflügelzucht bei 28 Prozent und bei Rindern bei nur 14 Prozent.

Technischer Fortschritt könne punktuell Entlastung schaffen. «In einigen Départements sind bereits 40 Prozent der Milchbetriebe mit Robotern ausgestattet, dort wird mehr als die Hälfte der Milch maschinell gemolken», sagt Perrot. Gleichzeitig würden Milchviehhalter aber meist nur bis 60 Jahre aktiv bleiben, deutlich kürzer als in Ackerbau, Weinbau oder Fleischrinderhaltung.

Landwirtschaftliche Gymnasien häufig voll

Verstärkt werde laut dem Experten die Lage durch den Preisverfall. Denn auch in Frankreich seien die Betriebe unter Druck, weil die Preise für Industriemilch im Vergleich zu den Produktionskosten zu niedrig sind.

Ein Übergang von einem durch Quoten regulierten System hin zu einem Wettbewerbssystem habe schrittweise stattgefunden: «2007 begann der Wandel, 2015 wurden die Quoten abgeschafft. Seitdem profitieren vor allem Regionen mit Agglomerationsvorteilen wie die Normandie», erklärt Perrot. Neben Kosten- und Standortfaktoren spiele aber auch der Klimawandel eine Rolle.

Über neue Modelle nachdenken

Nachwuchs gebe es zwar, doch die Anforderungen steigen. Landwirtschaftliche Gymnasien seien häufig voll, gerade in Milchregionen. «Von den jungen Betriebsleitern werden heute verstärkt Management- und Finanzkompetenzen verlangt. Das bringt längst nicht jeder mit», betont Perrot. Deshalb werde in Frankreich auch über neue Modelle nachgedacht: etwa Beteiligungen von Genossenschaften oder externen Investoren am Betriebskapital – ähnlich wie in Dänemark.

Um Fachkräfte zu gewinnen, müssten Preise, Verträge und Absatzmärkte stabiler gestaltet werden, meint der Agrarökonom. Vertrauen sei entscheidend, um Investitionen anzustoßen. Im Bereich Rind- und Schaffleisch sei das jedoch schwerer umzusetzen. Dort sei der Konsum rückläufig, während Hühnerfleisch – oft importiert – zunehmend den Markt dominiere.

Auch die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle der Landwirtschaft wird im Interview gestellt: Könnte man Betriebe wie Dorfbäckereien durch direkte Subventionen für ihr Fortbestehen belohnen? Perrot winkt ab: «Das ist nur eine sehr kleine Option.» Wichtiger sei es, dass regionale Körperschaften im Rahmen territorialer Ernährungsprojekte Verantwortung übernähmen, etwa indem sie Schulkantinen mit lokalen Produkten versorgten.

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