Im Rahmen der Dialogplattform Forschung – Praxis in der Berglandwirtschaft (siehe Kasten) wurde am 28. Januar 2025 zum Thema «Bekämpfung der Verbuschung / Offenhaltung von Flächen» ein Anlass durchgeführt. Dabei gingen die Teilnehmenden den Fragen nach: Warum ist die Offenhaltung der Flächen so wichtig? Genügen die bestehenden Instrumente oder braucht es neue? Welche Anliegen gibt es aus der Praxis an die Forschung?
Nutzung mit Schafen und Ziegen
Wird die Fläche unternutzt, kommt der Wald zurück. Die Gründe für eine Unternutzung sind allgemein bekannt: Schwierigkeit Arbeitskräfte zu finden, Mangel an Tränkewasser in Trockenperioden, Rückkehr von Grossraubtieren, Veränderungen im Tierbestand (produktivere Tiere, weniger Schafe und Ziegen). Entlegene Flächen werden aus all diesen Gründen nicht mehr genutzt. In der Folge findet je nach Höhenlage die Verbuschung oder Verwaldung statt.
Verstärkt wird das Ganze durch den Klimawandel, welcher die Flächen waldfähig macht. Mit bis ca. 30% Strauchdeckung kann die Biodiversität gesteigert werden. Jedoch gefährden Zwergsträucher die Biodiversität gegenüber dem Ausgangsbestand, wenn die Fläche mit über 60% Sträucher bedeckt ist. Die Verbreitung der Grünerle stellt eine grosse Herausforderung dar, weil sie den Stickstoff nicht selbst braucht, sondern diesen dem Boden abgibt und ihn anreichert.
Agroscope hat in einem Forschungsprojekt festgestellt, dass Engadiner Schafe ein probates Mittel gegen die Grünerle sind. Anfang 2024 wurde ein vom Kanton Waadt unterstütztes Forschungs- und Entwicklungsprojekt gestartet, um die alleinige mechanische Bekämpfung und die mechanische Bekämpfung in Kombination mit der Beweidung durch Tiere (Rinder, Ziegen) wissenschaftlich zu vergleichen. Ziel des Projekts ist es, die rationellste Methode zu ermitteln. Erste Ergebnisse zeigen hier, dass Ziegen effektiver sind als Rindvieh.
Erhöhtes Risiko für grössere Waldbrände
Der Klimawandel beeinflusst nicht nur die Voraussetzungen für den Aufwuchs von Pflanzen und Sträuchern im Sömmerungs- und Berggebiet, sondern auch wie oft und intensiv Wälder in der Schweiz in Zukunft brennen könnten. Faktoren, welche die Grösse von Waldbränden stark beeinflussen sind das Klima, die Geländemorphologie und die Kontinuität der Waldbedeckung entlang des Berghangs. Das Feuer breitet sich immer weiter nach oben aus solange es genügend Brennstoff (Waldbedeckung) findet. Am Beispiel des Grossbrandes in Leuk VS im August 2003 konnte dies gut beobachtet werden.
Das WSL hat ein Tool entwickelt, mit welchem die Ausbreitungswege von Waldbränden entlang von Berghängen ermittelt werden kann. Ein wirksames Mittel gegen Waldbrände ist die Offenhaltung von Flächen, mit welchen die Ausbreitungswege unterbrochen werden.
Wie verbuschte Flächen identifiziert werden können, hat Michael Müller in einer Fallstudie aufgezeigt. Anhand von Satellitendaten und aus LiDAR-Daten abgeleiteten Vegetationshöhenmodellen wurden im Untersuchungsgebiet Verdachtsflächen für Verbuschung ermittelt. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich Satellitendaten nicht eignen, um Verbuschung zu erkennen. LiDAR-Daten, mit welchen die Vegetationshöhe gemessen werden kann, lieferten hingegen gute Hinweise auf Verbuschung.
Freiwilliger Arbeitseinsatz im Krauchtal GL.
Pius Fölmli
Ein Strauss von Massnahmen
Zur Bekämpfung der Verbuschung werden diverse Massnahmen angewandt: von händischen Massnahmen über angepasste Beweidungsstrategien, dem Einsatz von Tieren und unterschiedlichen technischen Hilfsmitteln bis hin zum Einsatz von Herbiziden. Die meisten Bewirtschaftenden setzen gemäss Fallstudie Müller eine Kombination dieser Möglichkeiten ein. Bei den händischen Massnahmen kommen vermehrt Einsätze von freiwilligen Gruppen zum Tragen.
Viele Menschen aus dem Tal- und urbanen Gebiet erklären sich bereit beim Offenhalten von Flächen Unterstützung zu leisten. Im Rahmen solcher Einsätze findet jeweils auch ein wichtiger Austausch zwischen Berg und Tal, Stadt und Land statt. Ein gutes Beispiel in dieser Hinsicht sind die durchgeführten Freiwilligeneinsätze im Valle Bavona, mit welchen die Ziele der Fondazione Valle Bavona unterstützt wurden.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Offenhaltung von Flächen ist eine betriebliche sowie eine regionale Strategie. Zur Erarbeitung solcher Strategien ist eine Aussensicht beispielsweise durch die landwirtschaftliche Beratung sehr hilfreich. Damit Massnahmen umgesetzt werden können, müssen die politischen Rahmenbedingungen, die nötigen Arbeitskräfte sowie die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und über die Direktzahlungsbeiträge Anreize geschaffen werden.
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB organisiert seit Januar 2022 die Dialogplattform «Forschung – Praxis in der Berglandwirtschaft». Diese Dialogplattform findet in Form eines runden Tisches zwischen Praktikern und Forschenden im Bereich Alp- und Berglandwirtschaft statt.
Ziel ist es, Bedürfnisse aus der Praxis zu erfassen und andererseits neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Forschung für die Praxis zugänglich zu machen. zvg
Es gibt nur einen richtigen Weg: lassen wir den Landwirten freie Wahl, ohne Schikanen und Praxis fremde Vorschriften. Dann kommt es gut. Was versteht schon ein eingebildeter Bürogummi von der Praxis?
Ich verstehe das System Schweiz eifach nich, egal was du machst es ist immer falsch.