Zwar hat das Schokoladenhaus Cailler in Broc FR in den letzten Jahren Marktanteile an Lindt & Sprüngli verloren. Doch die Cailler-Schokolade ist auch nach ihrer Rezeptanpassung (weniger Zucker) in der Schweiz sehr beliebt, und das moderne Besucherzentrum in der Gruyère-Region empfängt viele Gäste aus nah und fern.
«Swiss Alp»-Käse weg
Ins Stutzen kommt bei der «Schweizer Alpenmilchschokolade» der Marke Cailler, wer sich erinnert, dass die Molkerei Emmi einst den «Swiss Alp»-Käse vom Markt nahm. Der Grund war eine Revision der Berg- und Alpverordnung des Bundes im Jahr 2011. Fortan stand dort drin: «Die Bezeichnung ‹Alpen› für Milch und Milchprodukte und für Fleisch und Fleischprodukte darf nur verwendet werden, wenn die Anforderungen für die Verwendung der Bezeichnungen ‹Berg› oder ‹Alp› erfüllt sind.»
Der «Swiss Alp Cheese» wurde zu keiner Zeit aus Alpmilch im Sömmerungsgebiet hergestellt, er war ein klassisches Industrieprodukt aus der Grosskäserei Emmi. Darum wurde er im Prinzip unzulässig, nur eine zeitliche Ausnahmeregel hätte ihn retten können. Emmi nahm ihn aber vom Markt. Warum also darf Nestlé seine Cailler-Tafel «Alpenmilchschokolade» nennen, oder ist das überhaupt zulässig? Eine Nestlé-Sprecherin verweist auf Anfrage auf einen Kommentar zur besagten Berg- und Alpverordnung, demzufolge «Alpenmilchschokolade» als Bezeichnung ausdrücklich zulässig ist. Denn sie ist eine Schokolade, nicht ein Milchprodukt.
Bekenntnis zur Schweiz
Wer die Kosten und die Mühen der Alpwirtschaft kennt, könnte sich trotzdem an der Bezeichnung stören und vor allem an der Verpackung mit dem angedeuteten Alpaufzug. Denn so wird deutlich, dass Cailler das Wort «Alpen» auf die Milch bezieht und nicht auf die Schokolade. Erst recht störend ist die französische Bezeichnung «chocolat au lait des alpes suisses», was man nicht nur als «Milchschokolade aus den Schweizer Alpen», sondern auch als «Schokolade aus Schweizer Alpenmilch» lesen kann. Es zeigt sich hier einmal mehr, dass oft mit Alp geworben wird, wo keine Alp drin ist.
Die Nestlé-Sprecherin betont aber, dass die Cailler-Fabrik eine enge Partnerschaft mit gut 40 Milchproduktionsbetrieben aus der Region pflegt, von denen einige im Sommer auch auf die Alp gehen, mit Kühen oder mit Jungvieh. Und die Milch ist seit einigen Jahren IP-Suisse-zertifiziert, wenn auch nur in der Massenbilanz. Das heisst, nicht alle Milch, die von der Cremo zu Kondensmilch für Cailler verarbeitet wird, ist tatsächlich IP-Suisse-Wiesenmilch. Es ist dies aber ein Bekenntnis zur Schweizer Milchwirtschaft, wie es Lindt & Sprüngli nicht kennt, dort könnte ohne weiteres auf deutsches Milchpulver umgestellt werden.
Danke Cailler