Patrick Monhart war einer der Mitgründer der IG Anbindestall. Nun wollten ihn die Mehrheit des amtierenden Vorstandes und die Mehrheit der Mitglieder an der Versammlung nicht zurück im Vorstand haben.
Daniel Salzmann
An der Hauptversammlung der IG Anbindestall wurden mit David Trachsel, Samuel Quartenoud und Michael Schum drei neue Vorstandsmitglieder gewählt. Keine Mehrheit fand Patrick Monhart, der seinerzeit einer der Mitgründer gewesen war. Das sorgte in Thun BE für eine hitzige Diskussion.
Mit schönem Jodel eröffneten Klaus Wäfler, Scharnachtal BE, und Fritz Moser, Freimettigen BE, die Versammlung in der Alten Reithalle in Thun BE. Vorab bat der Präsident der IG Anbindestall, Konrad Klötzli, um eine Schweigeminute für das im Februar 2022 verstorbene Vorstandsmitglied Hans Gisler. Dieser hatte sich kurz vor seinem plötzlichen Tod über eine Kassensturz-Sendung mit dem Titel «Anbindestall: Wenn Kühe leiden» aufgeregt.
Es war Patrick Monhart, Bauer in Wildensbuch ZH, Mitgründer der IG Anbindestall und ehemaliges Vorstandsmitglied, der diesen Zusammenhang damals via WhatsApp-Status öffentlich gemacht und damit beim Staatsfernsehen SRF für Aufregung gesorgt hatte. Monhart war ein Vertrauter von Gisler gewesen.
Unter den Entschuldigungen, die Klötzli bekanntgab, war auch diejenige von Gründungs- und Ehrenpräsident Hansruedi Scheuner aus Oberlangenegg BE.

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Drei grössere Anlässe mit Medien-Echo
Präsident Konrad Klötzli blickte in seiner Begrüssungsrede zurück auf die Aktivitäten der IG im vergangenen Jahr. Die IG besuchte im Januar 2022 zusammen mit Stefan Flückiger, Geschäftsführer Agrarpolitik beim Schweizer Tierschutz (STS), den modernen Anbindestall der Familie Steffen in Ortschwaben BE.
Die IG liess auf dem Betrieb der Familie Grossen in Kandergrund BE Nationalrat Jürg Grossen (GLP), Nationalrätin Christine Badertscher (Grüne) und Grossrat Ernst Wandfluh (SVP) über den Anbindestall diskutieren. Und als Höhepunkt «durften wir in Schangnau BE Bundesrat Guy Parmelin auf dem Biobetrieb der Familie Stucki begrüssen», so Klötzli. Daneben habe der Vorstand mehrere Sitzungen abgehalten.

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Die IG versuchte so, die positiven Aspekte des Anbindestalls in Erinnerung zu rufen, die in den meisten Medien selten bis nie genannt werden. Es geht ja auch bisweilen vergessen, dass die Mehrheit der Betriebe nach wie vor einen Anbindestall hat (die Mehrheit der Kühe allerdings lebt mittlerweile in einem Laufstall, da diese Betriebe im Durchschnitt deutlich mehr Tiere halten). Für Klötzli ist klar: «Das Tierwohl ist im Anbindestall absolut gegeben. Die Tierhaltung in der Schweiz ist ohnehin vorbildllich.»
Weidebeitrag: 22 Mal Auslauf unzumutbar
Ein Ärgernis für die IG ist der neue Weidebeitrag im Rahmen des Raus-Programms. Nicht nur sind die Anforderungen an die Futteraufnahme auf der Weide so hoch, dass die meisten Milchviehbetriebe sich nicht anmelden können. Die IG störte sich daran, dass der Bundesrat bei diesem zusätzlichen freiwilligen Beitrag, den es neben dem bisherigen Raus-Beitrag gibt, in der Vernehmlassung auch in den Wintermonaten 26x Auslauf verlangte.
Das sei unzumutbar, war der Tenor der IG, den sie etwa beim Bundesratsanlass in Schangnau verfocht. Klötzli resümierte in Thun, dass der Bundesrat im April einen Kompromiss beschlossen habe, nämlich 22x Auslauf. «Das können wir so nicht akzeptieren. Wir werden weiter daran schaffen, dass die Zahl noch runter kommt.»
Jahresrechnung genehmigt
Die Jahresrechnung 2022 mit einem Aufwand von 42’585 Franken und einem Ertrag von 42’585 Franken und einer Bilanzsumme von 61’314 Franken wurde ohne Gegenstimme genehmigt. Rund 9000 Franken steckte die IG in den Abstimmungskampf gegen die Masseninitiative. Auch das Budget für 2023 wurde genehmigt. Es sieht Einnahmen durch Mitgliederbeiträge in der Höhe von 32’000 Franken und einen Reingewinn von 1500 Franken vor. Der Jahresbeitrag für Mitglieder bleibt bei 20 Franken.

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Hofer reagiert auf Kritik am Weidebeitrag
Später sprach an der Versammlung der IG Anbindestall auch Christian Hofer, der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Er sagte, dass der Weidebeitrag von der Landwirtschaft angestossen worden sei. Und zwar sei die Kritik gekommen, dass der Rausbeitrag für grösserer Betriebe im Mittelland mittlerweile nicht mehr erfüllbar sei (verantwortlich war dafür die Vorgaben zur Weidefläche bzw. Futteraufnahme auf der Weide).
Darum sei die Idee aufgekommen, das Raus-Programm in den Anforderungen etwas abzuschwächen und dafür im Gegenzug mit einem ebenfalls freiwilligen Weidebeitrag mit strengeren Kriterien einen Ausgleich zu machen. Tatsächlich wurde die Idee mit dem Schweizer Bauernverband und Mutterkuh Schweiz entwickelt.
Grosser Dank an Konrad Klötzli
Man plane für die nächsten Wochen wieder mehrere Anlässe, so etwa einen am 17. Februar in Ebnat-Kappel SG, und arbeite an einem Werbefilm, so Klötzli. Es war an Thomas Knutti, Weissenburg BE, Vizepräsident der IG, den Jahresbericht, den Klötzli eigentlich schon gehalten hatte, kurz zusammenzufassen. Er sagte, die IG habe ihre Verpflichtungen erfüllt und ergänzte: «Ein grosser Dank an Konrad dafür, dass er dies alles gemacht und organisiert hat.»
Vorstand beantragt Wahl zwei neuer Vorstandsmitglieder
Dann folgte das Traktandum Wahlen. Gemeint waren die Wahlen in den Vorstand. Der Vorstand blendete eine Folie ein, auf der stand: Wiederwahl von Adelheid Graf, Stefanie Schwarz (der Tochter von Adelheid Graf, die das Amt der Kassierin übernommen hat) und André Kocher plus Wahl zwei neuer Vorstandsmitglieder: David Trachsel und Samuel Quartenoud. In der Einladung waren keine neuen Namen oder Vorschläge für Vorstandsmitglieder gestanden.
Es könnte sein, dass ein schriftlich eingereichter Antrag von Patrick Monhart zu diesen Ergänzungsvorschläge geführt hat. Er beantragte die Einsetzung einer Findungskommission zur Suche neuer Vorstandsmitglieder und dachte dabei an die Statuten, in denen es heisst: «Bei der Zusammensetzung des Vorstandes ist einer angemessene Vertretung der einzelnen Kantone Rechnung zu tragen.»
Denn vor der Versammlung waren von 8 Vorstandsmitgliedern 6 aus dem Kanton Bern. Die Innerschweiz war nach dem Tod von Hans Gisler noch mit Ferdinand Zumbühl vertreten, die Westschweiz mit André Kocher. Die Ostschweiz nach dem freiwilligen Ausscheiden von Monhart im Jahr 2019 nicht mehr, auf der Website war für die Ostschweiz auch keine Ansprechperson mehr aufgeführt. Laut Statuten kann der Vorstand bis zu 20 Personen umfassen.
Trachsel hält Eringerkühe, Quartenoud behornte Simmentaler
Die zwei vorgeschlagenen Vorstandsmitglieder stellten sich kurz vor. David Trachsel stammt aus Basel und arbeitet als Treuhänder. Er halte einige Eringerkühe im Wallis als Hobby, das sei sein Bezug zum Anbindestall. «Ohne Anbindehaltung ist die Eringerrasse futsch», so Trachsel. Er hoffe, der IG vielleicht mit seinen politischen Kontakten dienen zu können.
Er ist SVP-Grossrat und Präsident der Jungen SVP Schweiz und gilt weitherum als grosses politisches Talent, das es dereinst in den Nationalrat schaffen könnte. Angesichts des bestehenden Vorstandes spielt vielleicht auch noch eine gewisse Rolle, dass sich Trachsel in der Öffentlichkeit als Christ bezeichnet und auch in der Öffentlichkeit über seinen Glauben an Gott spricht.

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Samuel Quartenoud, der andere vom Vorstand Vorgeschlagene, ist Landwirt in Bex VD. Seine Lehrjahre als Landwirt habe er im Bernbiet und im Kanton Solothurn gemacht, darum spricht er auch gut Deutsch. «Für meine behornten Simmentaler ist der Anbindestall in meinen Augen das beste Stallsystem, das es gibt», so Quartenoud.
Monhart stellt sich zusammen mit Schum zur Wahl
Anschliessend fragte Konrad Klötzli in die Versammlung: «Werden die Vorschläge vermehrt?» Da stand Patrick Monhart auf, der in Wildensbuch ZH behornte Simmentaler Kühe hält. Er sei Gründungsmitglied der IG Anbindestall, Präsident der Ostschweizer Sektion und hätte eine Riesenfreude, wenn er in den Vorstand zurückkehren könnte. Er sei seinerzeit, 2019, aus dem Vorstand ausgetreten und hätte nun wieder Zeit und möchte nun zusammen mit Landwirt Michael Schum aus Unterstammheim ZH in den Vorstand gewählt werden.
Monhart sagte, es wäre wichtig, dass die Ostschweiz wieder im Vorstand vertreten wäre. Er gratulierte dem Vorstand dazu, dass er im Welschland eine zusätzliche Person und im Baselbiet eine Person gefunden habe. Er möchte sich zur Wahl empfehlen, so schloss Monhart. Er war seinerzeit wegen unterschiedlicher Auffassungen über den Geschäftsbereich der IG aus dem Vorstand ausgetreten. Für Monhart ist der Anbindestall und die damit verbundenen Tierzahlen auch ein Sinnbild für die bäuerliche Landwirtschaft, die von Anforderungen des Marktes, der Politik, der Verwaltung inkl. Kontrollbehörden und seitens von Grossbetrieben, die noch grösser werden wollen, bedroht ist.

Daniel Salzmann
Klötzli bat Monhart um Rückzug
Klötzli antwortete, man halte es so, dass wenn neue Leute in den Vorstand kommen möchten, man diese mal kommen lasse und eine Schnuppersitzung abhalte. Er legte Monhart nahe, mit seinen Vorschlägen zuzuwarten, der Vorstand werde diese gerne an seiner nächsten Sitzung diskutieren. Zudem sei er selbst am 13. Dezember 2019 aus dem Vorstand ausgetreten, «du hast damals im Vorstand Ungereimtheiten gehabt und wir sind sehr erstaunt, dass du dich selbst vorschlägst. Das hat es in meiner Zeit noch nie gegeben.» Er ermunterte Monhart, sein Begehren zurückzuziehen.
Monhart habe auch einen Brief geschrieben, der am Mittwoch eingetroffen sei, und sich dort zur Wahl gemeldet und dort gleichzeitig noch einen Antrag, «wenn man dem so sagen kann», eingereicht. Demnach ziehe er seinen Antrag zurück, wenn der Vorstand an der HV auch Schum und Monhart als neue Vorstandsmitglieder vorgeschlagen werden. Laut Monhart ging es im Antrag um die Einsetzung einer Findungskommission für die Suche neuer Vorstandsmitglieder. Der Vorstand habe es abgelehnt, Monhart und Schum vorzuschlagen, mit der Begründung, es gebe bereits zwei neue Vorstandsmitglieder.
Klötzli warf Monhart «Bestechung» vor
«Das ist Bestechung, was du machst!», sagte Klötzli an die Adresse von Monhart. Klötzli meinte wohl eher «Erpressung», denn von Geld war seitens Monhart in keiner Art und Weise die Rede. Sofort protestierte Monhart: «Das verbitte ich mir!» und ergänzte, dass in einem Verein nicht der Vorstand die höchste Instanz ist, sondern die Vereinsversammlung.
Er ziehe den genannten Antrag tatsächlich jetzt zurück, aber er stelle sich zur Wahl als Vorstandsmitglied. Die Anschuldigung wegen Bestechung verbitte er sich, sonst werde er den Präsidenten drannehmen. «Gut, excusé, das tut mir leid, ich nehme das zurück», sagte Klötzli dann.

Daniel Salzmann
Auch Knutti bat Monhart und Schum um Rückzug
In der Folge ergriff Vizepräsident Thomas Knutti das Wort. Er habe vor einigen Tagen am Telefon ein gutes Gespräch mit Monhart gehabt. Monharts Anliegen sei es gewesen, die Ostschweiz wieder besser zu integrieren. Für Ostschweizer sei es auch schwierig, abends um 8 Uhr eine Sitzung im Kanton Bern zu besuchen.
Der Vorstand wollte überlegen, ob man eine offizielle Sektion Ostschweiz gründen könnte, wobei der Vorstand dann aus 5 bis 6 Leuten bestehen müsste. Auch Knutti bat Monhart und Schum jetzt um Rückzug der zwei Kandidaturen «und wenn nicht, bitten wir die Versammlung, euch heute nicht in den Vorstand zu wählen, damit wir das zuerst klären können».
Monhart: «Das ist nicht unschön, das ist gelebte Demokratie!»
Monhart nahm in einem weiteren Votum das Wort von Klötzli auf, es sei «unschön», was da grad passiere. «Das ist nicht unschön, das ist gelebte Demokratie. Bei uns in der Ostschweiz wird man manchmal hart diskutiert und auch gestritten. Mir sind politische Gebilde und andere Organisationen, wo nur einer redet, immer ein bisschen unsympathisch.» Er brauche keine Schnupperzeit, kenne die Geschäfte.
Die Ostschweiz möchte nichts kaputtmachen und nicht streiten, sondern nur mitmachen. Er sei immer gerne ins Bernbiet gekommen, die Berner seien flotte Leute. Das Anliegen der IG Anbindestall sei zu wichtig und der Druck aus Nachbarländern gegen den Anbindestall seien zu gross, als dass man sich da auseinanderdividieren lassen dürfe. Klötzli wiederholte darauf hin, es sei «unschön, was wir da abhandeln» und bat um nur noch kurze Diskussion, da man unter Zeitdruck sei.
Haldimann: «Zwei Vorstandsmitglieder würden Übervertretung bedeuten»
Da trat Beat Haldimann, Bauer in Signau BE und der andere Vizepräsident der IG Anbindestall, ans Rednerpult. Wenn es jetzt um die Vertretung der Regionen gehe, so habe er die Mitgliederliste angeschaut und festgestellt: «Wir haben 2370 Mitglieder, davon sind 269 aus der Ostschweiz. Das heisst, mit zwei neuen Vorstandsmitgliedern wäre die Ostschweiz im Vorstand übervertreten.» Es gebe sehr viele Anbindeställe in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden und habe man in den letzten Jahren auch intensiv nach einer Verstärkung aus diesen Kantonen gesucht, Konrad Klötzli sei da sehr aktiv gewesen.
Monhart erwiderte, es sei nicht korrekt, wenn Haldimann sage, die IG habe 2370 Mitglieder. Wer vorhin den Frankenbetrag gesehen habe, der in der Jahresrechnung 2022 als Mitgliederbeiträge verbucht worden sei, könne dies durch den Jahresbeitrag von 20 Franken teilen und komme man auf eine deutlich tiefere Zahl. Der Vergleich von Haldimann sei also nicht richtig. Die Differenz rührt daher, dass der Vorstand beschlossen hat, säumige Beitragszahler nicht zu mahnen.
Ferdinand Zumbühl empfiehlt Monhart und Schum
Ferdinand Zumbühl, Vorstandsmitglied der IG Anbindestall aus Wolfenschiessen NW, sagte, er sei der Meinung, man solle die zwei Ostschweizer Monhart und Schum in den Vorstand aufnehmen. Damit stellte er sich gegen die anderen Vorstandsmitglieder, die sich vorgängig abschlägig geäussert hatten. «Ich bin froh, dass wir noch Leute haben, die sich zur Verfügung stellen. Ich weiss nicht, warum der Vorstand die zwei nicht aufnehmen will. Ich bitte euch innigst, liebe Mitglieder, diese aufzunehmen, wir wollen nicht zanken.»

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Gerlinde Neff, die als Vertreterin des Bäuerlichen Sorgechratte da war, sagte, man solle doch den Antrag des Vorstands annehmen, die zwei sollten warten, da sie ihren Antrag zu spät eingereicht hätten. Klötzli bekräftigte das mit dem Zu-Spät-Eingereicht-Haben. Vanessa Monhart, die Frau von Patrick Monhart, protestierte. Patrick Monhart sagte, wenn man schon spitzfindig sein wolle, dann sollten ja auch die Einladungen zur Versammlung bei den Leuten sein, bevor und nicht nachdem die Fristen zur Einreichung von Anträgen verstrichen sei. «Das hat sich überschnitten, ich muss nicht mehr sagen.»
Klötzli liess das so stehen. Da erhob sich Ferdinand Zumbühl erneut: «Es wäre mir neu, wenn an einer Versammlung nur der Vorstand neue Vorstandsmitglieder vorschlagen dürfte. Wir sind ein schweizerischer Verein! Jeder darf an der Versammlung jemanden vorschlagen. Sonst müssen wir nicht mehr an eine Versammlung kommen.»
Auch Heinz Siegenthaler aus Fankhaus (Trub) BE, langjähriger Kämpfer für die bäuerliche Sache in Basisorganisationen, empfahl die zwei zur Wahl, denn sie würden den Vorstand nur aufwerten, und sagte dem Vorstand: «Ihr müsst die Kandidaten zulassen.»

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«Bei Toni Brunner kommen jeweils viele Leute»
Klötzli fragte Monhart noch einmal, ob er seine Kandidatur zurückziehe. Der reagierte nicht. Braunviehhalter Michael Schum, der ein gebürtiger Thurgauer ist, sprach in der Folge auch noch zur Versammlung: «Wenn man die Schweizer Karte anschaut, dann ist es jetzt so, dass die IG Anbindestall in der Ostschweiz ein weisser Fleck ist, weil niemand von dort im Vorstand ist. Auch aus der Innerschweiz ist mit Zumbühl nur noch jemand dabei, vielleicht müsste da auch noch eine zweite Person dazustossen, jetzt, wo Hans Gisler nicht mehr da ist.» Wenn er sehe, wieviele Leute jeweils bei Toni Brunner im Haus der Freiheit im Toggenburg aufmarschiert seien, dann seien das ja fast so viele Leute, wie jetzt hier sässen.
Es kommt zur Abstimmung: Monhart nicht gewählt
Präsident Klötzli schloss die Diskussion und sagte, da es keinen Gegenantrag gegeben habe, werde offen abgestimmt. In der Folge wurde zuerst David Trachsel mit 101 Stimmen für ihn und 0 Stimmen gegen ihn gewählt. Auch Quartenoud wurde mit 99 Stimmen und 0 Gegenstimmen gewählt. Da vorher die Zahl von 108 stimmberechtigten Mitgliedern genannt worden war, muss es folglich noch einige wenige Enthaltungen gegeben haben, die nicht ausgezählt wurden.
Dann kam die Wahl um Patrick Monhart. Klötzli sagte noch einmal, der Vorstand lehne es ab, ihm die Stimme zu geben. Es war dann auch so, dass die Vorstandsmitglieder Klötzli, Haldimann, Knutti, Schwarz und Meyer, die vorne «auf dem Bock» sassen, offen gegen Monhart stimmten. Es war auch zu hören, dass Leute aus dem Vorstand SMS geschrieben hatten, man solle Monhart keinesfalls wählen.

Daniel Salzmann
Es gab 29 Stimmen für Monhart, 51 gegen ihn und 1 Enthaltung. Das heisst, Monhart verpasste die Wahl. Monhart sagte, er danke allen, die ihn gewählt hätten, aber auch allen, die ihn nicht gewählt hätten. Denn das habe Klarheit geschaffen: «Wenn man nicht getragen ist, macht ein Engagement auch keinen Sinn.» Monhart legte im Nachgang wert darauf, dass er die zwei vom Vorstand vorgeschlagenen Kandidaten Trachsel und Quartenoud selbst gewählt habe. Es folgte die Wahl von Michael Schum. Im Gegensatz zu Monhart schaffte dieser mit 57 Ja-Stimmen und 29 Nein-Stimmen die Wahl.
IG Anbindestall will auf Bio-Organisationen zugehen
Auf einer Folie legte der Vorstand ein reiches Tätigkeitsprogramm für das Jahr 2023 auf. So soll der Kontakt zur Politik gepflegt werden, man wolle an Vernehmlassungen teilnehmen, Aufklärungsarbeit betreiben und in den Medien präsent sein, einen Werbefilm produzieren und an einem Forschungsprojekt zum Anbindestall teilnehmen und anderes mehr. Schon wieder ging es dann aber um einen Antrag von Patrick Monhart, den zweiten, den er eingereicht hatte, denjenigen, den er nicht zurückgezogen hatte.
Und zwar findet Monhart es nicht in Ordnung, dass Bio Suisse die Anbindehaltung von Ziegen verbietet und diejenige von Rindern nur in Ausnahmefällen erlaubt. Darum beantragte er, dass die IG Anbindestall mit den Bioorganisationen den Kontakt sucht, um aufzuzeigen, dass die Anbindehaltung eine gute Tierhaltung sei, mit dem Ziel, dass die Bioorganisationen diese Haltung «korrigieren». Klötzli äusserte sich vorsichtig negativ zum Antrag, man habe mit den Bioleuten ja schon geredet, brachte den Antrag aber zur Abstimmung, der in Versammlung eine überdeutliche Mehrheit fand.
Salzmann lobt Vereinsdemokratie und pocht auf Ernährungssicherheit
In der Folge stellte Gerlinde Neff den Verein Bäuerlichen Sorgechratte vor und Ständerat Werner Salzmann (SVP, BE) hielt ein Grusswort. Er lobte die Versammlung der IG als Beispiel für gelebte Vereinsdemokratie, wo abgestimmt und das Resultat akzeptiert werde.
Seit dem Krieg in der Ukraine habe man eine neue Situation. Bei der Energieversorgung habe man politisch reagiert, bei der Ernährungssicherung aber noch nicht, da gehe es mit der neuen Anforderung von 3,5% Ökoflächen auf den Äckern sogar noch in die andere Richtung, was falsch sei. «Wir müssen unabhängiger werden, sonst sind wir erpressbar», so Salzmann.
«Mehr Notschlachtungen aus Laufställen»
IG-Vizepräsident Beat Haldimann berichtete von einer Zusammenstellung, welche die IG zu Notschlachtungen gemacht habe. Man habe Metzgereien angefragt, was der Grund für Notschlachtungen sei und ob die betroffenen Tiere aus Anbindeställen oder aus Laufställen kämen. Dabei zeige sich, so Haldimann, dass viel mehr Tiere aus Laufställen betroffen seien und dass diese oft «vergrittet» seien.
Auch würden betroffene Holsteintiere oft gar nicht gemetzget, sondern eingeschläfert und direkt in die GZM (Centravo AG) gebracht. Klötzli betonte, es brauche in der Schweiz beide Systeme, den Anbindestall und den Laufstall. Das Problem sei, dass über das Vergritten und darüber, was im Laufstall alles passieren kann, in den Medien nicht berichtet werde. «Und eben, viele gehen direkt in die Verbrennung, soweit sind wir!», so Klötzli.

Daniel Salzmann
Am Schluss noch einmal ein Moment der Anspannung
In der Folge hielt Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), ein Referat. Er sagte: «Bei uns gibt es keine Politik, wonach Kühe nicht angebunden werden dürften.» Nicht einmal die Massentierhaltungsinitiative habe die Anbindehaltung verbieten wollen.
Eher könnte es von der Marktseite her die Anforderung geben, dass nur noch Milch von nicht angebundenen Kühen gekauft werde. Für die Milchproduktion in der Schweiz sieht Hofer eine positive Zukunft.

Daniel Salzmann
Die angespannte Stimmung wurde am Schluss wieder deutlich, als Vanessa Monhart, Bäuerin und Ehefrau von Patrick Monhart, Christian Hofer auf die neuerliche «Selbstmordwelle in der Ostschweizer Landwirtschaft» ansprach. Sie habe gesamthaft 14 Leute aus der Landwirtschaft gekannt, die sich das Leben genommen hätten, 23 seien in ein Burnout gefallen, 4 betreue sie zurzeit.
Als sie nach Hofers ausführlicher und mitfühlender Antwort festhielt, dass man doch eigentlich nicht Symptombekämpfung machen, sondern nach den Ursachen forschen müsste, klemmte Präsident Klötzli sie resolut ab und sagte: «Vanessa, geh doch zu Gerlinde Neff vom Bäuerlichen Sorgechratte mit diesem Problem. Gut!» Den Abschluss machte erneut das Jodelduett.

Daniel Salzmann
20 Responses
Ferdi Zumbühls verhalten gegen den Votstand, geht gsr nicht!
Er ist sowieso Pensioniert, somit soll er den Hut nehmen, und zwar sofort. Ohne weiterhin unstimmigkeiten zu erzeugen!
Kasperlitheater
Wer glaubt die Anbindehaltung habe Zukunft ist selber schuld wenn ihn eines Tagens die Realität einholt , keine Ahnung was die eigentlich wollen. Mein Tipp an alle Mittglieder macht euch einfach Gedanken wie ihr die Ställe mit Neu oder Umbau auf Laufstall umfunkionieren könnt ihr werdet es keinen Tag bereuen
Hobbybauern ohne Anstand und nicht ganz helle auf dem Selbstverwirklichungstrip…toller Verein, so richtig um in der Gesellschaft ernst genommen zu werden. Hier können einem nur die Tiere leid tun.
Grosse Laufställe mit Roboter liegt im Trend, die Kühe stampfen 24h am Tag in den eigenen Fäkalien herum und leiden am Schmerzhaften Mortelaro, Beton Laufhof und die grüne Wiese sehen diese Kühe nur noch von weitem.
Dazu wird 365 Tage im Jahr TMR gefüttert!
Ob dies wirklich Tiergerecht und im Sinne der Konsumenten ist?????
da hat einer 0 Ahnung von Laufstall…..einfach mit Schlagwörter dagegen wettern….im Anbindestall hatte ich nie 100’000er Kühe….seit sich meine 25 Kühe im Laufstall bewegen schon deren 6
Eine Organisation, die herausstreicht, dass der Anbindestall tiergerechter ist, sollte sich zweimal überlegen, ob die Reduktion der Auslauftage dem Tierwohl dient! Eigentlich müssten diese Kühe täglich raus. Auch im Winter. Das wäre gelebte Tierliebe; alles andere ist Figgi und Müli- Politik.
Stimmt
An alle Freunde des Anbindestalls.
Youtube melken im alten Anbindestall. Bitte anschauen.
Sehr kostengünstig und das Tierwohl ist top.
Mir hei Verein….sang Mani Matter
Dagegen ist nicht einzuwenden, auch für Ewiggestrige, die ihre Kühe hinten und vorne anbinden und den Sprung zum Melkroboter noch nicht geschafft haben.
Bitte beim Melken im Anbindestall vermehrt die Stallfenster und Türen öffnen. Frische Luft tut nicht nur den Tieren gut sondern hilft dem Bauer auch weitsichtiger zu denken. Solch ein Theater für ein nicht mehr zeitgemässen Tierhaltungssystem…
Das Dümmste ist, wenn wir Bauern das andere Stallsystem (sei es Laufstall oder Anbindestall) schlechtmachen!
Jedes System hat Vor- und Nachteile.
Nur gemeinsam sind wir stark!
ein toller Verein…… muss man sich ja fast schämen….
Dass der CH-Bauer dem so viel Raum einräumt tztzttt
Gesunder Menschenverstand hat recht. Jeder Schlaubauer, hüben und trüben, meint er sei der klügste. Es ist beschämend für die Landwirtschaft, wenn man eure Kommentare liest.
Traurig, das es Leute gibt, für die es zu viel ist ihre Tiere an 22 Tagen raus zu lassen. Bei uns im Dorf lassen die meisten ihre Tiere im Winter täglich raus.
Um 1882 protestierten die Postkutscher im Kanton Uri gegen die Eröffnung des Eisenbahntunnels.
Was hat es genützt?
Der Fortschritt (Laufstall, Roboter…) lässt sich nicht aufhalten.
Ich frage mich abermals, wieso innerhalb einer Berufsgruppe immer wieder alle gegeneinander „schiessen“ müssen. Soll doch jeder seinen Betrieb so führen wie es für ihn am besten passt und am besten so, dass er noch Geld damit verdienen kann. Der Neid unter den Bauern ist einfach unendlich gross; tragisch sowas…
Danke an Alle die sich für die schweizer Landwirtschaft und deren Freiheit einsetzten. Die zum Teil dummen Kommentare in welchem der Laufstall gegen den Anbindestall und umgekehrt ausgespielt werden, zeigen mir auf wie dumm einige Bauern sind. Sie missgönnen einander Alles!!! Das ist für mich unverständlich. Die lachenden Dritten sind die Ämter und die Grossverteiler die immer mehr Auflagen von uns Bauern abverlangen. Wacht auf und schaut über den Tellerrand. Nur gemeinsam sind wir stark.
David Trachsel ist Treuhänder und nicht Bauer. Jedem Anderen, der kritische Bemerkungen macht, wird vorgeworfen, dass er nicht mindestens 3 Generationen in der Landwirtschaft ist, nicht Landwirt gelernt hat und desshalb nichts von nichts versteht. Aber dieser Schnösel wird ernst genommen. Man glaubt es nicht! Und noch was: Wieviel Ballon hatte der Journalist konsumiert?