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«Die AP nicht über unsere Köpfe hinweg entwickeln» 

Co-Betriebsleiterin Rosmarie Fischer-von Weissenfluh fordert, dass bei der Ausarbeitung der Reform AP 30+ Betriebsleiter stärker eingebunden werden. Den Ressourceneinsatz will sie in Input pro Produktertrag messen, nicht pro Hektare oder pro Grossvieheinheit. 

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Co-Betriebsleiterin Rosmarie Fischer-von Weissenfluh hielt letzte Woche an der Kundgebung in Ostermundigen bei Bern eine stark beachtete Rede. Auf Nachfrage, woher ihr Engagement für die bäuerliche Sache rührt, sagt sie: «Das Schweizer Stimmvolk hat entschieden, dass der Selbstversorgungsgrad wichtig ist.» Die weltpolitische Lage unterstreiche das.

«Was hier mit der Landwirtschaft, welche die Regale füllt, gemacht wird, ist grobfahrlässig. Auch engagiere ich mich für die nächste Generation, die sich für die Landwirtschaft entscheidet. Die AP 2030+ ist jetzt in Arbeit. Wenn wir etwas ändern wollen, ist es jetzt!», so die Meisterlandwirtin.

Das Jahr 2024 als Warnung

«Die Anpassungen in der Agrarpolitik nach dem Jahr 1989 mögen gerechtfertigt gewesen sein. Wir haben bewiesen, dass wir uns anpassen und verbessern wollen und auch können», fährt sie fort. Beispiele? 2,5-mal so viel Ökoflächen wie gefordert, massiver Rückgang des Antibiotika- und Pflanzenschutzmittelverbrauchs.

«Aber gerade das Jahr 2024 hat uns deutlich gezeigt, was passiert, wenn wir unsere Kulturen nicht mehr richtig ernähren und schützen können. Massive Ausfälle waren die Folge.» Mit den aktuellen Einschränkungen sei es schon heute schwierig, qualitativ hochwertige Lebensmittel effizient und ressourcenschonend zu produzieren. Was in der Reform AP 30+ angedacht sei, werde die Produktion weiter schwächen.

Praktiker einbeziehen

«Stärker als in anderen Ländern verlangen die Schweizer Konsumenten einheimische Produkte. Von dort erfahren wir viel Wertschätzung», so Rosmarie Fischer- von Weissenfluh. «In der Politik und bei den Amtsstellen spüren wir diese Wertschätzung nicht.

Die professionell produzierende Landwirtschaft sieht sich in allen Arbeitsgruppen und Gremien einer Übermacht von Umwelt- und anderen Interessenorganisationen ausgesetzt.» Doch die professionell produzierende Landwirtschaft wolle aktiv und konstruktiv an der AP mitarbeiten. Es seien aus ihren Reihen auch schon Vorschläge eingereicht worden.

Sie unterscheidet Funktionäre von Betriebsleitern

Angesprochen auf die Labelorganisationen, den Schweizer Bauernverband und die Junglandwirtekommission, die bei der Ausarbeitung der AP 2030 mitreden dürften, sagt Rosmarie Fischer-von Weissenfluh: «Die Labelorganisationen vertreten nur eine bestimmte Sicht, die sehr einseitig sein kann. Der Bauernverband muss alle Betriebe vertreten. Der Bauernverband hat einen Rolle wenn es um übergeordnete Gesetzgebungen wie die z.B. die Raumplanung geht. Aber oft sind es auch Funktionäre bzw. Angestellte, die dort die Bauern vertreten und nicht Betriebsleiter, die direkt betroffen sind.»

«Produktionswissen erhalten» 

Was sind Fischers wichtigste Anliegen? Sie zählt auf: «Den Volkswillen zum Selbstversorgungsgrad umsetzen. Die Schweizer Lebensmittelproduktion unterstützen und dadurch Produktionswissen erhalten.» Denn vier Fünftel der Einnahmen in der Landwirtschaft stammten aus dem Produkteverkauf. Hier gelte Qualität und Menge mal Preis.

Fischer weiter: «Zukunftsfähige und motivierte Betriebe müssen die nötigen Investitionen tätigen können. Um die finanzielle und soziale Tragbarkeit zu sichern, braucht es Planungssicherheit – für den Betrieb und für die Familie.» Ihr Schlusswort: «Die Landwirtschaft ist ein Teil der Lösung und nicht das Problem.»

«Die Tierproduktion soll wieder einmal massiv geschwächt werden.» 

Rosmarie Fischer-von Weissenfluh

Ihre Kritik an den Plänen des BLW 

Rosmarie Fischer-von Weissenfluh ist mit diversen Plänen des BLW unzufrieden. 

Effizienz: Es wird Ressourcenschonung und Effizienz gefordert. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Der Einsatz von Ressourcen darf nicht einfach pro Hektare oder GVE messen werden. Wichtiger und entscheidend ist: Ressourceneinsatz pro Einheit Produktertrag.  Nur so wird die Effizienz sichtbar.

Lenkungsabgaben: «Neu Ressourceneffizienzanreize genannt. Pro Kilogramm Nährstoff, Pflanzenschutz- und Futtermittel sollen Abgaben oder Steuern fällig werden. Ist es Ressourcenschonend und effizient, wenn wir zuschauen müssen, wie unsere Kulturen z.B. unter Schädlingsbefall leiden oder ein Totalausfall droht? Weil wir nicht handeln dürfen oder es zu teuer wird? Ist es nicht ressourcenschonend und effizient, wenn wir die betriebseigenen Futterrationen gezielt mit zugekauftem Futtermittel (oft Abfallprodukte aus der Ernährungsindustrie) ergänzen und Food Waste entgegenwirken?»

Digiflux: «Das BLW will Digiflux durchdrücken, obschon der parlamentarische Wille nicht den rigorosen Umsetzungsplänen des BLW entspricht. Es gilt zu prüfen, ob das alles rechtens ist, was das BLW hier vorbereitet. Ferner gehen wir von einem hohen administrativen Aufwand aus. Zudem werden unsere Lieferanten mit grosser Wahrscheinlichkeit den administrativen Aufwand verrechnen. Wie das läuft, sehen wir bei der Umsetzung der Aufzeichnungspflicht für Tierarzneimittel.  Ich habe auch grosse Vorbehalte bei der Datensicherheit. Das System ist ein Schritt auf dem Weg zum gläsernen Betrieb und erleichtert immer neue politische Eingriffe.»

Suisse-Bilanz: «Sie ist das Paradebeispiel, wie dauernd verschärft wird. Fehlerbereiche werden gestrichen. Nährstoffentzüge und der Futterverzehr der Kühe wird nicht im Rahmen der guten Agrarpraxis angepasst. Weitere Verschärfungen der Ausnutzungsziffer für Hof- und Recyclingdünger für 2026/27 sind in Arbeit. Die Suisse-Bilanz dient de facto nur der Steuerung agrarpolitischer Umweltziele.»

Grenzschutz: «Um den Standortnachteil auszugleichen, brauchen wir einen soliden Grenzschutz. Es braucht keine Ideen, die den guten Schutz (siehe Fleisch) torpedieren und abbauen wollen.»

Abbau der Tierproduktion: «Die Tierproduktion soll wieder einmal massiv geschwächt werden. Vor dem Hintergrund des Wertschöpfungsanteils der Tierhaltung in der Schweiz nicht tragbar.

Kommentare (1)

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  • Vollgas - Melker | 14.06.2025
    Grundsätzlich einverstanden. Allerdings empfinde ich die Basisbewegung als imageschädigend. Besser orientieren wir uns am SBV, die Leute dort machen einen tollen Job - so können wir Einigkeit demonstrieren!
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