Augebiete verbessern die Wasserqualität von Flüssen, indem sie Stickstoff abbauen. Das zeigt ein internationales Projekt mit Beteiligung österreichischer Forscher, in der erstmals für das gesamte Donau-Einzugsgebiet untersucht wurde, wie gross die Stickstoffeinträge sind, in welchem Umfang sie abgebaut werden und welchen Anteil die Auen daran haben. Die Ergebnisse zeigen, wie sinnvoll die grossräumige Renaturierung von Flussauen für eine bessere Wasserqualität ist.
Viele Flüsse sind durch Stickstoffeinträge belastet. Das verschlechtert die Wasserqualität und bedroht die Artenvielfalt – sowohl in den Flüssen selbst als auch in den Meeren, in die sie münden. In einem gewissem Umfang können die Flüsse selbst und auch die Flussauen den Stickstoff abzubauen.
Das Einzugsgebiet der Donau ist mit einer Fläche von mehr als 800’000 Quadratkilometer, die sich über 19 Länder erstreckt, das zweitgrösste in Europa. Allerdings wurden 70 bis 80 Prozent der Flussauen in diesem Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten vom Fluss abgetrennt oder in Agrarflächen umgewandelt, teilte das Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin mit.
Wie gross der Beitrag der verbliebenen aktiven Auen zur Reduzierung von Stickstoff ist, wurde nun im Rahmen des Forschungsprojekt IDES abgeschätzt, an dem auch Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien beteiligt waren. Dazu wurde ein Modell genutzt, mit dem Nährstoffeinträge aus Quellen wie die Atmosphäre, Düngereinsatz oder Kläranlagen bestimmt und ihr Verbleib im Flusssystem berechnet werden können.
Nitrat vor allem aus Landwirtschaft
Demnach gelangen jährlich 500’000 Tonnen Stickstoff in die Gewässer des Donau-Einzugsgebiets, überwiegend als Nitrat. Der grösste Anteil stammt aus der Landwirtschaft (44 Prozent) und aus urbanen Quellen (30 Prozent). Zwei Drittel dieser Einträge erreichen das Schwarze Meer, ein Drittel oder 160’000 Tonnen werden in den Gewässern abgebaut. Das passiert etwa, indem Stickstoff von Plankton aufgenommen oder durch Bakterien umgewandelt wird.
«Aber auch die Auen können zu einem nicht unerheblichen Teil zum Nährstoffrückhalt beitragen», erklärte Andreas Gericke vom IGB in einer Mitteilung. Laut den im Fachjournal «Science of The Total Environment» veröffentlichten Ergebnissen bauen die aktiven Auen 33’200 Tonnen Nitrat jährlich ab, was einem Anteil von 6,5 Prozent des Eintrags entspricht.
«Auen erhalten ist sinnvoll»
Würden die rund 1’300 Quadratkilometer potenziell renaturierbaren Altauen und Altarme der Donau und ihrer Zuflüsse wieder an die Hauptläufe angeschlossen, könnte der Nitratabbau der Auengebiete um 14,5 Prozent erhöht werden, schätzen die Wissenschaftler.
«Unsere Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass es sinnvoll ist, Auen zu erhalten und ihre Funktionen wiederherzustellen – nicht nur wegen ihrer Fähigkeit, Nährstoffe abzubauen, sondern auch zum Erhalt der Artenvielfalt neben vielen weiteren Ökosystemleistungen», betonte Martin Tschikof vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Boku.