Die Schweiz hat keine Übersicht über den Wasserverbrauch für die landwirtschaftliche Bewässerung. Zu diesem Schluss kommen Forschende im Projekt «SwissIrrigationInfo». Die Daten zur Wassernutzung in der Landwirtschaft sind demnach heterogen und lückenhaft.
Um in Zukunft das kostbare Gut zur richtigen Zeit am richtigen Ort einsetzen zu können, seien solche aussagekräftigen schweizweite Daten aber unabdingbar, hiess es in einer Mitteilung der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) vom Donnerstag.
Aufgrund der zunehmend limitierten Wasserressourcen zum Zeitpunkt des höchsten Bedarfs steigt das Konfliktpotenzial zwischen den unterschiedlichen Anspruchsgruppen, so die Forschenden. Heute werden hauptsächlich Kulturen mit einer hohen Wertschöpfung bewässert. Es sind dies Freilandgemüse, Obst, Beeren und Kartoffeln. Für die Zeitspanne zwischen 1980 und 2006 wurde ein jährlicher Bewässerungsbedarf von 150 Mio. m3 modelliert, wenn alle Flächen mit Bedarf auch bewässert würden.
40 Prozent mehr
Wenn die Sommer heiss sind und wenig Regen fällt, kann laut der Hochschule das Wasser in der Schweiz lokal knapp werden, so wie etwa in den Sommern 2003, 2015, 2018 oder 2022. Mit dem Klimawandel erhöht sich der Wasserbedarf demnach noch einmal deutlich: Ohne wirksamen Klimaschutz steigt gemäss Modellen hierzulande der Bedarf an Wasser für die landwirtschaftliche Produktion bis zum Ende des Jahrhunderts um rund 40 Prozent an.
Um in Zukunft das Wasser zur richtigen Zeit am richtigen Ort einzusetzen, hat der Bund in Auftrag gegeben, eine bessere Datengrundlage zu erarbeiten. Gemäss den Forschenden ist das dringend nötig. Die Schweiz als Wasserschloss – sechs Prozent der Süsswasserreserven Europas sind hierzulade – habe kaum Erfahrung mit Bewässerung. Die Zahlen zur Wassernutzung in der Landwirtschaft zeigen sich oft «heterogen und lückenhaft», wie auch das Projektteam feststellte.
Forscher empfehlen zentrale Datenbank
Zur Zeit werden Daten zur Bewässerung laut der Analyse pro Kanton erfasst und nicht pro Gewässerraum. Viele Gewässer, die für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt werden, erstrecken sich aber über mehrere Kantone. Weil sich die Parameter und die Art der Datenerfassung zwischen den Kantonen unterscheiden, können keine Aussagen pro Gewässerraum abgeleitet werden. «Um aber Trends im Wasserverbrauch frühzeitig zu erkennen, sind aussagekräftige schweizweite Daten unabdingbar», so Agronomin und Projektleiterin Andrea Marti von der Hafl.
Auch eine regionale, überkantonale Betrachtung könne gewinnbringend sein, da sich viele Gewässer, die für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt werden, über mehrere Kantone erstreckten. Einzig bei den bewilligten Entnahmestellen liegen fast flächendeckende Daten vor, die das Projektteam erstmals zusammengefasst hat.
Insgesamt sei ein Dialog zwischen allen Akteuren notwendig, hiess es von den Forschenden. Im Projekt «SwissIrrigationInfo» des Bundesamts für Umwelt (Bafu) haben Forschende der BFH-HAFL zusammen mit Agroscope Daten aus 17 Kantonen zur landwirtschaftlichen Bewässerung zusammengestellt. Die Daten basieren auf Umfragen bei den Kantonen.