Eine Frau als Betreibsleiterin: immer noch ein seltenes Bild.
Forum Moderne Landwirtschaft
Marlen Brüngger, so steht es in einem Artikel des «Landboten» , erinnert sich an die überraschten Blicke, als sie als Frau den elterlichen Hof übernahm. Die Jungbäuerin ist sich solche Reaktionen gewohnt. Erzähle sie, was sie beruflich mache, folge meistens die Frage nach dem Bauern.
«Wenn ich dann sage, dass ich mein eigener Boss bin, ist das Staunen gross», wird Brüngger im Artikel zitiert. Von ungefähr komme dies nicht, so der «Landbote», der die Zahlen zum Frauenanteil in der Landwirtschaft ausgewertet hat.
Auch wenn der Frauenanteil unter den Betriebsleitern seit 2007 von 4,9 auf 7,1 Prozent (2022) gestiegen ist, bleibt er insgesamt tief. Gerade auch im Vergleich mit der EU, wo aktuell durchschnittlich 29 Prozent der Bauernhöfe in Frauenhand sind.
Die Spitzenplätze belegt gemäss dem statistischen Dienst des Schweizer Bauernverbandes Agristat das Baltikum – Lettland wie auch Estland weisen einen Frauenanteil von je 45 Prozent auf. Nur auf Malta und in den Niederlanden leiten mit 6 beziehungsweise 5 Prozent (Eurostat 2016) noch weniger Frauen als in der Schweiz einen Hof.
16 Prozent im Tessin
Den tiefsten Anteil weist hierzulande mit 3,8 Prozent der Kanton Nidwalden auf, am höchsten ist er mit 16 Prozent im Tessin. Die Gründe für die kantonale Heterogenität seien zwar vielfältig, schreibt dazu Agristat. Tendenziell würden aber in Grenzkantonen, Kantonen mit einer tiefen Viehdichte oder solchen mit einer hohen Bevölkerungsdichte mehr weibliche Betriebsleiter arbeiten.
Betrachtet man die vorliegenden Zahlen nach Betriebsform, zeigt sich, dass die Frauen bei Ackerbau und Dauerkulturbetrieben wie Obstplantagen mit 16,2 respektive 13 Prozent (Stand 2022) häufiger vertreten sind. Bei Veredlungsbetrieben wie beispielsweise Mast oder Legehennenbetrieben sind es 4,2 Prozent.
Bei der Weideviehhaltung liegt der weibliche Anteil bei 6,3 Prozent, bei Kombibetrieben mit Pflanzenbau sowie Tierhaltung sind es 6,8 Prozent.
Grafik des Anteils der Betriebsleiterinnen der Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz im Jahr 2022.
Agristat
Marlen Brüngger als Vorreiterin:
Marlen Brüngger ist nicht die erste Frau in ihrer Familie, die das Ruder auf dem Bauernhof übernommen hat, weiss der «Landbote». Ihre Grossmutter Anna sprang bereits in jungen Jahren ein, als es keinen männlichen Erben gab. Marlen Brüngger habe die Tradition fortgesetzt und den Betrieb modernisiert. Durch den Verkauf von Milchkühen und die Umstellung auf Mutterkuhhaltung setzt sie auf eine nachhaltige Fleischproduktion.
Die Entscheidung von Brüngger, den Betrieb neu auszurichten, sei nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern auch eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft. Niedrige Milchpreise und ein sich wandelndes Konsumentenverhalten erfordern neue Ansatz, so hat die Junglandwirtin beispielsweise in einen modernen Laufhof und in die Pensionspferdehaltung investiert, was sich bis jetzt als erfolgreiche Strategie herausstelle.
Danke für deinen Kommentar. Dein Kommentar wurde erfolgreich hinzugefügt.
Danke für deinen Kommentar. Dein Kommentar wird nach der Überprüfung sichtbar.
Hoppla! Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es später erneut.