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Dieser Hof sieht sich als Versuchsbetrieb

Renate Hodel, lid |

 

Mit rund drei Hektaren Wiesland und ebenso viel Wald produziert die Gemeinschaft auf dem Balmeggberg etwa ein Drittel ihrer Lebensmittel und zwei Drittel ihrer Energie selbst. Bei der Bewirtschaftung geht es aber nicht nur um Selbstversorgung. Der Kleinstbetrieb testet auch neue Ansätze im Bereich Energie und Ernährungssicherheit.

 

Rund fünfzehn Personen leben auf dem abgeschiedenen Hof in Trub im Emmental und üben sich in Selbstversorgung. Einerseits aus Überzeugung, andererseits aber auch aufgrund von praktischen Überlegungen, wie Anton Küchler vom Balmeggberg erklärt: «Alles, was wir selber machen, müssen wir nicht hier heraufführen.»

 

Auf drei Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche wird in einem grossen Garten Gemüse gezogen, Obstbäume und Beerensträucher liefern Früchte. Es werden Pilze kultiviert, Legehennen gehalten, und dank Ziegen und Kaninchen gibt es auch ab und zu Fleisch auf dem Teller.

 

 

Selbstversorgung in all seinen Formen

 

Die Gemeinschaft im Emmental ist sich bewusst, dass sie keine absolute Selbstversorgung betreiben kann. Unter anderem ist Getreideanbau aufgrund der Topografie auf dem Balmeggberg kaum möglich, und auch bei der Energie ist der Kleinstbetrieb auf eine Versorgung von aussen angewiesen. Geheizt wird zwar mit eigenem Holz, und für das Warmwasser ist die einzige geeignete Dachfläche mit Sonnenkollektoren belegt.

 

Der Strom wird aber über die Plattform «Strom von hier» von umliegenden Anlagen zugekauft. «Selbstversorgung muss nicht klein gedacht sein. Man kann sie auch regional, national oder noch grösser verstehen», sagt Anton Küchler und fügt an, dass es auf dem Balmeggberg mehr darum gehe, herauszufinden, wie viel Selbstversorgung mit den vorhandenen Ressourcen wie Zeit und Land zu schaffen sei.

 

4000 Übernachtungen

 

«Sicher kann man uns als Idealisten belächeln. Doch auch wir müssen eine gewisse Effizienz erreichen, damit es funktioniert», meint Mike Curran. Jährlich pilgern nämlich noch zahlreiche Menschen für Workshops und Retreats auf den kleinen Hof.

 

Pro Jahr verbucht der agrotouristische Betriebszweig bis zu 4000 Übernachtungen. «Rund ein Viertel der Verpflegung für unsere Gäste wird hier auf dem Betrieb produziert – wir ernähren also auch noch weitere Menschen ausser uns selbst und bringen sie auf kleiner, aber nachhaltiger Ebene mit der Landwirtschaft in Kontakt», ergänzt er.

 

Betriebsspiegel

 

Betrieb: 3 Hektaren LN – davon rund 1 Hektar Garten, Obstbäume, Beerensträucher und Pilzkulturen sowie zusätzlich 3 Hektaren Wald
Tiere: Ziegen, Kaninchen und Hühner
Vermarktung: Selbstversorgung sowie Gastronomie/Verpflegung der Teilnehmenden des Kursbetriebs, Verkauf von «Pilzrugel»

 

Botschafter für die Landwirtschaft

 

Tatsächlich lägen die Realitäten in der Bevölkerung heute sehr weit auseinander, beschreibt Anton Küchler seine Erfahrungen als Kleinbauer und Gastgeber. Der Konsum werde häufig unabhängig von der Produktion wahrgenommen. Ihr Selbstversorgungsansatz sei darum vielschichtiger: «Wir wollen Menschen die Möglichkeit geben, praktische Erfahrungen in der Landwirtschaft zu sammeln», erklärt er. «Alle, die hier durchkommen, nehmen etwas mit – den Bezug zur Versorgung und das, was hinter der Lebensmittelproduktion steckt», ergänzt Mike Curran.

 

Dafür sei ein kleinstrukturierter Betrieb eben sehr geeignet. Ausserdem könnten sie viel einfacher neue Ideen ausprobieren und Risiken eingehen. «Kleinstbetriebe wie der Balmeggberg leisten einen Beitrag zur Diversität in der schweizerischen Landwirtschaft – einerseits durch die vielen ökologischen Strukturen, andererseits aber auch, weil Nebenerwerbshöfe oft nach anderen Wirtschafts- und Lebensmodellen funktionieren als Vollerwerbsbetriebe», ist Anton Küchler überzeugt.

 

Permakultur ist auf dem Balmeggberg ein zentrales Element der Selbstversorgung.
Renate Hodel

 

Robuste Landwirtschaft in Krisen

 

Ansätze wie Permakultur oder Agroforst, die auch in der produktiven Landwirtschaft immer relevanter werden, sind auf dem Balmeggberg schon lange Realität. So könnten Erfahrungen vom «Aussteigerhof» später auch für andere, grössere Betriebe bedeutsam werden. «Während sich die Forschung Gedanken über Technik und ertragreiche Lösungen machen muss, bevor sie Projekte umsetzen kann, können wir hier einfach mal starten und ausprobieren», meint Mike Curran, der nebenbei noch beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL im Bereich Nachhaltigkeit arbeitet.

 

«Ich schaue unseren Hof auch ein bisschen als Versuchsbetrieb an», meint er und ergänzt, dass die Erkenntnis aus der Praxis für ihn als Forscher wertvoll sei. Eine Landwirtschaft, die nicht nur wirtschaftlich oder technisch innovativ sei, sondern auch gesellschaftlich neue Wege gehe, könne bisher ungenutzte ökologische und ökonomische Potentiale erschliessen, ergänzt Anton Küchler: «Wenn eine Volkswirtschaft seine landwirtschaftliche Produktion diversifiziert, bleibt sie im Krisenfall robust», erklärt er.

 

Futterbäume

 

Die neuesten Versuche gelten aktuell sogenannten Futterbäumen oder Futterlaub.
Renate Hodel

 

In einer Notlage seien Lebensmittel breiter verfügbar und es müssten weniger Menschen vor leeren Regalen beim Grossverteiler stehen. Und in Friedenszeiten könne damit ein Beitrag geleistet werden, entstehende Gräben zwischen Stadt und Land zuzuschütten.

 

Die neuesten Versuche gelten aktuell sogenannten Futterbäumen oder Futterlaub: «2018 gab’s wenig Futter für unsere Tiere, die Bäume waren aber alle noch grün – deshalb kamen wir auf die Idee, die uralte Bewirtschaftungsform der Futterbäume wieder zu beleben und im Sommer Bäume zu schneiteln, sodass wir im Winter dann das Laub unseren Ziegen verfüttern können», erklärt Anton Küchler.

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