Ungeachtet der derzeitigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten blickt der Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, Christian Janze, grundsätzlich optimistisch auf die Lage der Landwirtschaft. Ein Grund dafür ist die Künstliche Intelligenz (KI). Die KI werde möglicherweise «einen weiteren Innovationssprung für die Branche» ermöglichen, so Janze bei einer Online-Pressekonferenz.
Deutschland könne mit der Kombination aus sehr gut ausgebildeten landwirtschaftlichen Unternehmern, Technologie- und Know-how-Führern im vor- und nachgelagerten Bereich punkten und biete mit einem funktionierenden Forschungsnetzwerk insgesamt gute Voraussetzungen für das «Agribusiness der Zukunft».
Analysieren und interpretieren
Ein wesentlicher Nutzen der KI besteht laut Janze darin, dass solche Systeme in der Lage sind, visuelle Informationen zu analysieren und zu interpretieren, ähnlich wie es ein Mensch tun würde, jedoch häufig mit höherer Genauigkeit und Schnelligkeit.
Dies ermögliche eine präzise Erkennung und Bewertung von Zuständen, sei es bei Pflanzen, Tieren, Böden oder Lebensmitteln. Das Sammeln und die Interpretation von Daten durch KI bietet für den hiesigen Landwirtschaftssektor laut dem EY-Partner «enorme Umsatzpotenziale».
Auch vor dem Hintergrund, dass die KI im Agribusiness überdurchschnittlich positiv bewertet wird, rechnet Janze damit, dass die betreffenden Umsätze in den nächsten Jahren jeweils um mehr als 20% steigen. Ausgehend von rund 180 Mio. Euro im vergangenen Jahr wird das Umsatzpotenzial im Jahr 2030 von EY auf rund 590 Mio. Franken (620 Mio. Euro) veranschlagt.
Noch nicht ausgereift
Stefan Seifert von der Universität Göttingen stellte aber klar, dass Lösungen und Anwendungen aus dem Bereich KI einen klaren Mehrwert bringen müssten, auch wegen der Kosten und des Schulungsaufwands.
Aktuell gebe es viele Angebote auf dem Markt, die zwar spannend, aber noch nicht ausgereift seien. Ein Anwendungsgebiet wäre laut Seifert beispielsweise der optimierte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Mithilfe von KI-Anwendungen lasse sich die eingesetzte Menge reduzieren, in intensiven Feldfrüchten teilweise sogar deutlich.
Vertrauen schaffen
Aus Sicht von Janze ist auch die Möglichkeit besonders spannend, KI-generierte Daten für die Inwertsetzung von Ökosystemleistungen zu nutzen, etwa bei der Bewertung von Mooren oder der Förderung des Tierwohls. Allerdings warteten auch Herausforderungen auf die Anwender von KI, beispielsweise im Bereich Governance.
Es gelte nämlich, Datensicherheit zu gewährleisten und damit Vertrauen bei den Anwendern zu schaffen. Die Politik müsse dazu einen Rahmen schaffen, der zwar die Sicherheit im Blick behalte, jedoch nicht zu ausufernder Bürokratie und Investitionshemmnissen führe, mahnte Janze.