Er ist hellbraun-gelb, mit «wielandleben.ch» beschriftet und hängt unter drei weissen, grösseren Exemplaren beim Dorfeingang von Bowil: ein Wegweiser. Seine Existenz war den Besitzern einen Eintrag auf Facebook wert: «Wir haben grosse Freude und danken der Gemeinde Röthenbach im Emmental und der Gemeinde Bowil wie dem Kanton Bern für die Bewilligung des Wegweisers», schreiben Salome und Thom Wieland vom Hof Wielandleben. «Jetzt findet man auch vom Dorf Bowil zu uns.»
Entspannt ankommen
Familie Wieland im Emmental führt einen vielseitigen Betrieb mit einem B&B, zudem arbeiten bei ihnen Menschen mit Betreuung. Für diese Nutzer ist kein Wegweiser nötig, auch nicht für die Kunden, die im Hofladen Bioprodukte einkaufen: Sie kennen Wielandleben.
Für fremde Gäste, welche auf dem Hof übernachten möchten, ist ein Wegweiser jedoch hilfreich, kommen sie in der Regel von weiter her und kennen die Gegend nicht. «Wir finden es gut, wenn unsere Gäste kurz vor dem Ziel wissen, dass sie auf dem richtigen Weg sind», erklären die innovativen Landwirte. «Das entlastet sie, und sie kommen entspannt bei uns an.»
Wielands haben drei Gastro- und einen Betriebswegweiser anbringen lassen. Damit alles korrekt lief, mussten sie den Weg durch die Instanzen gehen: Für die Gemeindestrasse brauchte es das Okay der Gemeinde, für die Kantonsstrasse das Okay des Kantons. Das dauerte: «Von der Einreichung des Gesuchs bis zur Montage des letzten Wegweisers vergingen rund eineinhalb Jahre», erklären sie. Kein Wunder, war ihnen das Resultat einen Eintrag auf Facebook wert.
70 Wegweiser montiert
«Wegweiser müssen wettbewerbsneutral sein und auf ein bereits bekanntes Ziel hinweisen», steht es in der Information, welche die Polizei des Kantons Baselland zum Thema Hinweissignale verfasst hat. Der Hinweis muss klar verständlich sein und den Verkehrsfluss nicht stören. Zu beachten ist eine korrekte grafische Gestaltung.
Um einen kreativen Wildwuchs zu vermeiden, wird die Bewilligung von Schildern relativ restriktiv gehandhabt. Diese Erfahrung hat auch Martin Jucker von der Jucker Farm AG gemacht. «Als wir vor einigen Jahren mit den Kürbisausstellungen begannen, durften wir im Zürcher Oberland rund 70 Wegweiser montieren», erinnert er sich. «Für uns war das traumhaft, aber natürlich ging es vor allem darum, den Verkehr richtig zu lenken.»
Zurzeit hängen für ihre vier Höfe nur wenige Hinweisschilder, einer davon weist seit 2009 den Weg zum Bächlihof in Jona. Der grosse Bauernhof in Seegräben, wo die Jucker Farm AG ihren Ursprung hat, profitiert von einer anderen Lösung: Wegen des grossen Besucherandrangs hat die Gemeinde Seegräben ein Verkehrsleitsystem erstellt. Dieses teilt Anreisenden mit, wie viele freie Parkplätze vor Ort vorhanden sind.
Natürlich gibt es diverse Gründe, um nach Seegräben zu fahren – der schöne Pfäffikersee –, aber die Erfahrung zeigt, dass der Erlebnisbauernhof die meisten Leute anzieht. So funktioniert das Parkplatzleitsystem, das in Oberuster und Wetzikon Hinweistafeln hat, als ein indirekter Wegweiser, für den die Jucker Farm AG nicht mal ein Gesuch einholen musste.
Es bestehen Unterschiede
Geht es darum, auf dem Hofareal selber Hinweise für Besucher zu montieren, hilft der Schweizerische Bauernverband SBV weiter. «Im Rahmen der Kampagne ‹Schweizer Bäuerinnen & Bauern› haben wir einen Hofwegweiser im Sortiment», erklärt Mirjam Hofstetter, Co-Leiterin Kommunikation SBV. «Dieser ist aber wegen seines Materials (Forex oder Hohlkammerplatte von Hand beschriftet) nicht für einen permanenten Einsatz geeignet.»
Für fix installierte Wegweiser entlang von Strassen braucht es eine Bewilligung. Da die Auslegung von Kanton zu Kanton unterschiedlich ausfallen kann, verweist der Bauernverband an die jeweilige kantonale Fachstelle für Verkehrssicherheit. «Natürlich will jeder so viele Wegweiser wie möglich haben», schmunzelt Martin Jucker. «Das verstehe ich. Aber so geht die Übersicht im Verkehr verloren. Und seien wir ehrlich: Wer orientiert sich anhand von Wegweisern? Heute sind doch alle mit einem Navigationsgerät unterwegs.»