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Milchkühe, Ingwer und Saatgut

Anna Kröplin, Lukas Stöckli, Jasmin Burkard, Mario Stettler |

 

Studierende der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen besuchen auf ihrer Abschlussreise Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe in der Schweiz. Auf schweizerbauer.ch berichten sie darüber. In Teil 2 gibt es einen Einblick in eine Betriebsgemeinschaft, einen Biobetrieb und einen Saatgutproduzenten.

 

Kurz nach dem frühmorgendlichen Aufstehen folgte bereits der erste Schlag in die teilweise noch etwas empfindliche Magengrube: Die Kaffeemaschine ging im Verlauf des nächtlichen Treibens in die Brüche.

 

Diese Hiobsbotschaft vermochte unsere Gemüter aber nur kurzfristig zu trüben. So machten wir uns nach kurzer Zeit topmotiviert auf den Weg in die Ostschweiz. Der Tag widmete sich der Innovation in der Schweizer Landwirtschaft. So standen gleich drei Besuche von modernen Betriebsformen auf dem Tagesprogramm.

 

BG Agrino: Milchkühe und Spezialkulturen

 

Für unseren ersten Zwischenhalt im Kanton Aargau öffnete die BG Agrino in Remetschwil ihre Stalltore. Empfangen wurden wir vom HAFL-Absolventen Raphael Peterhans. Zusammen mit seinem Bruder und seinem Cousin führt dieser seit 2019 die Betriebsgemeinschaft mit 80 Hektaren LN. Die Betriebszweige sind dabei äusserst vielfältig. Im modern eingerichteten Laufstall mit Melkroboter werden circa 60 Milchkühe gehalten. Dabei wird silofreie Käsereimilch nach biologischen Richtlinien produziert.

 

 

Weiter finden eine Mutterkuhherde und einige Pferde auf den grosszügigen Weideflächen Platz. Ein zweites Standbein der BG Agrino bildet der Ackerbau. Neben den üblichen «Verdächtigen» wie Gerste, Weizen, Raps und Mais werden Kichererbsen, Kürbisse und Zuckermais angebaut.

 

Diese Spezialkulturen erfreuen sich einer regen Nachfrage, stellen die Betriebsleiter aber im Anbau immer wieder vor neue Herausforderungen. Beinahe gegensätzlich dazu steht die Biogas- und Photovoltaikanlage. Während die Produktionsprozesse hier sehr ausgereift sind, bergen die ungewissen und teilweise gegensätzlichen Bedürfnisse der Marktakteure gewisse Risiken.

 

Vertrauen und Kommunikation

 

Aufgrund unserer Studienvertiefung in Agrarwirtschaft interessierten wir uns besonders für die Eigenheiten bei der Führung einer Betriebsgemeinschaft. Besonders in Erinnerung blieb dabei eine Aussage von Samuel Imboden, dem zweiten Betriebsleiter: «Wenn ihr überlegt, eine Betriebsgemeinschaft zu gründen, beginnt am besten gleich morgen!» Die gewonnene persönliche Lebens- und Arbeitsqualität, finanzielle Vorteile und mehr Innovationsdrang überwiegen potenzielle Nachteile durch mangelnde Kommunikation aus Sicht der Betriebsleiter bei Weitem.

 

Die Milchkuhherde auf dem Heimweg.
zvg

 

Vertrauen, eine offene und aktive Kommunikation und ähnliche Visionen werden aber als notwendige Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit erachtet. Eindrücklich haben sich die Vorteile der gemeinsamen Bewirtschaftung während unseres Besuches gezeigt. Gleichzeitig waren Arbeitskräfte mit der Futterkonservierung, allgemeinen Betriebsarbeiten, der Betreuung einer Kindergartenklasse und mit der Vorstellung des Betriebes mit uns Studierenden beschäftigt.

 

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Orchideen auf dem Biobetrieb

 

Anschliessend zog unsere Reisegruppe weiter in Richtung Steinmaur im Kanton Zürich. Es erwartete uns Stephan Müller, Betriebsleiter der BioLand AG. Auch hier kamen wir in den Genuss einer interessanten Führung durch die Produktionsanlagen. Die BioLand AG betreibt biologischen Gemüsebau. Unser Hauptinteresse lag dabei bei der Ingwerproduktion. Umso erstaunter waren wir, als wir zuerst das Orchideenhaus betraten. Umgeben von einer wahren Blütenpracht, zeigte uns der Betriebsleiter einige Einblicke in diesen ungewöhnlichen Betriebszweig.

 

Wussten Sie beispielsweise, dass man im England der Kolonialzeit ein halbes Vermögen (umgerechnet bis zu einer halben Million Schweizer Franken) für eine einzelne Orchidee ausgeben musste? Oder dass die älteste Orchidee bei BioLand stolze 95 Jahre alt ist?

 

 

70 Aren Ingwer

 

Nach dem Orchideenhaus widmeten wir uns der eigentlichen Gemüseproduktion. Vorbei an Tomaten, Gurken, Peperoni und Auberginen gelangten wir schliesslich zum eigentlichen Grund unseres Besuches; dem Ingwer.

 

Auf 70 Aren wachsen hier die sensiblen Ingwerpflanzen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs lassen sich die wahren Schätze nur erahnen. Von den bis zu 1.5 Meter hohen, wärmeliebenden Pflanzen waren erst circa 30cm hohe Triebe zu sehen. Zudem schlummern die Ingwerwurzeln versteckt unter der Erde. Pflanzung und Ernte sind Handarbeit. Pro Quadratmeter können zwischen einem und eineinhalb Kilogramm geerntet werden.

 

Bei der BioLand AG wachsen auch Orchideen.
zvg

 

Der Markt für Ingwer aus der Schweiz ist noch relativ jung. Weiteres Marktpotenzial ist noch vorhanden. Der Hauptgrund dafür ist der anspruchsvolle Anbau dieser sensiblen Pflanzen. Deshalb sieht die BioLand AG neuer Konkurrenz auch eher gelassen entgegen. Die Verarbeitung des Ingwers wird stetig weiterentwickelt. So konnten wir beispielsweise am Ende der Besichtigung einen rassigen Ingwershot geniessen. Selbstverständlich war dieser alkoholfrei.

 

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Grösste schweizerische Bio-Saatgutproduzentin

 

Als dritte und letzte Station stand der Betriebsbesuch bei der Sativa AG in Rheinau auf dem Programm. Sativa züchtet und produziert biologisches Saatgut für diverse Gemüse- und Getreidearten und den Futterbau. Als grösste schweizerische Bio-Saatgutproduzentin verkauft die Sativa AG ihre Produkte im In- und Ausland. Im Bereich der Züchtung fokussiert sich Sativa auf standortangepasste, vielfältige Sorten für den biologisch-dynamischen Landbau.

 

 

Hauptsächlich wird dabei das Prinzip der Linienzucht angewandt. Dadurch ergab sich eine kurze Debatte über die Vor- und Nachteile gegenüber der Hybridzucht. Die Sativa AG legt Wert darauf, ihre Arbeit als Ergänzung zur Hybridzucht zu sehen. Auch die Erhaltung alter Sorten spielt eine wichtige Rolle. So pflegen sie beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit ProSpecieRara.

 

Die Netze dienen zur Sicherstellung der Bestäubung durch die Insekten.
zvg

 

Auf dem Rundgang durch die Gemüsetunnel wurde uns das Vorgehen bei der Züchtung neuer Sorten erklärt. Die Erklärungen wurden durch das leise Summen der Hummeln untermalt, welche zur Bestäubung der Pflanzen eingesetzt werden. Für die Übernachtung reisten wir anschliessend weiter nach Kreuzlingen TG. Zum Abschluss dieses Reisetages hatten wir die Gelegenheit, etwas freie Zeit am Bodensee zu verbringen. So wurden die Eindrücke des Tages bei einem feinen Znacht am Seeufer diskutiert.

 

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Teil 1: Wie sich Milco am Milchmarkt positioniert

 

Mehr über uns

 

Wir sind eine von vier Abschlussklassen der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst-, und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen. Nach eineinhalb Jahren Kontaktstudium und eineinhalb Jahren Unterricht per Online-Konferenzen auf Distanz haben wir uns unglaublich gefreut, uns wieder einmal zu sehen und zusammen die Vielfältigkeit der Schweizer Landwirtschaft kennen zu lernen. Während sechs Tagen fahren wir nun auf einer «Tour de Suisse» durch das ganze Land und nehmen die Leserschaft vom Schweizer Bauer mit täglichen Berichten mit uns mit!

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