Am Montag, 22. Mai 2023, stand die Besichtigung einer Käserei im kroatischen Josipdol auf dem Programm. Die Studierenden erfuhren wie ein einstiger Milchbauer seinen Ertrag verdoppeln konnte. Dann wunderten sie sich über das brach liegende Potenzial. Und bei einer Degustation haben sie unweigerlich auch einen Vergleich mit dem Schweizer Käse gezogen.
Durch Käseproduktion Ertrag verdoppelt
An ihrem ersten Tag in Kroatien besuchten die Studierende die OPG Miscevic in Josipdol. Das kleine Familienunternehmen produziert Milch und verarbeitet diese zu eigenem Käse. Daneben werden Appartements für die Übernachtung angeboten.
Die OPG Miscevic wird von Milan und Radmila Miscevic geführt. «Wir produzieren seit 30 Jahren auf unserem Bauernhof Käse aus der eigenen Milch», sagt Milan Miscevic. Im Jahr 2005 haben sie sich aufgrund hoher Nachfrage entschlossen, weiter in die Käseproduktion zu investieren.
Ein weiterer Grund für diesen Entscheid waren die tiefen Milchpreise. «Die Molkerei zahlte einen Preis von 53 Cent (51,1 Rp.) pro Kilo Milch» sagt Milan. «Durch die eigene Käseproduktion konnte ich den Ertrag pro Liter Milch fast verdoppeln». Deshalb liess sich die Familie Miscevic in diesem Jahr als Mini-Käserei registrieren, daraus entstand die OPG Miscevic .
Mit der Eigenverarbeitung seiner Milch hat Milan Miscevic den Ertrag fast verdoppeln können.
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Familienunternehmen
«Seit dem Entscheid, die Käseproduktion auszudehnen habe ich rund 30'000 Euro (etwa 29’000 Franken) in den Betrieb investiert», sagt Milan. Die Investition in die Mini-Käserei wurde vom Staat zu einem geringen Teil unterstützt. Deswegen war er auch auf die finanzielle Unterstützung seiner Geschwister angewiesen, fügt Milan Miscevic an.
Auf die Unterstützung der Familie können Milan und Radmila auch bei der täglichen Arbeit zählen. Die Schwester von Milan arbeitet seit der Ausdehnung der Käseproduktion Vollzeit in der OPG mit. Auch arbeiten die Kinder von der Familie Miscevic kräftig mit. Der Sohn ist für das Milchvieh zuständig. Die Tochter wird vor allem im touristischen Teil miteingebunden.
Tourismusangebot als Ergänzung
Im Jahr 2008 baute Milan einen neuen Stall für 12 Milchkühe ausserhalb des Dorfes. «Seither bin ich der grösste Milchviehhalter in der Region», erzählt Milan. Zehn Jahre später wurde das touristische Angebot auf dem Betrieb stark ausgedehnt. Auf dem Betriebsgelände erstellte die OPG Miscevic drei Appartements für Gäste.
Oft sind es Reisende, die gerne die Appartements für ein bis zwei Nächte benutzen. Auch hat die Familie Miscevic den alten Stall für die touristischen Zwecke umgenutzt. Dieser wurde neu mit einer Küche und Essraum für die Verpflegung der Gäste eingerichtet. Weiter können die Gäste bei der Käseproduktion dabei sein und den Käse verkosten.
11 verschiedene Käsesorten
Milan Miscevic betont, dass sie die gesamte Milchmenge der 12 Milchkühe in der Käserei verarbeiten. Pro Tag produziert die OPG Miscevic rund 25 kg Käse. «Wir produzieren neben Käse aus pasteurisierter Milch auch Rohmilchkäse, sagt Milan Miscevic. Deshalb ist für ihn die Qualität der Rohmilch sehr wichtig. Um die Produktequalität sicherzustellen wird der Käse und die Milch regelmässig von amtlichen Institutionen beprobt und kontrolliert.
Insgesamt verarbeitet die OPG Miscevic ihre Milch zu 11 verschiedenen Käsesorten. Diese unterscheiden sich weniger in der Produktionsmethode, sondern durch die beigefügten Zutaten. Bei vielen Käsesorten werden Gewürze oder Kräuter beigefügt. Auch sind die meisten Käsesorten geräuchert.
Ein Kilogramm Käse kostet in der OPG Miscevic zwischen 10.60 Euro bis 11.95 Euro (etwa zwischen 10.20 Franken bis 11.50 Franken). Verkauft wird der Käse direkt ab dem Hof. Ebenfalls beliefert die OPG Miscevic Restaurant und Hotels in Städten wie Zagreb oder Rijeka.
Eine Käseplatte der Käserei Miscevic in Josipdol. Deren Käse besteche vor allem durch die dazugefügten Gewürze und Kräuter.
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Fehlendes Interesse an Milchproduktion
Milan Miscevic betont, dass er mit der Käseproduktion sehr zufrieden ist. Er konnte dadurch seine Wertschöpfung auf dem Betrieb steigern und weitere Betriebszweige aufbauen. Auch kann die OPG Miscevic ihren Käse gut auf dem Markt platzieren. «Eine Ausdehnung der Produktion sei jedoch schwierig, da in der Region die Milch fehlt», erwähnt Milan Miscevic.
Viele Landwirte in der Region besitzen bloss ein bis zwei Kühe und produzieren damit Milch für den Eigengebrauch. Das Interesse an der professionellen Milchproduktion fehlt, auch aufgrund schlechter politischer Unterstützung. Die OPG Miscevic schwimmt dem Strom entgegen und geht mit einem guten Beispiel voran.
Kein Zollschutz landwirtschaftlicher Produkte
«Wir hatten den Eindruck, dass die Landwirtschaft in gewissen Teilen von Kroatien stark vernachlässigt wird», so die Hafl-Studierende. Für viele ist es schwer verständlich, weshalb nicht mehr Milchkühe gehalten werden. «Die Flächen in der Region wären aus unserer Sicht gut geeignet für den Futterbau. Vermutlich fehlt in der Bevölkerung das Interesse an der professionellen Landwirtschaft», so die Studierenden weiter.
Milan Miscevic wollte den Milchviehstall nicht zeigen. «Welche Gründe dafür ausschlaggebend waren, kann man sich wohl selbst ausmalen», so die Studierenden. Auch hat Milan Miscevic den Druck von Importprodukten aus dem Ausland erwähnt. Da der Inlandmarkt landwirtschaftlicher Produkte in Kroatien nicht geschützt ist, sind die Landwirte durch die Importprodukte nicht konkurrenzfähig .
Vergleich mit Schweizer Käse
Bei der Degustation des Käses wurde unter den Studierenden ausgiebig diskutiert. Der Käse der OPG Miscevic unterscheidet sich vor allem in Konsistenz zu Schweizer Käse. So äusserte sich ein Studierender mit dem Kommentar «der Käse ist wie Gummi». Die Konsistenz konnte man weder einem Weichkäse noch einem Halbhartkäse zuordnen. Auch war der Käse eher etwas trocken und nicht cremig.
Überrascht haben jedoch die unterschiedlichen Geschmackrichtungen des Käses. Mit den verschiedenen Gewürzen und Kräuter erreicht die OPG Miscevic ein vielseitiges Angebot.
OPG
Die Abkürzung OPG steht für Obiteljsko Poljoprivredno Gospodarstvo , was auf Deutsch Familien-Landwirtschaftsbetrieb bedeutet. Es handelt sich dabei, soweit wir in Erfahrung bringen konnten, nicht um eine Rechtsform oder gar ein Label, sondern um einen Namenszusatz, welche kleine Betriebe in Kroatien oft als Erkennungszeichen verwenden. Rund zwei Drittel der ca. 230'000 kroatischen Landwirtschaftsbetriebe sind weniger als 3 ha gross und gehören zu den Familien- und Kleinbetrieben.
Entlöhnung ist unmöglich bei 250lt Milch im Tag wenn die Produktion der Milch 150.-Franken kostet.Kommt die Abzahlung der Darlehen noch dazu.
Die Wertschöpfung des Betriebs ohne Lohnkosten
Ist sicher besser.
Danke für den Intressanten Bericht.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Jegen