Die Studie wurde vom Markets-Instituts im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung durchgeführt. Die zunehmend aufkommenden Wetterextreme seien dabei eine besonders hohe Belastung, heisst es in der Studie. Aber auch die Preisunsicherheit und Zukunftsängste wurden als Stressfaktoren angegeben.
Wetterstress belastet 8 von 10 Befragten
Wetterextreme belasten dabei etwa acht von zehn der Befragten. «In einem Jahr ist es die Dürre, das Jahr darauf sind es Unwetter mit Hagel, Sturm und Überschwemmung oder der Frost. Die zunehmenden Wetterextreme sorgen bei vielen Landwirten – mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel – zu einer psychischen Belastung. Der damit verbundene Wetterstress in der Landwirtschaft sei gross, denn 80% des Ertrags hängen vom Wetter ab. Wir haben dies zum Anlass genommen, um die psychischen Belastungen bei Landwirten analysieren zu lassen - mit sehr deutlichen Ergebnissen», so Kurt Weinberger während der Präsentation der Umfrageergebnisse. Weinberger ist Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.
Er hat die Studie präsentiert, zusammen mit Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen, und Thomas Pargfrieder, Senior Researcher des Market-Instituts,
Generation Ü50 besonders betroffen
Drei Viertel der befragten Landwirte gaben an, dass vor allem psychische Herausforderungen in den letzten Jahren mehr geworden sind. Auch bei den körperlichen Belastungen gibt es eine Zunahme, diese liegt allerdings klar unter dem Ausmass der psychischen.
«Auffällig ist, dass vor allem Landwirtinnen und Landwirte über 50 Jahre und jene, die angegeben haben, dass sich ihr Gesundheitszustand in den letzten Jahren verschlechtert hat, verstärkt von psychischen Belastungen betroffen sind», so Pargfrieder zur aktuellen Market-Umfrage, die Ende Juli durchgeführt wurde.
Nur 17% ohne psychische Belastungen
Die grössten Sorgen und Bedenken hätten die Befragten insbesondere durch preis- und kostengebundene Faktoren. Acht von zehn gaben an, von Sorgen aufgrund steigender Preise für Dünger und Energie sowie höheren Steuern und Abgaben betroffen zu sein. Für ebenso viele stellen Preisstürze für landwirtschaftliche Produkte und Ernteausfälle durch Unwetter, Hagel, Dürre, Frost, Schädlinge usw. grosse Bedenken dar.
82%, das bedeutet vier von fünf der Befragten, sind aufgrund dessen zumindest teilweise von psychischen Belastungen betroffen. So gaben davon 45% an, an Stress durch Ernteausfälle zu leiden. Zukunftsängste (34%), anhaltende Müdigkeit (32%) und Schlafstörungen (24%) zählen ebenfalls dazu. «Nur 17% der Befragten gaben an, keine psychischen Beschwerden zu haben», führt Pargfrieder weiter aus.
Probleme sichtbar machen
«Das Leben am Bauernhof wird häufig als romantische Idylle dargestellt. Das entspricht aber selten der Realität. Stress durch wetterbedingte Ernteausfälle, Zukunftsängste, Generationenkonflikte, steigende Preise für Betriebsmittel oder Preisstürze für landwirtschaftliche Produkte gehören zum Alltag auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb», so Neumann-Hartberger.
Psychische Belastungen bei den betroffenen Bäuerinnen und Bauern sind dabei keine Seltenheit, wie die Ergebnisse der Umfrage deutlich zeigen. «Psychische Beschwerden müssen sichtbar gemacht und klar angesprochen werden, damit die betroffenen Bäuerinnen und Bauern die Unterstützung und den Zugang zu den Präventionsmassnahmen erhalten, die sie brauchen», sagt Neumann-Hartberger zu den Ergebnissen der Studie.
Schlussfolgernd zeige sich, dass die Sorgen ernst genommen und dass die Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte als Lebensmittelproduzenten viel mehr wertgeschätzt werden müssten, so ein Fazit der Studie.
Beratungsangebote in der Schweiz
Der Schweizer Bauernverband gibt einen Überblick über die zahlreichen Hilfsangebote , die national, regional und kantonal bestehen.
Auch der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband stellt eine umfangreiche Liste von Beratungspersonen zur Verfügung.
Das bäuerliche Sorgentelefon ist drei Mal in der Woche besetzt. Sie können sich hier auch via E-Mail beraten lassen.
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