Erste Ermittlungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Feuer auf einen Gärvorgang des gelagerten Futters zurückzuführen ist.
Kapo FR
Zwei Brände innerhalb weniger Tage hielten die Feuerwehr im Kanton Freiburg in Atem: Am 23. August 2025 geriet in Vuarmarens FR eine Scheune in Brand, in der Futtermittel gelagert waren. Verletzt wurde niemand, wie es im Polizeibericht hiess, doch der Einsatz war aufwendig: Teile des Daches mussten abgedeckt und zwei Kräne zum Bergen des brennenden Futters eingesetzt werden.
Nur wenige Tage später brach am Dienstagmorgen, dem 26. August, ein Feuer auf einem Bauernhof zwischen Tafers FR und Freiburg aus, wie schweizerbauer.ch berichtete. Beim Brand wurden zehn bis fünfzehn Tiere getötet, und ein grosser Teil des Gebäudes wurde zerstört. Erste Ermittlungen der Kantonspolizei ergaben, dass die Selbstentzündung des gelagerten Futters den Brand ausgelöst hatte.
Geruch wie bei Sauerteig
Doch wie kann Heu oder anderes Futter von selbst Feuer fangen? Didier Carrard, stellvertretender Direktor der Gebäudeversicherung des Kantons Freiburg (KGV) und Leiter der Abteilung Prävention und Intervention, erklärt im Onlineportal «Frapp»: «Es ist wie bei der Brotherstellung. Bei der Gärung des Futters entstehen durch bakterielle Zersetzung Wärme und Gase.» Normalerweise sei dies unbedenklich, doch ab 70 Grad Celsius könne es bei Heu zur Selbstentzündung kommen.
Sichtbare Warnsignale gebe es kaum. Ein leicht säuerlicher Geruch, ähnlich wie bei Sauerteig, weist laut dem Experten auf eine Gärung hin. Noch wichtiger sei die Temperaturkontrolle. Ab 50 Grad sollten Landwirte das Futter umschichten, belüften und Gase absaugen, erläutert Carrard auf «Frapp». Überschreitet die Temperatur 60 Grad, empfiehlt er vorsorglich, die Feuerwehr zu alarmieren. So könnten Brände verhindert werden.
Schäden oft sehr hoch
Laut der Beratungsstelle für Brandverhütung (BFB) verdient die Unterkategorie «Heu-Selbstentzündung» besondere Aufmerksamkeit. «Obwohl es in der Schweiz selten zu Heustock-Selbstentzündung kommt, ist diese Gefahr nicht zu unterschätzen», schreibt die BFB auf ihrer Website. Diese Brandursache mache zwar nur 0,7 % der Gesamtanzahl der Brände aus, trage aber 2,6 % zur Schadenssumme bei. Übersetzt heisse das: «Wenn es mal brennt, sind die Schäden oft sehr hoch.»
Im Falle des Kanton Freiburgs kommt es so jährlich zu ein bis zwei Bränden durch Selbstentzündung, schätzt Carrard im «Frapp»-Artikel. Für die KGV führe das zu jährlichen Kosten von rund einer Million Franken. Neben den finanziellen Folgen ist vor allem der Verlust von Produktionsmitteln dramatisch für Landwirte und Landwirtinnen.
Heustöcke regelmässig überprüfen
Auch die BUL (Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft) wies im «Schweizer Bauer» auf die Gefahr der «Heu-Selbstentzündung» hin: «Besonders in den ersten acht Wochen nach Einbringen des Heus besteht ein hohes Risiko. Selbst Grossballen können über 70 Grad heiss werden, was zur vollständigen Verkohlung und höchster Brandgefahr führt.»
Die Präventionsmassnahmen sind vielfältig und teilweise sogar verpflichtend: So muss der Landwirt oder die Landwirtin laut der Feuerwehrkoordination Schweiz ihre Heustöcke regelmässig überprüfen. Weiter gibt es die Möglichkeit Heuwehrgeräten zum Entlüften überhitzter Bestände einzusetzen.
Die Gebäudeversicherung des Kantons Freiburg empfiehlt jedoch den Bau von Brandmauern, die das Wohnhaus von der Scheune trennen, um die Ausbreitung eines möglichen Feuers zu begrenzen und bewohnbare Teile zu schützen. Diese Massnahme werde subventioniert, wie Carrard in «Frapp» erläutert.
Die Innerschweizer Bauernverbände haben ein Merkblatt zum Thema Heustockbrände herausgegeben.
-> Hier kann man das Merkblatt runterladen
zvg