In Frankreich wird der Kampf gegen die Brucellose im Savoyen ausgeweitet. Das Landwirtschaftsministerium legte in der vergangenen Woche einen entsprechenden Aktionsplan vor, mit dem einer weiteren Verbreitung der bakteriellen Erkrankung entgegenwirkt werden soll.
Offiziell gilt Frankreich zwar als frei von Brucellose, im Savoyen an der Grenze zu Italien und der Schweiz fungieren aber wildlebende Steinböcke als Reservoir. Ressortangaben zufolge kam es 2012 und 2021 zu Ausbrüchen bei Rinderherden in der Region.
Um weitere Fälle möglichst zu verhindern, werden laut Ministerium die Kontrollen ausgeweitet, und zwar sowohl bei den Herden als auch bei Wildtieren. Ferner bezuschusst der Staat eine Studie, um die Nachweismöglichkeiten für den Erreger, unter anderem in Milch und Milchprodukten, zu verbessern.
Mehr als 60 Steinböcke gekeult
Teil des Aktionsplans sind zudem Massnahmen zur Verringerung der Prävalenz der Krankheit in der Steinbockpopulation. 2022 wurden dem Ministerium zufolge bereits mehr als 170 Tiere gefangen und 61 entnommen. Verbessert werden soll ausserdem die Vernetzung aller beteiligten Akteure, und zwar über Arbeitsgruppen und einen Begleitausschuss.
Das allerdings dürfte durch die erst kürzlich durchgeführte Bestandsregulierung nicht einfacher geworden sein. Medienberichten zufolge wurden die 61 Steinböcke kurz vor einem Besuch von Landwirtschaftsminister Marc Fesneau im Rahmen einer grossangelegten Aktion erlegt. Das Gebiet sei unmittelbar nach der Genehmigung des Abschusses durch den Präfekten zwei Tage durch die Gendarmerie abgeriegelt worden, zudem sei ein Hubschrauber eingesetzt worden.
Hochansteckende Krankheit
Wie Radio France berichtete, hatte der Präfekt des Départements Haute-Savoie bereits im März eine entsprechende Genehmigung erteilt, die aber vom Verwaltungsgericht kassiert worden war. Laut dem Naturschutz-Dachverband FranceNatureEnvironnement (FNE) haben Untersuchungen ergeben, dass nur etwa 4 % der Steinböcke mit Brucellose infiziert sind.
Die Krankheit ist nach Angaben des Ministeriums hochansteckend und kann bei Rindern und kleinen Wiederkäuern unter anderem zu Fehlgeburten, Fruchtbarkeitsproblemen oder einem Rückgang der Milchproduktion führen. Durch Kontakt oder den Verzehr von Rohmilchprodukten kann die Krankheit zudem auf den Menschen übertragen werden. Im Savoyen wird der Reblochon hergestellt, der zu den bedeutendsten Käsespezialitäten des Landes zählt.