Die jüngsten Verwerfungen im Welthandel unterstreichen aus Sicht des australischen Bauernverbandes (NFF) die Notwendigkeit eines Freihandelsabkommens zwischen Australien und der EU. Im Oktober 2023, als ein Freihandelsabkommen mit Australien zuletzt zum Greifen nahe schien, hatte sich der NFF öffentlich noch ganz anders positioniert und vor dem Vertrag mit der EU gewarnt.
Als Ursache für das Scheitern des Abkommens galt seinerzeit der, aus der Perspektive von «down under», unzureichende Marktzugang zum EU-Binnenmarkt, insbesondere für australisches Rindfleisch. Beobachter rechnen mit einer raschen Einigung.
Liberaleres Abkommen erwartet
In einer Stellungnahme Anfang April zeigte sich der Verband nun deutlich wohlwollender gegenüber dem Vorhaben, die Verhandlungen mit der EU nach den in Australien für den 3. Mai angesetzten Wahlen wieder aufzunehmen. Allerdings machte der NFF auch deutlich, dass man von der EU ein liberaleres Abkommen als das 2023 vorbereitete erwartet.
Ein offener Handel ist dem Verband zufolge die wichtigste Triebkraft für globales Wirtschaftswachstum und Stabilität. Protektionismus, in seinen verschiedenen Formen, würde diesen Zielen zuwiderlaufen. In der Vergangenheit wurde auch die EU vom ehemaligen australischen Landwirtschaftsminister Murray Watt für einen «notorisch protektionistischen Agrarmarkt» kritisiert. Seine Nachfolgerin, die noch amtierende australische Landwirtschaftsministerin Julie Collins, machte im Januar gegenüber Agra Europe jedoch auch deutlich, dass ihr Land entschlossen sei, ein Abkommen mit der EU zu erreichen.
Einigung binnen Jahresfrist
Dem Vernehmen nach wurden auch in Brüssel die Arbeiten an einem Vertrag mit Australien wieder intensiviert. Beobachter rechnen mit einer Einigung binnen Jahresfrist.
Laut der Branchenorganisation Meat and Livestock Australia (MLA) schlagen die von den USA neu eingeführten Zölle bereits auf den Rindermarkt Australiens durch und haben zu einer Trendwende bei den Preisen geführt. Dem Verband zufolge erheben die USA seit dem 5. April einen Zoll von 10% auf Rind-, Schaf- und Ziegenfleischimporte aus Australien. Zuvor konnten die Produkte im Rahmen eines Freihandelsabkommens zollfrei in die USA eingeführt werden.